New York – Eigentlich sollte das Blackberry-Netz langsam wieder normal funktionieren, doch die Klagen über Aussetzer mehren sich. «Ich raste aus. Drei Tage lang sind die Dienste jetzt schon ausgefallen», beschwerte sich ein niederländischer Nutzer am Mittwoch im Onlineforum «Crackberry». Sein Blackberry Bold sei momentan nicht mehr wert als ein uraltes Nokia 3310 – mit anderen Worten: viel mehr als telefonieren und SMS schreiben geht nicht. «Es ist eine verdammte Schande.»
Nutzer in vielen Ländern schlagen sich seit Montag damit herum, dass sie über lange Strecken keine E-Mails senden und empfangen können, dass das Surfen im Web quälend langsam ist und dass der Kurznachrichtendienst Blackberry Messenger ruckelt. Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) erklärte am späten Dienstagabend, dass sich durch den Ausfall eines Rechenknotens ein grosser Daten-Rückstau gebildet habe. «Wir arbeiten unter Hochdruck daran, den Rückstau aufzulösen und den normalen Service so schnell wie möglich wieder herzustellen.» Dabei hatte RIM zwischenzeitlich mitgeteilt, dass die Dienste zumindest teilweise wieder funktionieren sollten.
Schweigen von RIM nervt
Es ist nicht mal der Ausfall selbst, der die Nutzer zur Weissglut treibt, es ist das Schweigen von RIM. «Es ist nun schon gut zwölf Stunden her, dass ich das letzte Mal eine Nachricht auf einem der offiziellen RIM-Kanäle gesehen habe», merkte ein kanadischer Nutzer an. Und ein britischer Leidensgenosse fügte hinzu: «Es ist eine Ironie, dass ausgerechnet ein Unternehmen, dass sein Geschäft rund um Nachrichten gebaut hat, nicht in der Lage ist, eine Nachricht an seine Nutzer abzusetzen, was los ist.» Auf der Blackberry-Website fand sich am Mittwoch nur mit viel Mühe ein Hinweis auf die Störungen, auf seiner Facebook-Website setzte RIM bis zum frühen Mittwochnachmittag ganze drei Mitteilungen ab und selbst auf dem schnellen Kurznachrichtendienst Twitter lagen Stunden zwischen den einzelnen Wasserstandsmeldungen. Dabei weiteten sich die Störungen immer mehr aus.
Notsystem versagte
Zuerst schienen die Probleme nur auf Europa, den Nahen Osten und Afrika begrenzt. Später räumte RIM zudem Aussetzer in Indien und einigen südamerikanischen Ländern ein. Mittlerweile trudeln auf dem Portal «Crackberry» auch Beschwerden von Nutzern aus Kanada, Mexiko, den USA und weiteren Ländern ein. Bei den Blackberrys laufen die mobilen Internetdienste über firmeneigene Rechenzentren. Das System gilt als besonders sicher gegen Schnüffelattacken von Aussen, weshalb es bei Firmenkunden und Behörden beliebt ist. Allerdings können technische Störungen auch Millionen von Kunden gleichzeitig von der Aussenwelt abschneiden. RIM erklärte, dass das eigentlich für solche Fälle vorgesehene Notsystem versagt habe.
Probleme zur Unzeit
Für RIM kommen die Ausfälle zur Unzeit. Der kanadische Hersteller verliert immer weiter an Boden gegen Apples iPhone und die diversen Smartphones mit dem Android-Betriebssystem von Google. Zuletzt musste RIM in einem boomenden Markt sogar erstmals einen Verkaufsrückgang hinnehmen. Anteilseigner drängen nun auf eine Aufspaltung des Smartphone-Pioniers. (awp/mc/gh)