Zürich – Prozessmanagement ist in Unternehmen kein Selbstzweck, sondern wirtschaftliche Notwendigkeit. Eine neue Studie der Unternehmensberatungen BearingPoint und BPM&O verdeutlicht, dass sich diese Erkenntnis in europäischen Unternehmen zunehmend verbreitet. Die Wichtigkeit von Prozessmanagement wird in europäischen Unternehmen sehr unterschiedlich bewertet – In der Schweiz ist man am ehesten von dessen Nutzen überzeugt.
Branchenübergreifend setzen Unternehmen immer häufiger auf Prozessmanagement. In der dreijährlich durchgeführten Studie, die BearingPoint gemeinsam mit BPM&O veröffentlicht hat, gaben 80 Prozent der befragten Expertinnen und Experten an, dass sie Prozessmanagement für einen wichtigen Faktor im Unternehmenserfolg halten. Der Anteil der Organisationen, die Prozessmanagement sogar für sehr wichtig halten, ist von 35 Prozent im Jahr 2021 auf 42 Prozent im Jahr 2024 gestiegen. Zum Vergleich: Im Jahr 2012 waren es erst 19 Prozent.
Aron Simon, Senior Manager bei BearingPoint, kommentiert: „Die Daten zeigen deutlich, dass Prozessmanagement in der Schweiz mehr denn je im Fokus von Unternehmen steht. Die wichtigsten Treiber sind mittel- und langfristige Kostenoptimierung sowie deutliche Effizienzsteigerungen, wobei die Prozessleistungsmessung weiterhin als ein herausfordernder Aspekt in der Umsetzung solcher Bestrebungen angesehen wird. Im Zuge der digitalen Transformation gewinnt insgesamt die Bedeutung eines effektiven Prozessmanagement weiter an Bedeutung und bildet die Grundlage für den Aufbau prozessorientierter Organisationen.”
Messbare Verbesserungen überzeugen
Obwohl die Einführung von Prozessmanagement meist mit signifikanten Kosten und Aufwand einhergeht, vertrauen Unternehmen auf einen mittel- und langfristigen Nutzen. Als qualitativen Vorteil des Prozessmanagements nennen 70 Prozent der Unternehmen die Etablierung kontinuierlicher Verbesserungsprozesse. Eine gesteigerte Produkt- und Servicequalität wird von 69 Prozent und eine erhöhte Transparenz von 68 Prozent der Befragten angegeben. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen ausserdem, dass Unternehmen ihre Prozessmanagementfähigkeiten zwar stetig weiterentwickeln, dass aber nach wie vor grosser Bedarf besteht, diese Fähigkeiten in der gesamten Organisation flächendeckend zu etablieren. Hier mangelt es oft noch an Unterstützung beim Kompetenzaufbau.
Zwei Drittel der Unternehmen, die Prozessmanagement anwenden, messen dessen Nutzen. Die Schweiz und Frankreich sind Spitzenreiter mit über 70 Prozent, während es in Deutschland nur knapp über die Hälfte sind. Mehr als drei Viertel der Organisationen, die den Erfolg von Prozessmanagement quantitativ messen, können Verbesserungen von mindestens 5 Prozent bis zu über 20 Prozent nachweisen.
Fabian Schwarz, Mitglied der Geschäftsleitung von BPM&O, kommentiert: „Das Feedback von mehr als 600 Teilnehmenden zeigt, dass die Relevanz von Prozessmanagement so hoch ist wie noch nie. Prozessmanagement ist ein entscheidender Erfolgsfaktor grosser Transformationsprojekte. Dennoch zeigen die Ergebnisse der Studie, dass die grössten Herausforderungen bei der Prozessleistungsmessung operative Themen und eine sichere Datengrundlage sind. Process Mining verbreitet sich in der Praxis langsamer als erwartet und der Wettbewerb um die beste Lösung steigt. Eine nachhaltige Nutzung von Process Mining erfordert einen integrierten Ansatz mit funktionierenden Supportstrukturen.“
Integration in Transformationsprojekte und KI-Technologien als Schlüsseltrends im Prozessmanagement
Auch im Hinblick auf Entwicklungen im Prozessmanagement liefert die Umfrage neue Erkenntnisse. Zu den wichtigsten Trends t gehört allen voran die Integration des Prozessmanagements in Transformationsprojekte. Die Einführung von Prozessmanagement ist bei der Hälfte aller grossen Transformationsprojekte vorgesehen. Das kann erhebliche Vorteile schaffen, insbesondere wenn die Integration mit einer prozessorientierten Arbeitsweise erfolgt.
Darüber hinaus geht aus den Daten hervor, dass Prozessmanagement den Kulturwandel in Unternehmen fördert und den Organisationen Zeit gibt, sich an neue Tools und Arbeitsweisen anzupassen.
Das gilt auch für den Einsatz von KI-Technologien. 64 Prozent der Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass KI-Technologien zur Prozessoptimierung bis 2027 im Einsatz sein werden. Die Teilnehmenden aus der Schweiz (77 %) führen im Ranking, während Deutschland und Österreich bei dieser Aussage zurückhaltender sind. Durch den Einsatz von KI werden Erkenntnisse und Vorhersagen schneller getroffen (78 %), die Effizienz bei der Automatisierung verbessert (76 %) und Echtzeitwarnungen bei der Prozessüberwachung erzielt (75 %).
Ein weiterer erkennbarer Trend ist die Nutzung von Prozessmanagement im Kontext von Nachhaltigkeitsmanagement bzw. zur Reduzierung des ökologischen Fussabdrucks von Unternehmen. Diese Nutzung erfolgt durch die Digitalisierung von Prozessen, durch Sensibilisierung von Mitarbeitenden für das Thema sowie die strategische Nutzung von Prozesskompetenzen. Damit Prozessmanagement einen messbaren Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit leisten kann, sollten die Nachhaltigkeitsziele aus der Geschäftsstrategie abgeleitet und in die Prozessmanagementstrategie integriert, für die Mitarbeitenden des Unternehmens sichtbar gemacht und kontinuierlich gemessen werden. (BearingPoint/mc)