Der Einsatz von KI in der Schweizer Softwarebranche

Künstliche Intelligenz

(Pixabay)

Zürich – Die aktuellen Ergebnisse des Swiss Software Industry Survey (SSIS) der Universität Bern liefern verlässliche Kennzahlen zur Umsatz- und Mitarbeiterentwicklung der hiesigen Softwareindustrie. Das Fokusthema der diesjährigen Studie ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Schweizer Softwarebranche: Sie zeigt, dass die Schweizer Softwarebranche beim Einsatz von KI noch am Anfang steht. Dabei gibt es klare Unterschiede, in welchen Bereichen KI bereits zum Einsatz kommt – und wo noch grosses Potenzial schlummert.

Potenzial der KI
KI automatisiert Routineaufgaben in der Softwareentwicklung wie Code Reviews, Fehlererkennung und Dokumentationserstellung. Sie unterstützt Entwickler durch Mustererkennung, Vorhersagen und die Generierung von Programmcode. Trotz ihres Potenzials stehen Unternehmen vor Herausforderungen wie Datenschutz, fehlendem Know-how und der Integration von KI in bestehende Prozesse.

Die Schweizer Softwareindustrie am Experimentieren mit KI
Der SSIS beleuchtet, wie die Schweizer Softwareindustrie Künstliche Intelligenz einsetzt. Bereits 46,8 % der Unternehmen nutzen KI, um Softwarecode zu entwickeln und zu dokumentieren. In der Softwarewartung setzen 41,5 % auf KI. Weniger verbreitet ist der Einsatz in Design, Testing und Analyse. Besonders auffällig: In den Bereichen Planung und Integration fehlt es vielen Unternehmen an Wissen über KI-Technologien, die hier Potenzial bieten könnten.

Trotz wachsendem Interesse zögern viele Unternehmen, KI vollständig zu integrieren. Ein zentraler Grund: 58 % trainieren ihre KI-Systeme nicht mit eigenen Daten, was die Anpassung an unternehmensspezifische Bedürfnisse erschwert und das volle Potenzial der KI ungenutzt lässt. Hinzu kommt, dass 86,2 % der Firmen, die KI einsetzen, dies erst in den letzten 18 Monaten getan haben – stark beeinflusst vom Hype um generative KI und den jüngsten technologischen Fortschritten. Doch um Schritt zu halten, müssen Schweizer Softwareunternehmen weiterhin Zeit und Ressourcen investieren.

Fehlende strategische Ausrichtung bei KI-Nutzung
Zwei Drittel der Schweizer Softwareunternehmen sehen in KI einen erheblichen Mehrwert für ihre Geschäftstätigkeit. Doch in der strategischen Planung spiegelt sich dieses Potenzial kaum wider: Nur ein Drittel der Unternehmen hat eine klare Vision für den Einsatz von KI, und weniger als 30 % verfügen über eine konkrete Strategie. Das deutet darauf hin, dass viele KI-Initiativen von unten, also durch die Entwickler, vorangetrieben werden. Dennoch wäre es wichtig, das Thema stärker auf strategischer Ebene zu verankern, um langfristig Wettbewerbsvorteile zu sichern.

In Bezug auf Governance zeigen die Softwareunternehmen eine eher zurückhaltende Haltung. Informelle Ansätze wie Förderung des Austauschs zwischen Abteilungen und Mitarbeiterschulungen sind weit verbreitet. Formale Strukturen hingegen sind selten: Nur 12,4 % der Unternehmen haben spezielle Steuerungsgremien für KI, und in 31 % sind klare Zuständigkeiten festgelegt. Diese Zurückhaltung könnte daran liegen, dass der Umgang mit KI noch viele Unklarheiten birgt und informelle Praktiken als flexibler und innovationsfördernder gelten.

Zukunft der KI-Nutzung: Wachstum geplant
Trotz begrenztem aktuellem Einsatz planen die meisten Unternehmen, ihre Investitionen in KI deutlich zu steigern. 69,9 % wollen den Einsatz von KI in der Softwareentwicklung ausweiten, und 65,8 % beabsichtigen, dafür die Ausgaben spürbar zu erhöhen. Zudem setzen 62,3 % darauf, ihre Mitarbeitenden besser im Umgang mit KI zu schulen, um die Technologie effektiver in den Arbeitsalltag zu integrieren.

Allgemeine Kennzahlen

Softwareindustrie bleibt auf dem Wachstumspfad
Laut der jüngsten Studie bleiben die Wachstumserwartungen positiv. Die Schweizer Softwareunternehmen erwarten einen steigenden Umsatz von 5.3 % im Jahr 2024 und 8.3% im Jahr 2025. Der Druck auf die Margen bleibt jedoch hoch. Gleich wie im Jahr 2022 sind die EBIT-Margen im Jahr 2023 unter zehn Prozent (9.1%).

Die Investitionen in die Forschung und Entwicklung nehmen leicht ab (von 5.9% im Jahr 2022 auf 4.4% im Jahr 2023). Besonders die Hersteller von Standardsoftware investieren im Jahr 2023 deutlich weniger ihres Umsatzes in die Forschung und Entwicklung (15.3%).

Leichte Aufwind im Exportgeschäft
Der Auslandsumsatz ist 2023 leicht von 7 % auf 7,5 % gestiegen, bleibt aber insgesamt auf niedrigem Niveau. Deutschland bleibt dabei der wichtigste Exportmarkt. Im Inland spielt die öffentliche Hand weiterhin eine grosse Rolle, allerdings ging der Umsatzanteil in diesem Bereich zurück: 2022 machte die Schweizer Softwareindustrie noch 22,5 % ihres Umsatzes mit öffentlichen Aufträgen, 2023 waren es nur noch 16,1 %. (Swico/mc)

Exit mobile version