RIM-Co-Chef Mike Lazaridis.
Waterloo – Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) startet mit einer ganzen Palette neuer Touchscreen-Smartphones einen Grossangriff auf Apples iPhone und die Android-Handys. Der in Bedrängnis geratene kanadische Smartphone-Pionier bringt gleich fünf frische Modelle auf den Markt.
«Das ist die grösste weltweite Markteinführung von Blackberry-Smartphones aller Zeiten», sagte Co-Konzernchef Mike Lazaridis am Mittwoch. Die neuen Modelle sollen den Verlust von Marktanteilen stoppen, unter dem RIM seit einiger Zeit leidet. Das Unternehmen hatte den Trend zu Touchscreens verschlafen. Nun finden sich die berührungsempfindlichen Bildschirme sogar in zwei neuen Modellen der Klassiker-Baureihe Bold, die aber gleichzeitig ihre charakteristische Tastatur behält. Zudem erneuert RIM seine Torch-Baureihe: Zwei Geräte bekommen reine Touchscreen-Displays, ein weiteres Modell erhält zusätzlich eine ausschiebbare Tastatur.
RIM setzt weiterhin auf sein altes Betriebssystem
Ob das Modellfeuerwerk ausreicht, um gegen das iPhone und die Android-Smartphones anzukommen, muss sich erst zeigen. Die jetzt vorgestellten Geräte werden weiterhin von dem in die Jahre gekommenen Blackberry-Betriebssystem angetrieben. Es gilt als langsamer und ist weniger auf Videos, Musik und Spiele ausgelegt als Konkurrenzsysteme. RIM verspricht aber Verbesserungen wie ein schnelleres Surfen im Web. Spätere Modellgenerationen sollen einmal das leistungsfähigere Betriebssystem QNX erhalten.
Aktienkurs legt zu
Zumindest an der Börse nährten die fünf neuen Modelle die Hoffnung, dass es bei RIM wieder aufwärts geht: Der Kurs stieg im frühen Handel um 2 Prozent. Die Blackberrys kommen ab Ende August in den Handel. Damit besitzt RIM gegenüber Apple einen Zeitvorteil: Mit dem iPhone 5 wird erst im Herbst gerechnet. Für viele Mitarbeiter von RIM ist es dennoch zu spät: Beim Smartphone-Pionier müssen angesichts der Marktanteilsverluste 2000 Leute gehen – damit fällt etwa jede zehnte Stelle weg.
Blackberry: Vom Vorreiter zur Billig-Alternative
Blackberrys waren wegen ihres speziellen E-Mail-Diensts früher die Lieblinge der Manager. Heute sind die Geräte vielfach eine Billig-Alternative für all jene, die sich kein iPhone oder Android-Smartphone leisten können oder wollen. Der Anteil der Einstiegsmodelle an den Gesamtverkäufen nahm zuletzt stetig zu. RIM hatte von März bis Mai 13,2 Millionen Blackberry-Handys sowie 500 000 seiner Tablet-Computer Playbook verkauft. Zum Vergleich: Apple setzte binnen drei Monaten 20,3 Millionen iPhones und fast 9,3 Millionen iPads ab. Nach früheren Schätzungen des Marktforschers werden die Blackberrys in diesem Jahr noch auf einen Marktanteil von 14,2 Prozent kommen und bis zum Jahr 2015 aber auf 13,4 Prozent abfallen. Damit lägen Android-Geräte, Apples iPhone und bald auch Microsoft mit seinem Smartphone-Betriebssystem Windows Phone 7 vor RIM. (awp/mc/ps)