Deutsche Telekom sieht sich gerüstet für milliardenschweren US-Kraftakt

Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender Deutsche Telekom AG. (Bild: Telekom)

Bonn – Die Deutsche Telekom sieht sich nach einem Jahr mit deutlichem Wachstum in den wichtigsten Konzernsparten für die Milliardenübernahme in den USA gerüstet. Mit einem merklichen Gewinnsprung und Verbesserungen auch bei ehemaligen Sorgenkindern geht der Dax-Konzern die teuren Investitionen in den Staaten an, die der anstehende Zukauf des Rivalen Sprint dort mit sich bringt. Telekom-Chef Tim Höttges konnte am Mittwoch in Bonn auf breiter Front Erfolge vorweisen und den Anlegern weitere Zuwächse in Aussicht stellen.

Der Konzernüberschuss legte um knapp 80 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro zu. Das lag unter anderem am Ergebniswachstum in den USA und auch in Europa. Die Telekom verbuchte zudem vor allem deutlich weniger Sondereinflüsse mit insgesamt 1,1 Milliarden Euro. 2018 hatte die Telekom noch 2,4 Milliarden Euro vor allem für Personalmassnahmen und Abschreibungen aufgewendet. Bereinigt um diese wäre der Überschuss im vergangenen Jahr um knapp 9 Prozent gewachsen.

US-Geschäft brummt
Der Umsatz kletterte auch dank Zukäufen und Wechselkurseffekten um 6,4 Prozent auf 80,5 Milliarden Euro. Die Telekom profitiert weiter vom brummenden Geschäft in den USA, wo sie rund die Hälfte ihres Gesamtumsatzes macht. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen wuchs konzernweit wie erwartet um 7,2 Prozent auf 24,7 Milliarden Euro. Dieses Jahr soll es auf 25,5 Milliarden Euro zulegen.

Ein Händler sagte am Morgen, das sei etwas schwächer als gedacht, könnte sich aber mit Aussagen des Managements auf der Bilanzpresskonferenz als Vorsicht herausstellen. Die Aktie legte zum Handelsstart um gut 1,5 Prozent zu. Das Zahlenwerk der Telekom sei besser als erwartet ausgefallen, hiess es von JPMorgan. Die Aktie hatte in den letzten Wochen bereits spürbar an Wert gewonnen, nachdem sich die Telekom in einer wichtigen Wettbewerbsklage gegen die angestrebte Fusion in den USA durchsetzt hatte.

Der freie Mittelzufluss (Free Cashflow) vor Dividenden und Ausgaben für Mobilfunklizenzen soll von 7 auf 8 Milliarden Euro klettern, was mehr wäre als von Experten geschätzt. Der freie Mittelzufluss ist für Investoren wichtig, da er über die künftige Finanzkraft unter anderem für die Dividende Aufschluss geben kann. Allerdings hatte die Telekom wegen der anstehenden Milliardenübernahme des Rivalen Sprint in den USA die Ausschüttung für das vergangene Jahr bereits bei 60 Cent gekappt.

Erfolgreichstes Jahr der Unternehmensgeschichte
Die Telekom bezeichnete 2019 als das erfolgreichste Jahr ihrer Geschichte. «Mit diesen Rekordzahlen haben wir unsere Position als klare Nummer eins der Branche in Europa bestätigt», sagte Höttges. Grosser Treiber bei Umsatz und Gewinn blieb die US-Tochter T-Mobile US , die das sechste Jahr in Folge mit einem Kundenzuwachs von mehr als fünf Millionen abschloss. Mit der bis Anfang April angepeilten Übernahme von Sprint will die Telekom den US-Platzhirschen Verizon und AT&T das Wasser abgraben, «New T-Mobile» käme dann auf 130 Millionen Mobilfunkkunden.

Wenn die Effekte eines einzelnen Netzes voll greifen, hat sich die Telekom rund sechs Milliarden US-Dollar an Einsparungen pro Jahr ausgerechnet. Dafür muss das Unternehmen aber in Vorleistung gehen, zunächst kostet die Fusion nach früheren Angaben rund 15 Milliarden Dollar, zudem will der bald auf den US-Chefposten aufrückende Mike Sievert Dutzende Milliarden in den Aufbau des 5G-Netzes stecken. Es stehen noch einige kleinere Genehmigungen für das Vorhaben aus. Zuletzt gab aber auch die treibende Kraft hinter der grossen Klage von mehreren US-Bundesstaaten, die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James, ihren Widerstand auf – sie will auf eine Berufung gegen das jüngst ergangene Urteil pro Telekom verzichten.

T-Systems erneut mit Umsatzschwund
Mehr und mehr zahlen sich für die Telekom im laufenden Geschäft auch der Aufschwung im Mobilfunk und bei Breitbandanschlüssen in Deutschland aus, die Kosteneinsparungen in Europa greifen ebenfalls zunehmend. Bei der seit Jahren schwächelnden Grosskunden-IT-Tochter T-Systems mussten die Bonner zwar weiter einen Umsatzschwund hinnehmen. Personalabbau und andere Kostensenkungen sorgten aber immerhin für einen steigenden operativen Gewinn. Auch der Auftragseingang legte zu. Die Tochter in den Niederlanden, die lange schwächelte und zur Entwicklungssparte im Unternehmen gehört, lieferte ebenfalls deutliche Gewinnsteigerungen. Die Telekom hatte das Geschäft mit der Übernahme von Tele 2 Niederlande deutlich gestärkt. (awp/mc/ps)

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