Zürich – Trotz der aktuellen COVID-19-Situation, die mit vielen Unsicherheiten behaftet ist, steht die Schweizer Bevölkerung den technologischen Errungenschaften der Digitalisierung positiver gegenüber als im Vorjahr. Neue Technologien erleichtern unser privates und berufliches Leben während den coronabedingten Einschränkungen. 60 Prozent der Befragten erwarten durch die Digitalisierung zudem neue Jobangebote. Die Bereitschaft, personenbezogene Daten im Gesundheitsbereich zu teilen, hat ebenfalls zugenommen (68 Prozent). Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Ausgabe der Oliver Wyman-Studie «Switzerland’s Digital DNA», die im Rahmen der Schweizer Digitaltage, einer Initiative von digitalswitzerland, veröffentlicht wird.
Die Digitalisierung ist in den letzten Monaten insbesondere auch durch die aktuelle Covid-19-Krise zügig vorangeschritten. Eine Befragung der internationalen Strategieberatung Oliver Wyman unter 1’500 Personen zeigt, dass die meisten Bürgerinnen und Bürger der Schweiz Internet und Technologie positiv gegenüberstehen. Obwohl die Schattenseiten der Digitalisierung in Bezug auf Arbeitsplätze, Datenschutz und Gesundheit auch in diesem Jahr wieder zur Diskussion standen, sind die damit verbundenen Hoffnungen für die meisten Bevölkerungsgruppen generell gestiegen, während die Ängste abgenommen haben.
So gehen dieses Jahr 60 Prozent der in der Schweiz wohnhaften Personen davon aus, dass Internet und Technologie neue Jobs schaffen wird. Im Jahr zuvor lag dieser Wert noch bei 58 Prozent. Während die Zustimmungsrate bei den Arbeitstätigen stabil geblieben ist (2020: 58%; 2019: 59%), ist diese insbesondere bei Erwerbslosen (2020: 65%; 2019: 41%) sowie Schülern und Studenten (2020: 71%; 2019: 65%) gestiegen. «Diese Unterschiede lassen sich auch darauf zurückführen, dass die Digitalisierung mittel- bis langfristig Arbeitsplätze und -bedingungen schaffen wird, welche eine stärkere Verbreitung von Home-Office und flexiblere Arbeitsformen begünstigen», sagt Nordal Cavadini, Partner bei Oliver Wyman.
Positivere Jobaussichten in Industrien, wo Digitalisierung für stärkere Krisenresistenz sorgt
Auch innerhalb einzelner Industriezweige gibt es markante Unterschiede: Im Gross- und Einzelhandel sind die positiven Einschätzungen zu den Jobaussichten deutlich gestiegen (von 2019: 38% auf 2020: 59%), während sie in den Bereichen Verkehr und Logistik von 54 auf 43 Prozent gesunken, und damit im Branchenvergleich am niedrigsten sind. Gemäss Cavadini ist dies mitunter «ein Indikator dafür, wie stark die aktuelle Covid-19-Krise die Mitarbeitenden der Verkehrs- und Logistikbranche, also beispielsweise von Fluggesellschaften, verunsichert». Auf der anderen Seite sehe man beim Handel Chancen, die sich aufgrund von Entwicklungen bei Internet und Technologie trotz Pandemie eröffnen: der Online-Boom zahlt beispielsweise darauf ein. Weiterhin zuversichtlich sind Mitarbeitende der Informations- und Kommunikationsindustrie, von denen 71 Prozent davon ausgehen, dass zukünftig neue Jobs für sie geschaffen werden. Der Anteil der Bevölkerung, der sich von der Technologie zurückgelassen sieht, beträgt 21 Prozent und ist damit im Vergleich zum Vorjahr über die Gesamtbevölkerung hinweg betrachtet kaum (20 Prozent), bei den Arbeitstätigen aber leicht gestiegen (von 21 auf 24 Prozent).
«Bei den Schweizer Digitaltagen stehen genau diese Ängste und Hoffnungen bezüglich des digitalen Wandels im Mittelpunkt. Vom 1. bis 3. November haben Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, ihre Wünsche für die digitale Zukunft einzubringen. Die Besucher erwarten mehr als 400 kostenlose Online- und Offline-Angebote, die den Dialog fördern, Zukunftskompetenzen stärken und zur Inspiration einladen», sagt Diana Engetschwiler, Gesamtprojektleiterin der Schweizer Digitaltage.
Steigende Hoffnungen für digitale Innovationen in der Gesundheitsbranche
Die Hoffnungen auf bessere Technologien für Krankheitsdiagnosen und Heilung haben im Vergleich zum Vorjahr geschlechts- und altersunabhängig zugenommen und betragen 59 Prozent (2019: 54%). Insbesondere jüngere Generationen stimmen häufiger zu (78%), dass Internet und Technologie die Krankheitsdiagnose und Heilung verbessern, als noch 2019 (53% Zustimmung).
Für Kolja Dutkowski, Principal im Bereich Digital bei Oliver Wyman, sei dies wenig überraschend: «Durch die aktuelle Pandemie haben viele Personen die Vorteile digitaler Medien kennengelernt. Durch Fernkonsultationen über Videotelefonie konnte beispielsweise das Risiko verringert werden, beim Arztbesuch angesteckt zu werden. Zudem haben wohl viele Personen spätestens mit der Einführung der SwissCovid App erkannt, dass neue Technologien wichtige Massnahmen zur Eindämmung des Virus – beispielsweise das Contact Tracing – deutlich vereinfachen».
Zunehmende Bereitschaft, persönliche Daten an systemrelevante Branchen weiterzugeben
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Bereitschaft, Daten an Dritte weiterzugeben, ebenfalls leicht gestiegen (von 2019: 33 auf 2020: 37 Prozent). Das Vertrauen, dem Gesundheitssektor persönliche Daten bereitzustellen, erreicht die höchste Zustimmung, Online-Händler und Technologiefirmen die niedrigste Zustimmung.
Aufgrund der aktuellen Pandemie stieg in der Schweiz dieses Jahr erneut das Vertrauen in Internet und Technologie. Die Digitalisierung ermöglicht es vielen Branchen, in der aktuellen Situation verhältnismässig besser aufgestellt zu sein. «Für Unternehmen, öffentliche Institutionen und NGOs sollte es deshalb das Ziel sein, möglichst rasch digitale Prozesse, Lösungen und Services, die sich in der Krise bewährt haben, zu übernehmen», so das Fazit von Cavadini. (digitalswitzerland /mc/ps)
Über die Befragung
Oliver Wyman untersuchte Ende September 2020 zum vierten Mal die digitale DNA der Schweiz. Dabei befragten wir 1’500 Personen in der Deutschschweiz und französischsprachigen Schweiz hinsichtlich ihrer Einschätzung zu den aktuellen und zukünftigen Auswirkungen der Digitalisierung auf 7 verschiedene Themenwelten: Arbeit 4.0, Bildung, Datenschutz, Mobilität & Infrastruktur, E-Demokratie, Gesundheit, sowie Gesellschaft & Medien.