Zürich – Für den Software- und IT-Dienstleister Crealogix war das Geschäftsjahr 2021/2022 eine Herausforderung. Die Transformation hin zu einem SaaS-Anbieter (Abos in der Cloud) sowie hohe Investitionen belasteten das Ergebnis.
Der Umsatz ging im per Ende Juni abgelaufenen Geschäftsjahr um 14 Prozent auf 94 Millionen Franken zurück. Das Schweizer Fintech-Unternehmen habe erheblich in die Weiter- und Neuentwicklung seiner Produkte investiert, hiess es in einer Mitteilung von Crealogix vom Dienstag. Ausserdem wurde das Produkt- und Dienstleistungsportfolio gestrafft. Im Zuge dessen sank auch die Mitarbeiterzahl um 17 Prozent auf 524.
Neben der Umstellung des Lizenzmodells trugen auch die Abgabe von Serviceumsätzen an Implementierungspartner, Wechselkurseffekte sowie der verzögerte Verkauf von Payment-Devices zum Umsatzrückgang bei, so Crealogix weiter. Der Anteil der wiederkehrenden Umsätze betrug demnach 51,3 Prozent des Gesamtumsatzes.
Investitionen in Deutschland
Der Umsatzrückgang zusammen mit ausserordentlich hohen Investitionen hätten dann zu einem EBITDA-Verlust von 9,3 Millionen Franken geführt. Die Produktinvestitionen machten laut Crealogix einen Anteil von 31 Prozent des Gesamtumsatzes aus – nach 22 Prozent im Vorjahr. In Deutschland wurde eine so genannte Förderbankenplattform implementiert. Damit sei ein wichtiges Ziel in der Produktentwicklung erreicht worden; die Investition sei zu 90 Prozent abgeschlossen.
Auch habe die Inflation in den Produktionsländern das EBITDA zusätzlich «beeinträchtigt». Kosteneinsparungen und Preiserhöhungen konnten das nicht vollständig kompensieren. Unter dem Strich erlitt Crealogix einen Verlust vor Goodwill-Abschreibungen von 12,2 Millionen im Vergleich zu einem Gewinn von 0,8 Millionen im Vorjahr. Das den Aktionären zurechenbare Ergebnis wird mit -16,9 Millionen beziffert nach -4,1 Millionen.
Die Eigenkapitalquote fiel per Ende des Geschäftsjahres derweil auf 22,6 Prozent nach 38,0 Prozent vor einem Jahr. Eigentlich darf Crealogix wegen einer Wandelanleihe den Wert von 25 Prozent nicht unterschreiten. Wegen des kurzfristig stark gestiegen Frankenkurses sei dies zum Geschäftsjahresende jedoch vorübergehend der Fall gewesen. «Dies konnte aber in der Zwischenzeit mit verschiedenen, bereits angekündigten Massnahmen, unter anderem dem Teilverkauf der Swiss Learning Hub AG, wieder behoben werden.» Die vorübergehende Abweichung der Eigenkapitalquote habe keine Konsequenzen für die Wandelanleihe.
Fokus aufs Bankgeschäft
Per 1. August hatte Crealogix das so genannte Digital-Learning-Geschäft verkauft. Dieses hatte bis dato rund 10 Prozent des Umsatzes ausgemacht. Das Unternehmen will sich auf die Bankenbranche konzentrieren.
Eine Dividende wird nicht ausbezahlt. Letztmals hatte Crealogix im Geschäftsjahr 2017/18 eine Dividende an die Aktionäre ausgezahlt.
Für das angelaufene Geschäftsjahr 2022/23 rechnet der Bankensoftware-Anbieter auf bereinigtem Vergleichsniveau (Entkonsolidierung Swiss Learning Hub) noch mit keinen höheren Umsätzen. Dies wegen der Unsicherheiten beim Eurokurs und der weiteren Umstellung auf Mehrjahresverträge (im Fachjargon «Software as a Service»; SaaS).
Bereits in der ersten Jahreshälfte des Geschäftsjahres 2022/23 rechnet CREALOGIX hingegen mit einer Rückkehr zu einem positiven EBITDA. Mittelfristig strebt das Unternehmen durch den Wandel zum Saas-Anbieter eine EBITDA-Marge im zweistelligen Bereich an.
Aktie unter Druck
An der Schweizer Börse verlieren die Crealogix-Aktien am Dienstagnachmittag 5,3 Prozent auf 54 Franken. Im Jahresverlauf stehen die Titel damit mehr als 50 Prozent im Minus.
Crealogix habe trotz des Förderbankenauftrags und der Reorganisation kein Wachstum erzielen können, was sich auch auf die Margen ausgewirkt habe, kommentiert die ZKB das Ergebnis. Und die Entwicklungskosten für das Förderbankenprojekt hätten das Resultat länger als erwartet belastet. Die Aktie sei nach dem jüngsten Kursverlauf allerdings unterbewertet. (awp/mc/ps)