Alexander Osterwalder.
Zürich – Das «BPM Forum» ist die unabhängige und nachhaltige B2B Management- und Expertenplattform für Entscheidungsträger im Bereich Business Prozess Management. Am führenden B2B Kongress und der begleitenden Fachausstellung vermitteln Experten und spezialisierte Unternehmen aktuelle Trends, erfolgreiche Konzepte, Fachvorträge und Best Practices-Cases.
Dr. Alexander Osterwalder hält die KeyNote Speech zur Thematik, wie sinnvoll es ist, eine systematische Verjüngung des Business Modelles anzustreben. Dazu haben wir ihn interviewt:
Herr Osterwalder, wo sehen Sie aktuelle Trends in Business Process Management?
Die Strategie- und die Geschäftsprozessebene müssen besser verbunden und integriert werden können. Wir sind erst am Anfang eines besseren Verständnis dieser Problematik. Es ist jedoch sehr spannend zu sehen, wie schnell wir hier Fortschritte auf konzeptioneller und praktischer Ebene machen. So gibt es, zum Beispiel, immer mehr Software-Anbieter, welche die Strategie in Verbindung mit den Geschäftsprozessen unterstützen. Dies ist sehr wichtig, da die genaue Abstimmung zwischen der Unternehmensstrategie, dem Geschäftsmodell, den Geschäftsprozessen und der IT, sehr schwierig zu erreichen ist. Bei Gelingen, winkt als Belohnung ein wichtiger Wettbewerbsvorteil. Was das Ganze sehr schwierig macht, ist dass eigentlich nur interdisziplinäre und multifunktionale Teams wirklich in der Lage sind, ein solches gemeinsames Verständnis zu erarbeiten.
Wo liegt das Potential der BPM Cloud und Social Media?
Interessante technologische Trends, welche aber von vielen anderen organisatorischen Variablen begleitet werden müssen, um das volle Potential auszuschöpfen. Wenn zum Beispiel keine konstruktive Unternehmenskultur besteht oder kein Incentives vorhanden sind welche eine Zusammenarbeit fördern, hilft Social Media wenig. Wir müssen solche Trends ganzheitlicher betrachten.
Aus ähnlichen Gründen haben wir darum den Business Model Canvas entwickelt. Der Canvas ist ein strategisches Instrument zur Visualisierung von Geschäftsmodellen um die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Elementen eines Geschäftsmodells auf einfachste Art und Weise darzustellen. Es entsteht damit eine leicht verständliche Sprache, die das gegenseitige Verständnis, die ganzheitliche Diskussion und Kreativität fördert. Als Unternehmer oder Manager sollte ich darum nicht generell das Potential der BPM Cloud und Social Media anschauen, sondern fragen, wie beeinflussen diese Trends die verschiedenen Elemente meines Geschäftsmodells, wo sind die spezifischen Potentiale, wo sind die Risiken, dass mein Geschäftsmodell bedrängt wird.
Ich rege Unternehmer und Manager an, fortlaufend über neue oder bestehende Geschäftsmodelle nachzudenken, Ideen zu entwickeln und zu skizzieren. Entwicklungen bezüglich BPM Cloud oder Social Media können ein guter Ausgangspunkt sein. Viele Geschäftsmodelle sterben aus, sind alt und ausgelaufen. Aufgrund des konstanten Wandels in den Märkten und auch der regulatorischen Anforderungen sind Geschäftsmodelle immer wieder zu hinterfragen und zu überdenken. Dies hat natürlich enorme Konsequenzen für das Ausarbeiten / Erneuern und Optimieren von Prozessen.
Können dank einer systematischen Verjüngung des Geschäftsmodells auch die Geschäftsprozesse erneuert werden?
Ein gutes Beispiel stellt die Pharmaindustrie dar, wo die Lebenszyklen immer kürzer werden und ein Business Process Reengineering Projekt nicht mehr ausreicht, da die bestehenden Geschäftsmodelle ausgelebt haben. Es braucht hier ein Zusammenspiel zwischen Geschäftsmodellinnovationen und Business Prozess Innovationen. Die Optimierung der Prozesse lässt sich nur über eine Geschäftsmodellanpassung und der anschliessenden Geschäftsprozessmodellierung erwirken. Grundsätzlich empfehle ich, das Geschäftsmodell laufend neu zu überdenken, im Sinne einer Inspiration aus anderen bestehenden innovativen Modellen zu lernen.
Ein interessantes Beispiel ist Nespresso, ein Unternehmen der Nestlé Gruppe, Nespresso hat mit einem neuen Produkt neue Kundensegmente angesprochen. Sie entschieden sich, Kapseln direkt an Haushalte zu verkaufen, anstatt Kaffee traditionell, wie Nestlé unter dem Nescafé Brand, durch Retailer und Zwischenhändler zu vertreiben. Dieses neue Geschäftsmodell hat zu ganz neuen Geschäftsprozessen geführt. Palletten von Kaffee an Retailer zu verschicken oder kleine Schachteln von Kapseln an Haushalte zu senden benötigt natürlich grundsätzlich verschieden Prozesse.
Ein wichtiger Erfolgsfaktor bei solchen Projekten ist der Aufbau von multidisziplinären Teams bestehend aus Mitarbeitenden aus den verschiedensten Abteilungen wie Marketing, Finance, IT und Geschäftsleitung. Die enge Zusammenarbeit im Team bringt die entscheidenden Vorteile im organisatorischen Change Management und verbessert das Business und IT-Alignment.
Die Menschen, welche Geschäftsmodelle einfach, schnell und leicht rekombinieren können, werden nicht nur im Turn-Around-Management sondern auch bei der fortlaufenden Neupositionierung ihres Startups erfolgreicher sein, als jene die an bestehenden Strukturen stur festhalten. In diesem Sinne hoffe ich auf das Aufkommen einer wahren Business Model Generation, die es schafft Geld, Know-how, Kunden oder Absatzkanäle als auswechselbare Teile ihres Unternehmens zu begreifen und dementsprechend flexibel und aktiv ihre Ideen umzusetzen.
Herzlichen Dank Herr Osterwalder für das offene Gespräch. Wir freuen uns sehr auf Ihre KeyNote.
BPM Forum
Am kommenden BPM Forum werden 300-350 Entscheidungsträger der Schweizer Top 1000 Unternehmungen erwartet, die sich zu den Schwerpunktbereichen des „Prozess Management“ austauschen. Am Vormittag werden die Themen aus strategischer Sicht beleuchtet. Am Nachmittag werden konkrete Umsetzungen dargestellt und diskutiert.
Das BPM Forum findet statt am:
Mittwoch, 28. März 2012, 07:30 bis 17:00 Uhr im Mövenpick-Hotel, Zürich-Regensdorf
Jetzt sofort anmelden unter: www.bpm-forum.ch
(BPM Forum c/o uvision AG/mc)