von Patrick Gunti
Moneycab: Herr Adams, mit Bluewin TV erwächst cablecom ein grosser Konkurrent im TV-Markt. Ihre Reaktion auf die Lancierung von Bluewin TV?
Erik Adams: Cablecom wird im April 2007 für 6 Franken ein neues Einstiegsangebot für Kunden anbieten, die mit dem digitalen Fernsehen wenig vertraut sind. Am besten fahren die Kunden, wenn sie alle drei Produkte, Telefonie, Breitbandinternet und Fernsehen bei cablecom abonnieren. Insbesondere bei den Gratisgesprächen aufs Festnetz und dem schnellen Internet sind wir nach wie vor führend.
Was für Auswirkungen auf das Digital-Angebot von cablecom wird der neue Konkurrent haben?
Wir stehen bereits seit langem in Konkurrenz mit anderen Fernsehanbietern, wie zum Beispiel Satellitenfernsehen, und rechnen deshalb nicht mit bahnbrechenden Veränderungen.
Nicht nur das inhaltliche Angebot wird künftig darüber entscheiden, wem sich die Kunden zuwenden, auch der Preis. Gehen Sie von einem ähnlichen Preiskampf wie z.B. im Bereich der Fix- und Mobil-Telefonie aus?
Cablecom ist sogar klar günstiger. Bei Bluewin TV ist Fernsehen alleine nicht möglich. Swisscom bietet beim Fernsehen nur das volle Triple Play an, das heisst Telefonie, Breitbandinternet und Fernsehen in einem. Vergleicht man das Triple Play-Angebot, so ist cablecom klar günstiger. Will der Kunde jedoch nur fernsehen, weil er über sein Mobile telefoniert, so kann er dies selbstverständlich bei cablecom tun, was bei Swisscom nicht möglich ist.
Insbesondere bei den Gratisgesprächen aufs Festnetz und dem schnellen Internet sind wir nach wie vor führend. Erik Adams, VP Marketing & Sales Cablecom
Ihr Unternehmen stand in der Kritik des Preisüberwachers und der Stiftung für Konsumentenschutz. Der Preis für Digital-TV und die mangelnde Auswahl an Empfangsgeräten wurde bemängelt. Wie sieht die nun getroffene Einigung mit dem Preisüberwacher aus?
Wir haben uns mit dem Preisüberwacher über die Rahmenbedingungen geeinigt. So werden wir ab April 2007 eine Gratishotline für Fernsehkunden anbieten und die Kosten für die Settop-Box auf 150 Franken senken. Was die Verschlüsselung der Settop-Boxen anbelangt, so verhindert diese im Interesse der Inhaltproduzenten die Piraterie der Schwarzseher und ermöglicht den Kunden eine individuelle Programmgestaltung.
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Kritisiert wird zuletzt auch die Abschaltung von Sendern wie TVE oder BBC Prime im analogen Angebot. cablecom begründet diesen Schritt mit den immer knapper werdenden Frequenzen. Hat es aber nicht auch damit zu tun, dass Sie die Konsumenten auf das neue, teurere digitale Angebot «zwingen» wollen?
Nein. Es geht in erster Linie darum, die Digitalisierung voranzutreiben, da wir im europäischen Vergleich (40%) mit einer Penetration von 7 Prozent weit im Rückstand liegen. Wegen der zunehmend knapper werdenden Frequenzen im analogen Bereich ist eine Senderverschiebung in das digitale Angebot unumgänglich.
Für 2007 hat cablecom weitere Verlegungen von Sendern vom analogen ins digitale Angebot angekündigt. Nach welchen Kriterien werden diese Sender ausgewählt und welche Stationen wird es demnach betreffen?
Bei der Auswahl der analogen Kanäle, die ins digitale Angebot verschoben werden, berücksichtigen wir unter anderem die effektive Programmnutzung (Einschaltquote), die Übertragung des Programms in einer Landessprache, und ob der Sender eine regionale oder nationale Konzession besitzt. Welche Kanäle als nächstes verschoben werden, werden wir sobald wie möglich kommunizieren.
Wir liegen im europäischen Vergleich (40%) mit einer Penetration von 7 Prozent weit im Rückstand. (Erik Adams)
Im Oktober haben sich cablecom und Teleclub nach langen Querelen auf die gemeinsame Vermarktung und Verbreitung des digitalen Pay-TV-Angebots von Teleclub geeinigt. Wie wird das künftige Vorgehen sein?
Ab Juni 2007 wird das Angebot von Teleclub auch über die Settop-Box von cablecom erhältlich sein.
Teleclub ist im Grundangebot für Abonennten von Bluewin-TV monatlich 10 Franken günstiger als bei cablecom. Werden Sie dieses Preispaket anpassen?
Unser Ziel ist es natürlich ein noch besseres Angebot auf den Markt zu bringen, aber die Preise für das Teleclub-Angebot bestimmt Teleclub. Fragen Sie die Verantwortlichen von Teleclub, zu welchen Konditionen wir ihr Filmangebot erhalten.
Mit Bluewin TV will die Swisscom Verluste ausgleichen, die sie zum Beispiel mit zur cablecom abgewanderten Telefoniekunden erleidet ? auch im Mobil-Bereich. cablecom hat im Mai «cablecom mobile connect» lanciert. Wie lautet Ihre Bilanz nach den ersten sechs Monaten?
Wir sind zufrieden mit dem Kundenwachstum.
Vor etwas mehr als einem Jahr wurde die cablecom von Liberty Global übernommen. Wie weit ist die Integration heute fortgeschritten?
Die Integration in Liberty Global ist grösstenteils abgeschlossen. Wir können bereits heute, gerade im Produktebereich, von vielen Synergien profitieren.
Zur Person:
Erik Adams ist seit 2005 VP Sales und Marketing bei cablecom. Er begann seine Karriere bei cablecom im Oktober 2001 als Head of Telephony und erhielt schrittweise weitere Aufgaben aus den Bereichen Produktmanagement, Verkauf, Akquisition und Marketing zugewiesen. Vor cablecom war Erik Adams Director of Telephony bei NTL (UK), Strategy and Planning Director bei Motorola sowie Director of Business Development bei Psion. Mr Adams hat ein Studium in Chemical Engineering (University of Surrey) und einen MBA der European School of Management.
Zum Unternehmen:
cablecom ist das grösste Kabelnetzunternehmen der Schweiz und versorgt seine Kundinnen und Kunden mit Quadruple-Play-Angeboten in den Bereichen Kabelfernsehen, Breitband-Internet, Mobil- und Festnetztelefonie. Weiter bietet cablecom Sprach-, Daten- und Mehrwertdienste für Geschäftskunden an. Kabelnetzunternehmen versieht cablecom mit Anlagenbau sowie mit Anwendungs- und Übertragungsdiensten für Fernsehen, Telefonie und Internet. Das eigene, landesweite Netzwerk (eines von nur zwei in der Schweiz) versorgt 15 der 16 grössten Städte des Landes. Cablecom ist eine Ländergesellschaft von UPC Broadband, der europäischen Kabelnetzgruppe von Liberty Global Inc.