Nikosia – Die Bestellung von Waren über das Internet boomt spätestens seit der Corona-Pandemie. Dieser Aufschwung ist langanhaltend und längst kein einfacher Trend mehr. Was für Kunden einerseits zu enormen Zeitersparnissen führt, hat auf der anderen Seite weniger erfreuliche Auswirkungen. E-Commerce-Unternehmen melden zunehmend Betrugsfälle. Wer ist davon betroffen und was schützt vor dem als „Scamming“ bezeichneten Betrug?
Zwei von drei deutschen Online-Händlern verzeichneten seit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 einen drastischen Anstieg an Betrugsversuchen.
Auf Platz eins der häufigsten Betrugsmethoden landeten in Deutschland illegale Kontoübernahmen mit 48 Prozent der Fälle, dicht gefolgt von Scheinkäufen (45 Prozent). Das sind zentrale Ergebnisse der Riskified-Studie, einem Anbieter von Lösungen zur Betrugsprävention, die im Sommer 2021 durchgeführt wurde.
An der Befragung nahmen 4.000 Verbraucherinnen und Verbraucher sowie 400 Onlinehändler aus Großbritannien, Frankreich, Deutschland und den USA teil. 69 Prozent der deutschen Händler gaben hierbei an, dass der Anteil von Betrugsversuchen erheblich zugenommen hat.
Betrug drückt auf die ohnehin spitzen Margen
Der zunehmende Betrug bedeutet zugleich eine steigende Belastung für die Kassen der Händler. „Denn die Margen im Onlinehandel sind traditionell spitz gerechnet. Jedes Produkt, das da ausgeliefert, aber von den Betrügern nicht bezahlt wird, belastet die Bilanz“, so Maurice Schaer, Gründer einer auf E-Commerce spezialisierten Online-Ausbildung.
Die Auswirkungen auf den Umsatz der Händler sind teils gravierend: Betrug belaste die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen erheblich, bestätigt die Riskified-Studie. Bereits im Jahr 2020 hatte demnach rund ein Drittel der befragten Händler weltweit zwischen fünf und zehn Prozent ihres E-Commerce-Umsatzes durch Betrug verloren.
„Es ist keine Überraschung, dass das schnelle Wachstum des E-Commerce auch zu einem Anstieg der Betrugsfälle geführt hat – und wie unsere Untersuchung zeigt – sind die Auswirkungen sowohl für Einzelhändler als auch für Verbraucher erheblich“, sagte Peter Elmgren, Chief Revenue Officer bei Riskified bei der Präsentation ihrer Studie.
Neun von zehn Händlern bereits betrogen
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Studie des renommierten Handelsforschungsinstituts IFH Köln im Auftrag der Schufa. Sie kam Ende 2020 zum besorgniserregenden Schluss, dass Betrug im Onlinehandel stark zunimmt.
Etwa 90 Prozent der Händler im deutschen E-Commerce waren laut IFH Köln zum Zeitpunkt der Befragung bereits mit Betrug in Berührung gekommen. Die Kölner Studien-Autoren attestieren: „Durchschnittlich drei Prozent der Bestellungen werden heute von Händlern als Betrug klassifiziert. Dabei beträgt der Umsatzverlust Expertenschätzungen zufolge durchschnittlich zwei Prozent, was einem Volumen von rund 1,4 Milliarden Euro entspricht.“
Nicht nur der deutsche Markt hat zu kämpfen. Auch Online- und Versandhändler in Österreich und der Schweiz sind in zunehmendem Maße betroffen, klagt auch der Handelsverband Österreich.
In der jüngsten Studie aus dem Verband heißt es: „Wenn es um das Thema Betrug geht, ist die größte Schwierigkeit für Onlinehändler im DACH-Raum, risiko- und kundengerechte Methoden zur Vorbeugung zu bestimmen.
Knapp die Hälfte der Befragten hätten Probleme, bei den Maßnahmen gegen Betrug ein richtiges Kosten-Nutzen-Verhältnis zu finden. Kai Hudetz, Geschäftsführer des IFH KÖLN empfiehlt, dass Kooperationen zu dieser Thematik auch zwischen Händlern untereinander sehr sinnvoll seien. Der Austausch bringe am Ende alle weiter.
