Eingetrübte Stimmung in der Schweizer ICT-Branche

Eingetrübte Stimmung in der Schweizer ICT-Branche
Jean-Marc Hensch, Geschäftsführer Swico. (Foto: Swico)

Zürich – Nicht wirklich optimistisch schaut die Schweizer ICT-Branche in das 4. Quartal 2016. Der Swico ICT Index sinkt um 3.7 Punkte auf 105.6 Punkte und entfernt sich damit deutlich vom Durchschnittswert der letzten fünf Jahre. Anders als im letzten Quartal ist es einzig das Segmente Software, das seine Erwartungen leicht steigert. Hingegen korrigieren die Segmente IT-Technology, IT-Services und Consulting ihre Prognosen und schauen pessimistischer in das neue Quartal. Während die Branche Consumer Electronics die Stimmungstendenz des letzten Quartals ins Positive korrigiert, kann sich die zuletzt verbesserte Stimmung in der Branche Imaging/Printing/Finishing nicht halten.

Der Swico ICT Index für das 4. Quartal 2016 kann das Erwartungsniveau des Vorquartals nicht halten und korrigiert die im Verlaufe des Jahres eingesetzte positive Entwicklung vollständig. Der Index fällt von 109.3 Punkten auf 105.6 Punkte. Von einer düsteren Stimmung kann jedoch keine Rede sein, denn sämtliche Segmente sehen sich immer noch auf Wachstumskurs, wenn auch auf einem unrentableren. So kann die Stimmung zwar als eingetrübt, aber eben immer noch positiv betitelt werden.

Software-Segment als Branchen-Optimist
Erneut löst das Segment Software das Segment Consulting als Optimist der Branche ab. Während sich der Indexwert der Softwareunternehmen um immerhin Punkt auf 111.1 Punkte steigert, verliert der Index der Consulting-Unternehmen fast 5 Punkte und sinkt auf 107.5 Punkte. Beide Segmente sind aber weiterhin durch die positivsten Erwartungen der Branche hinsichtlich Umsatzentwicklung und Auftragseingang geprägt. Eine solche positive Prognose in Bezug auf Umsatz und Auftragseingang gilt grundsätzlich ebenfalls für die Segmente IT-Technology und IT-Services, wenn auch in stark abgeschwächter Form: Beide Indexwerte geben markant nach. Während der Index für das Segment IT-Technology um 5 Punkte auf 100.9 Punkte sinkt, fällt der indexwert des Segments IT-Services um mehr als 7 Punkte auf 101.8 Punkte. Die Indizes liegen damit nur noch knapp im positiven Bereich über der Marke von 100 Punkten.

Was allen Segmenten gemein ist, sind die negativen Erwartungen an die Entwicklung der Bruttomarge, auch wenn diese im Durchschnitt weniger negativ ausfallen als zuvor. Weniger negativ als im letzten Quartal sind ebenfalls die Erwartungen der Branche Consumer Electronics. Deren Indexwert steigt um mehr als 4 Punkte auf 97.5 Punkte und überwindet damit den Stimmungseinbruch des letzten Quartals vollständig. Allerdings werden sowohl beim Umsatz, als auch beim Auftragseingang keinerlei Veränderungen erwartet, was die Branchenprognosen in eine Position zwischen unrentableren Wachstum und Degeneration führt. Eine Phase der Degenration erwartet hingegen die Branche Imaging/Printing/Finishing. Deren Indexwert fällt erneut um fast 10 Punkte auf 89.6 Punkte. Die Branche rechnet für das 4. Quartal 2016 nicht nur mit starken Rückgängen bei Umsatz und Auftragseingang, sondern ins besondere auch bei der Bruttomarge.

Anhaltender Preiszerfall drückt die Marge und prägt die Stimmung
Über alle Branchen hinweg ist der anhaltende Druck auf die Preise sowie die damit verbundene Erosion der Marge das stimmungsprägende Element. Zunehmend wird die Präsenz ausländischer Konkurrenz spürbar, welche nicht nur durch den starken Schweizer Franken einen Preisvorteil haben, sondern auch über Grössenvorteile beziehungsweise zunehmendes Near- und Offshoring Druck auf die Preisstrukturen in der Schweiz ausüben. Neben dieser direkt zunehmenden Präsenz internationaler Anbieter in der Schweiz, spielen aber auch verstärkt Schwarz- oder Grauimporte sowie digitale Absatzkanäle eine zentrale Rolle. Wie bereits in den letzten Quartalen zeigt sich, dass die Schweizer Anbieter dem nicht nur allein durch weitere Geschäftsentwicklung begegnen können, sondern aktuell zunehmend auch auf Kostenoptimierung und Effizienzsteigerung setzen.

Wirtschafspolitisches Umfeld sorgt für angespannte Stimmung
Nicht mehr nur vereinzelt, sondern auffallend häufig, wird in den Branchen die Hoffnung geäussert, die Politik möge in Anbetracht des schwierigen und unsicheren europäischen und geopolitischen Umfelds für stabile und konjunkturfördernde Rahmenbedingungen sorgen. Eine wachsende Unsicherheit prägt die Erwartungen und mit ihr die aktuelle Stimmung. Diese wird getrieben durch wirtschaftspolitische Themen wie die Entwicklung der Europäischen Union sowie der entsprechenden bilateralen Abkommen mit der Schweiz oder der Auswirkungen der Masseneinwanderungsinitiative und der Unternehmenssteuerreform. Die Zäsur des zuletzt positiven Erwartungstrends könnte ein Indiz dafür sein, dass die Unternehmen sich zunehmend bewusst werden, dass die momentanen politischen Herausforderungen mittel- bis langfristig erhalten bleiben und sie angesichts dessen ihre Erwartungen relativieren müssen. (Swico/mc)

Vollständige Studie (in Deutsch): PDF, 35 Seiten, Preis CHF 297, exkl. MWST, Bezug über Swico ([email protected]) – kostenlos für teilnehmende Unternehmen

Methodischer Hinweis: Der Swico ICT Index basiert auf den Prognosen für die Zukunft und nicht auf den Ergebnissen der Vergangenheit. Er widerspiegelt somit nicht direkt Umsätze oder Verkaufszahlen, sondern die Erwartungen für das kommende Quartal. Um saisonale Unterschiede auszugleichen, vergleicht der Index die Prognosen für das nächste Quartal mit dem Resultat des entsprechenden Vorjahresquartals.

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