Dunkle Wolken über Cloud Computing und Social Media
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Zürich – Wiederholt sich der Dotcom-Crash? Diesmal bei den Social Media und Cloud Computing-Aktien? Unternehmen aus den Bereichen erzielen beim Börsengang Rekorderlöse. Doch viele Investoren zahlen derzeit zu hohe Beträge für ihre Anteile. Die Enttäuschung der Anleger dürfte vorprogrammiert sein, so Alan Bezoza, Technologie-Experte bei Janus Capital Group. „Die Wachstumsgeschichten der Branche sind einfach zu verstehen – vielleicht zu einfach“, sagt der Analyst.
„Wir glauben, dass sich viele Investoren in einem Umfeld langsamen Wachstums vom Hype um Cloud Computing und Social Media haben mitreissen lassen.“ Niemand stelle ernsthaft in Frage, welche möglichen Folgen die technologische Entwicklung haben werde. Doch die Wirtschaft habe bereits einmal, in der Dotcom-Ära, vor einer ähnlichen Revolution gestanden. Damals kletterten die Kurse auf Höhen, die durch das fundamentale Potential der Unternehmen nicht gerechtfertigt waren. Heute erkennt Bezoza eine ähnliche Entwicklung: „Einige aktuelle Börsengänge erreichen derzeit Volumina, die jenseits des Umsatzpotentials des gesamten erreichbaren Marktes liegen.“
Bewertungen orientieren sich zunehmend an den Einnahmen statt an den Gewinnen
Übertriebene Bewertungen sieht der Experte auch abseits der Börsengänge. So hätten innerhalb des Russel Midcap Growth Index diejenigen Unternehmen, die rote Zahlen schrieben, in den ersten drei Quartalen 2013 im Schnitt 47,5 Prozent hinzugewonnen, während sich der Gesamtindex nur um 25,4 Prozent steigern konnte. „Es ist nicht erstaunlich, dass viele dieser Unternehmen Branchen mit übertriebenen Wachstumserwartungen wie Social Media und Cloud Computing angehören“, stellt Bezoza fest. Das gleiche gelte auch für den Russel 2000 Growth Index – auch hier hätten die Unternehmen ausserhalb der Gewinnzone mit 42,7 Prozent stärker zugelegt als der Gesamtindex, der um 32,5 Prozent gewachsen sei.
Da viele Unternehmen noch keine Gewinne erwirtschafteten, orientierten sich die Bewertungen zunehmend an den Einnahmen, erklärt Alan Bezoza. Das Verhältnis zwischen Kurs und Einnahmen entspräche zurzeit oftmals dem, was Analysten normalerweise beim Kurs-Gewinn-Verhältnis erwarten würden. Um diese Bewertungen zu rechtfertigten, müssten die Firmen über Jahre hinweg aussergewöhnliche Geschäftserfolge erwirtschafteten. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass die meisten Unternehmen dabei scheitern werden“, schätzt der Experte. Die Lehre aus der Dotcom-Ära laute: „Ohne Zweifel werden auch aus dem Innovationsschub neue Technologiegiganten hervorgehen. Doch wie schon bei Amazon, Ebay und Co. werden das kaum mehr als eine Handvoll sein.“ Der aktuelle Hype eröffne jedoch auch Chancen, so Bezoza. Denn viele Investoren übersähen derzeit Firmen, etwa aus den Bereichen Hardware oder Business Services, die Wachstumspotenzial zu angemesseneren Preisen böten. (Janus/mc/hfu)