Audiosignal-Verarbeitung mittels Echtzeit-KI: Sonova lanciert neue Hörgeräte-Plattformen
Stäfa – Der Schweizer Hörgerätehersteller Sonova hat zwei neue Hörgeräte-Plattformen für seine Marke Phonak angekündigt. Es handelt sich um Audéo Infinio und Audéo Sphere Infinio, wobei letzteres als erstes Hörgerät mit künstlicher Intelligenz (KI) in Echtzeit beworben wird.
Das Flaggschiff Audéo Sphere Infinio nutzt laut Communiqué vom Dienstag eine Dual-Chip-Technologie, bei der einer der Chips die Audiosignale mittels Echtzeit-KI verarbeitet. In einer klinischen Studie konnten Nutzerinnen und Nutzer laut den Angaben ihr Sprachverstehen in geräuschvollen Umgebungen im Vergleich zu aktuellen Produkten auf dem Markt mehr als verdoppeln.
Die breiter angelegte Phonak-Infinio-Plattform wird durch den neuen Phonak ERA Chip angetrieben, der Verbesserungen in Klangqualität, Leistungsmanagement und Konnektivität verspricht.
Mehrjährige Entwicklungsdauer
Die neuen Hörgeräte sollen ab Anfang August für Kunden erhältlich sein. Die Entwicklung der Echtzeit-KI-Technologie dauerte laut Sonova mehrere Jahre und war mit erheblichen Investitionen verbunden.
CEO Arnd Kaldowski betonte die Bedeutung des verbesserten Sprachverstehens im Lärm für Menschen mit Hörverlust. «Das ist oft der Fall an belebten Orten, zum Beispiel im öffentlichen Verkehr oder in Restaurants. Wir sind überzeugt, dass wir mit unserer neuen Technologie einen signifikanten Unterschied für diese Menschen machen können.»
Die beiden neuen Plattformen ersetzen die bisherige Phonak Lumity. Hörgeräteplattformen sind die technologischen Grundlagen, auf denen moderne Hörgeräte aufgebaut sind. Sie umfassen sowohl die Hardware als auch die Software, bestimmen die Leistungsfähigkeit, die Funktionen und das Benutzererlebnis der Hörgeräte und bilden somit deren technologisches Rückgrat.
Sonova-CEO will Marktanteile zurückgewinnen
CEO Kaldowski äusserte sich am Dienstag gegenüber der «Finanz und Wirtschaft» zur Produkteinführung. Vor allem von Sphere Infino erhoffe er sich «einen zusätzlichen Schub», sagte er. Primär dank der KI-Technologie. «In den Tests, die wir gemacht haben, hat sich gezeigt, dass die Leute dreimal so viele Sätze verstehen wie mit dem Vorgängermodell Lumity», betonte Kaldowski.
Bisher waren die Richtmikrofone auf einen, maximal zwei Sprecher fokussiert. Zudem mussten Hörgeschädigte ihren Kopf bewegen, um mit einer weiteren Person zu sprechen. «Mit KI funktioniert das Hörgerät nun in alle Richtungen mit gleicher Auflösung», sagte Kaldowski. Das sei ein so grosser Vorteil, dass sein Unternehmen nun damit rechne, zuletzt verlorene Marktanteile zurückzugewinnen. (awp/mc/pg)