Cognizant: So finden Finanzdienstleister das fehlende ESG-Puzzleteil

Cognizant: So finden Finanzdienstleister das fehlende ESG-Puzzleteil

Finanzdienstleister müssen eine wirksame Datenmanagement-Strategie verfolgen, um ihre ESG-Angaben und -Investitionsentscheidungen zu verbessern.

von David Coolegem (Director, Consulting, Cognizant), Vivek Santosh (Senior Consultant, Cognizant) und Sean O’Mahony (Business Analyst, Banking & Financial Services, Cognizant)

Die Führungsebene von Finanzdienstleistungsunternehmen hat verstanden, dass die sogenannten ESG-Kritieren (Environmental, Social & Governance) entscheidend für die eigenen Betriebsabläufe sind. Dennoch fehlt es vielen Organisationen der Branche an einer Strategie, um effektiv die mit ESG einhergehenden Herausforderungen zu adressieren und Risiken abzuschwächen.

Eine aktuelle Studie des weltweit tätigen Dienstleisters Marsh McLennan ergab, dass 80 Prozent der befragten Finanzdienstleister ESG als wichtigstes Anliegen bezeichnen. Allerdings verfolgen gerade einmal 42 Prozent wirksame Prozesse, um Veränderungen zu identifizieren, zu adressieren und umzusetzen.

Oftmals fehlt den Firmen die Grundlage, nämlich gute Daten – und ein solides Datenmanagement. Und dies ist fast überall der Fall: von Führungskräften in Banken, die sich um eine optimale ESG-Berichterstattung bemühen, bis hin zu Vermögensverwaltern, die ESG-Daten aus dem Finanzdienstleistungsbereich für Investitionsentscheidungen nutzen.

Eine aktuelle Studie von EY ergab dazu: Weniger als die Hälfte (46 Prozent) der befragten Investoren verfügen über einen vollständig umgesetzten und anspruchsvollen Ansatz für das ESG-Datenmanagement. Die Mehrheit (75 Prozent) plant, in erheblichem Umfang in Datenmanagement und Analyse-Tools zu investieren. Doch wo anfangen?

Datenmanagement: Herzstück für ESG im Finanzdienstleistungssektor
Um die ESG-Angaben und -Investitionsentscheidungen zu verbessern, müssen Finanzdienstleister eine wirksame Datenmanagement-Strategie entwickeln. Diese sollte vier Schlüsselkomponenten umfassen.

1.Die richtigen Metriken identifizieren
Im ersten Schritt müssen Firmen ein umfassenden Satz an ESG-Kennzahlen identifizieren, die relevant für den Sektor sind und drei Faktoren berücksichtigen:

Geschäft: Unternehmen sollten ihr Reporting auf die vom World Economic Forum empfohlenen Kernkennzahlen stützen – diese werden in Zusammenarbeit mit den weltweit größten Wirtschaftsprüfungsorganisationen Deloitte, KPMG, PwC und EY entwickelt. Sollten Firmen nicht in der Lage sein, Auskunft zu einer bestimmten Metrik zu geben, sollte dies hinreichend begründet werden. Vermögensverwalter sollten hingegen auf eine eine Vielzahl von ESG-Kennzahlen setzen, um verantwortungsbewusst Investitionen zu tätigen – sei es, um Unternehmen vor einer Anlageentscheidung zu prüfen oder um ESG-Kennzahlen für die von ihnen verwalteten Portfolios zu berechnen und darüber zu berichten.

Stakeholders: Finanzdienstleister sollten einen wechselseitigen Kommunikationskanal mit verschiedenen Stakeholdern etablieren, um über relevante Metriken zu informieren. Die Stakeholder sollten in der Lage sein, die definierten Kennzahlen zu verstehen und nachzuvollziehen, um ihre jeweiligen ESG-Überlegungen bewerten zu können.

Relevante Reporting-Standards: Während Vermögensverwalter an regulatorische Anforderungen und Kundenaufträge gebunden sind, sind Unternehmen bei der Wahl der ESG-Berichtsstandards flexibler. Dies wiederum hat Einfluss auf die Auswahl der Metriken. So sind beispielsweise Frameworks wie CDP, TCFD, ISO und UNPRI branchenspezifisch; andere Frameworks wie GRI und die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen sind hingegen branchenunabhängig und decken ein breiteres Spektrum von ESG-Themen ab

2.Auswahl des richtigen Datenanbieters
Aktuell gibt es mehr als 160 ESG-Datenanbieter, von denen jeder jeweils seine eigene Methodik anwendet – die Auswahl des richtigen Anbieters kann so schnell zur Herausforderung werden. Dabei belegt eine aktuelle Studie, die sechs der bekanntesten Rating-Agenturen untersuchte, dass deren Einschätzungen gerade einmal 38 bis 71 Prozent übereinstimmen.

Der Schlüssel zu genauen Bewertungen liegt in der Kombination von Generalisten und spezialisierten ESG-Datenanbietern. Dies trägt dazu bei, sowohl eine ausreichende Datenabdeckung als auch anpassbare Datenmodelle zu gewährleisten, die den individuellen ESG-Kennzahlen von Unternehmen entsprechen

3.Datenqualität validieren und Lücken schliessen
Insgesamt steigt die Menge der verfügbaren ESG-Daten. Dennoch gibt es immer noch grosse Lücken in der Datenerfassung – und auch die Qualität der Daten ist nicht ausreichend. Viele Anbieter füllen diese Datenlücken mit eigenen Schätzverfahren. Diese Methoden unterscheiden sich jedoch signifikant von einem Anbieter zum anderen und werden selten offengelegt – dies wiederum erschwert einen Vergleich.

Um sicherzustellen, dass die ESG-Daten vollständig sind, sollten Organisationen überprüfen, ob Qualität, Verfügbarkeit, Relevanz und die zugrunde liegende Methodik ausreichend sind. Sollte einer dieser Bereiche Schwächen aufweisen, muss dies transparent gemacht werden.

Dies ist angesichts der Bedenken der Branche und der Regulierungsbehörden in Bezug auf Greenwashing besonders wichtig. Unternehmen sollten deswegen einen klar definierten Datenvalidierungs- und Kontrollprozess mit klaren Rollen und Verantwortlichkeiten entwickeln, wenn sie Daten intern entwickeln. Alle Daten, die an Stakeholder veröffentlicht werden, müssen konsistent und transparent sein sowie angemessen dokumentiert werden.

4.IT-Kompetenzen aufbauen
Daten existieren nicht isoliert. Um ihre Daten zu optimieren, Prozesse zu straffen und aussagekräftige Ergebnisse zu gewinnen, benötigen Unternehmen eine kohärente Datenmanagement-Strategie. Diese aufzubauen erfordert jedoch weit mehr als die Identifizierung von Metriken und die Auswahl von Anbietern – sie erfordert auch die richtige Technologie.

Technologie-Stakeholder sollten von Anfang an in die Entwicklung der ESG-Datenmanagement-Strategie für Finanzdienstleistungen einbezogen werden – dies stellt sicher, dass eine Reporting-Lösung eingesetzt wird. Es gibt zwar viele Technologien, die von ESG-Vorreiterunternehmen diskutiert und implementiert werden, aber besonders die folgenden Aspekte haben das Potenzial die Datenerfassung, -aggregation und -berichterstattung zu verbessern:

• Skalierbare Cloud-Infrastruktur
• Multi-Vendor Konnektivität
• In ESG eingebettete interne Ökosysteme

Nutzen Organisationen diese Technologien, sind sie in der Lage, eine Grundlage zu schaffen – für jetzt und die Zukunft. (Cognizant/mc)


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