Zürich – Versicherungsunternehmen stehen im Rahmen der digitalen Transformation einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber – so auch im Schadenmanagement. Um individuell auf veränderte Kundenbedürfnisse eingehen zu können und vor allem wettbewerbsfähig zu bleiben, sind strategische Ansätze und Visionen zu zukünftigen Geschäftsmodellen sowie auch innovative Lösungen essentiell. Dazu zählen die Nutzung IoT-basierter Daten sowie der Einsatz von Analytics und digitaler Kollaborationsplattformen. Das sieht die Mehrheit der Versicherer so (91 Prozent) und bewertet die Notwendigkeit digitaler Lösungen als hoch bis sehr hoch. Das ist ein Ergebnis einer aktuellen Studie der Management- und Technologieberatung BearingPoint, für die 72 Kompositversicherer im deutschsprachigen Raum zum derzeitigen Stand der Digitalisierung im Schadenbereich befragt wurden.
Claudio Stadelmann, Partner bei BearingPoint und verantwortlich für das Versicherungssegment in der Schweiz: «Technologischer Wandel, zunehmender Wettbewerbsdruck und gesättigte Märkte unterstreichen die Bedeutung eines effektiven Schadenmanagements. BearingPoint’s aktuelle Studie knüpft an die Untersuchungsergebnisse einer Befragung bei Sachversicherern und zeigt Wege auf, wie neue Technologien im Rahmen einer Digitalisierungsstrategie das Schadenmanagement optimieren können.»
Zunehmende Kommunikation zwischen Maschinen
Vor allem das Internet of Things (IoT) wird nach Meinung von 86 Prozent der befragten Versicherer das Schadenmanagement grundlegend verändern. Vernetzte Objekte ermöglichen zum Beispiel die Echtzeit-Übertragung von Daten zwischen den mobilen Endgeräten der Versicherten und den Versicherern. «Trotz der vielen Einsatzmöglichkeiten im Schadenmanagement bietet bislang allerdings nur ein kleiner Teil der befragten Versicherungen IoT-basierte Produkte an. Durch die Vernetzung und branchenübergreifende Nutzung der Daten könnten bestehende Strukturen in der Regulierung zu Gunsten einer effektiveren Schadensteuerung aufgebrochen werden», sagt Giovanni Zucchelli, Partner im Bereich Digital & Strategy bei BearingPoint. Eine Herausforderung in Bezug auf IoT bleibt der Umgang mit Datennutzung und Datenschutzrechten.
Steigende Relevanz digitaler Ökosysteme
Ein weiterer digitaler Treiber im Schadenmanagement ist die Vernetzung der involvierten Parteien über digitale Ökosysteme. Die Relevanz zur Interaktion von Versicherern, Dienstleistern und Versicherten über digitale Plattformen bewerten 91 Prozent der Befragten als hoch bis sehr hoch. Die Studie zeigt allerdings deutlich, dass Plattformen im Schadenmanagement bisher selten genutzt werden.
Analytics gewinnt an Fahrt
Versicherer verfügen über grosse Mengen an strukturierten und unstrukturierten Daten, die sie mittels analytischer Methoden zur Optimierung der Schadenprozesse einsetzen können. «Analytics zeigt Abhängigkeiten zwischen Daten auf, sodass wesentliche Geschäftsregeln für das Schadenmanagement gewonnen werden können», so Zucchelli weiter. Obwohl dieser Bereich viel Potential bietet, findet der Einsatz von Analytics in Versicherungsunternehmen bisher nur sehr eingeschränkt statt. Während immerhin 46 Prozent der Befragten analytische Methoden zur Betrugserkennung einsetzen, sind es in Bereichen wie der Schadenanlage, Regulierung und Deckungsprüfung bisher nur etwa 20 bis 30 Prozent. Dennoch haben die Versicherer das Potenzial von Analytics erkannt und 96 Prozent versprechen sich dadurch einen klaren Wettbewerbsvorteil für ihr Unternehmen.
Handlungsfelder und Herausforderungen der digitalen Transformation
Aus der Studie geht hervor, dass sich Analytics, Plattformen und Internet of Things (IoT) zu den wichtigsten digitalen Treibern zur Reduktion von Bearbeitungskosten und Schadenaufwänden sowie zur Steigerung der Kundenzufriedenheit entwickeln werden. Daraus ergeben sich die folgenden zentralen Handlungsempfehlungen:
- Einsatz von IoT: Aufbereitung und Nutzung IoT-basierter Daten zur Schadenprävention und in der Schadenbearbeitung
- Interaktion über Plattformen: Aufbau eines digitalen Ökosystems zur medienbruchfreien Zusammenarbeit der am Schadenprozess beteiligten Akteure
- Nutzung von Analytics: Ableitung von Geschäftsregeln zur Steuerung von Schäden mit erhöhter Wahrscheinlichkeit zu Betrug, Regress und Überzahlung
Die aktuellen Entwicklungen und Handlungsfelder stellen Versicherer vor grosse Herausforderungen. So sehen 70 Prozent die hohen Investitionen in die Unternehmens-IT als grösstes Hindernis. Zudem ist für die Hälfte der Befragten die Qualifizierung des Personals in der IT und Fachabteilungen ein kritischer Erfolgsfaktor. (BearingPoint/mc)
Über die Studie
Die vorliegenden Untersuchungsergebnisse geben Einblicke in den aktuellen Stand der Digitalisierung im Schadenbereich. Versicherer können die Studienergebnisse nutzen, um den Status ihres Schadenmanagements zu reflektieren. Darüber hinaus enthält die Studie Handlungsempfehlungen im Umgang mit digitalen Trends im Schadenbereich. Die Ergebnisse der Studie basieren auf der Befragung von 72 Kompositversicherern im Zeitraum von Februar bis Juli 2017 im deutschsprachigen Raum. Diese wurde anonymisiert auf Vorstands- und Bereichsleiterebene durchgeführt und durch Experteninterviews ergänzt.
Über BearingPoint
BearingPoint ist eine unabhängige Management- und Technologieberatung mit europäischen Wurzeln und globaler Reichweite. Das Unternehmen agiert in drei Bereichen: Consulting, Solutions und Ventures. Consulting umfasst das klassische Beratungsgeschäft, Solutions fokussiert auf eigene technische Lösungen in den Bereichen Digital Transformation, Regulatory Technology sowie Advanced Analytics, und Ventures treibt die Finanzierung und Entwicklung von Start-ups voran. Zu BearingPoints Kunden gehören viele der weltweit führenden Unternehmen und Organisationen. Das globale Beratungs-Netzwerk von BearingPoint mit mehr als 10.000 Mitarbeitern unterstützt Kunden in über 75 Ländern und engagiert sich gemeinsam mit ihnen für einen messbaren und langfristigen Geschäftserfolg.