Die Herausforderung für Online-Händler besteht vor allem darin, den Betrug einzudämmen, ohne dabei die Kauflust oder das Kundenerlebnis beim Besuchen der Webshops allzu stark einzuschränken. Wie die Sicherheit ausgebaut werden kann, ohne dabei das Kauferlebnis zu beeinträchtigen, damit beschäftigt sich Maurice Schaer, Gründer der 8FigureDreamAcademy, jeden Tag.
In Schaers Programm werden folgende einfach umzusetzende Maßnahmen empfohlen, die nachweislich zu mehr Sicherheit führen:
Sichere Zahlungsmethoden verwenden: Jeder Online-Shop sollte bei Zahlungsoptionen wie Kreditkarten, PayPal auf vertrauenswürdige Dienste setzen. Diese haben oft integrierte Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz vor Betrug.
Einsatz von SSL-Zertifikaten: Die Nutzung eines SSL-Zertifikats (Secure Sockets Layer) auf der eigenen Internetseite ist Pflicht. Dieses sog. Sicherheitsprotokoll, das die Datenübertragung zwischen dem Server einer Webseite und dem Browser des Benutzers verschlüsselt, hilft gegen Datendiebstahl.
Verifizierung von Kundeninformationen: Die Überprüfung von Kunden, insbesondere bei großen Bestellungen oder teuren Produkten, hilft zur Prävention. So können beispielsweise zusätzliche Kontaktinformationen eines Kunden für Rückfragen abgefragt oder auch eine Zwei-Faktor-Authentifizierung integriert werden.
Überwachung verdächtiger Aktivitäten: Tauchen ungewöhnliche Muster auf, wie mehrere Bestellungen in kurzer Zeit von derselben IP-Adresse oder große Bestellungen, die weit über dem Durchschnitt liegen, sollten „Alarmsysteme“ greifen und die Bestellungen manuell überprüft werden.
Nutzung von Betrugserkennungssoftware: Es gibt verschiedene Softwarelösungen, speziell für E-Commerce-Unternehmen, die dabei helfen, betrügerische Aktivitäten zu erkennen und zu verhindern. Diese nutzen Algorithmen und maschinelles Lernen, um verdächtige Aktivitäten zu identifizieren und den Shopbetreiber bei Verdacht zu informieren.
Schulung des eigenen Personals: Vom Praktikanten bis zum erfahrenen Online-Marketer: Jeder im Team muss über die verschiedenen Arten von Online-Betrug und die besten Praktiken zur Prävention informiert und geschult werden.
Betrug verhindern, Kauflust steigern
„Betrug stellt Einzelhändler, die ihr Geschäft schützen und gleichzeitig ihren Kunden ein nahtloses und sicheres Einkaufserlebnis bieten wollen, vor besondere Herausforderungen“, sagt Maurice Schaer von der 8FigureDreamAcademy (8FDA). Die 8FDA ist eine Plattform, bei der angehende Onlinehändlerinnen und -Händler erfahren, wie erfolgreiches Online-Business funktioniert – und wie sich Betrug nachhaltig verhindern lässt.
Die Experten der 8FDA besitzen jeweils zwischen vier und zehn Jahren Erfahrung im Bereich E-Commerce. „Unser Wissen rund um das erfolgreiche Wachstum als E-Commerce-Unternehmen, aber auch unsere Erfahrungen zum Thema Scamming, geben wir jetzt an unsere Teilnehmer weiter“, sagt Schaer.
Die Ausbildung erfolgt größtenteils in kompakten Video-Lerneinheiten. Zur Auswahl stehen 22 Module mit mehr als 150 einzelnen Lektionen. Wöchentliche Live-Calls und eine VIP-Gruppe in den sozialen Medien runden das Programm ab. Schaer: „Betrüger entwickeln ihre Methoden konsequent weiter; wir müssen ihnen immer voraus sein: Durch die Integration modernster Lösungen und jahrelanges Markt-Know-how sind wir gut dabei.“
In einem sind sich sowohl Studienautoren als auch Ausbildungsanbieter einig: Online-Handel muss auch in Zukunft sicher bleiben und Spaß machen. (8FDA/mc/hfu)