Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Telekom AG. (Foto: Deutsche Telekom)
Bonn – Der Aufschwung in den USA beschert der Deutschen Telekom weiter starke Zuwächse. Zusätzlicher Rückenwind kam für das Dax-Unternehmen in den ersten drei Monaten vom günstigen Eurowechselkurs. Bei Umsatz und operativem Gewinn konnte der ehemalige Staatsmonopolist am Mittwoch in Bonn kräftige Anstiege vorweisen. «Positive Vorzeichen bei Umsatz und Ergebnis haben wir in unserer Branche lange nicht gesehen. Unsere klare Strategie mit starken Investitionen zahlt sich aus», sagte Telekom-Chef Tim Höttges.
Erfreulich war vor allem das Geschäft in Übersee. Zwar mit dem Schönheitsfehler, dass T-Mobile-US-Chef John Legere im ersten Vierteljahr wieder einen Nettoverlust nach Bonn melden musste. Aber derzeit freut man sich in Bonn über die üppige Wachstumsstory, die T-Mobile US dem lange darbenden Grosskonzern beschert hat – nämlich mehr Kunden, mehr Umsatz und ein höherer operativer Gewinn. Höttges lässt Legere nach der erfolgreichen Kehrtwende der lange schwächelnden US-Mobilfunktochter an der langen Leine, das zahlt sich offenbar aus.
Starkes Wachstum auch aus eigener Kraft
Das zeigt sich in der Bilanz der magentafarbenen Mutter: Denn obwohl der günstige Euro für einen Grossteil des Anstiegs beim Konzernumsatz von 13 Prozent auf 16,8 Milliarden Euro verantwortlich war, stand im Jahresvergleich auch ohne Wechselkurse und Zukäufe ein ordentliches Wachstum zu Buche. Um fast 5 Prozent legte der Konzern aus eigener Kraft zu. Das operative Ergebnis wuchs noch ein wenig stärker. Am Markt lag die T-Aktie im frühen Handel dennoch knapp ein Prozent im Minus.
Der Telekom gelangen aber auch im Heimatmarkt Deutschland bessere Geschäfte: Die Erlöse stiegen um knapp 2 Prozent. In den ersten drei Monaten warb der Konzern 289 000 neue Vertragskunden im Mobilfunk – mehr als von Experten gedacht. Die Mobilfunkerlöse stiegen stärker als beim Kundenprimus Telefonica Deutschland um 2,8 Prozent. Im Festnetz gab es vergleichsweise wenige Kündigungen.
Überschuss sinkt – operatives Ergebnis profitiert von US-Geschäft
Der Gewinn fiel unterm Strich diesmal mit 787 Millionen Euro nach 1,82 Milliarden Euro im Vorjahr deutlich schmaler aus – damals hatte aber auch ein milliardenschwerer Sonderertrag aus einem Anteilsverkauf den Überschuss in die Höhe getrieben. Diesmal konnte die Telekom unter anderem eine einmalige Vergleichszahlung in Höhe von 175 Millionen Euro sowie die Dividende aus dem britischen Gemeinschaftsunternehmen Everything Everywhere verbuchen. Insgesamt schlugen Sondereinflüsse für Personal und Konzernumbau aber mit 200 Millionen Euro negativ zu Buche. Analysten hatten einen Überschuss in dieser Grössenordnung erwartet.
Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sowie bereinigt um Sondereffekte wie Abfindungszahlungen und Kosten für den Konzernumbau legte das Ergebnis (bereinigtes Ebitda) um 11 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro zu. Das war mehr als von Analysten erwartet, doch dürften einige von ihnen die jüngsten Zahlen aus dem US-Geschäft noch nicht mit einbezogen haben. An der Jahresprognose für das bereinigte Ebitda hält das Management fest. Sie ist auf Basis konstanter Wechselkurse formuliert. Auch die einmalige Vergleichszahlung von 175 Millionen Euro soll herausgerechnet werden.
T-Mobile treibt auch dank Wechselkursen operatives Ergebnis
Für den Anstieg beim operativen Ergebnis zeichnete sich nahezu allein der weiter starke Aufschwung durch T-Mobile US verantwortlich. Dort stammte mehr als die Hälfte des Zuwachses aus der günstigen Wechselkursentwicklung. In Deutschland musste die Telekom wegen unzufriedener Kunden bei der Umstellung auf die internetbasierte IP-Technik im Festnetz mehr Geld im Service ausgeben. Bei der IT-Geschäftskundentochter greifen dagegen Kostensenkungen: Bei höheren Umsätzen verdiente T-Systems vor Zinsen und Steuern diesmal wieder Geld.
Die gute Entwicklung im Tagesgeschäft gibt der Telekom vor der Ende Mai beginnenden Auktion von Mobilfunklizenzen Raum für Investitionen in die Netze. Insgesamt steckten die Bonner in Deutschland mit 950 Millionen Euro rund ein Drittel mehr in den Ausbau von Mobilfunktechnik wie LTE und Breitbandversorgung. Auch in den USA gab das Unternehmen mehr dafür aus. (awp/mc/pg)