Frank Thonüs, Managing Director EMC Schweiz (Bild: Moneycab)
Zürich – Dass die Digitalisierung die Unternehmens-IT vor grosse Herausforderungen stellt ist klar. Dass viele CIOs tatsächlich daran zweifeln, ob ihre Organisationen diese Herausforderungen bewältigen können, war es bisher dagegen weniger. Doch eine neue, grossangelegte Entscheider-Umfrage von EMC zeigt: Die Mehrzahl der IT-Verantwortlichen hat grosse Bedenken bezüglich der Zukunftsfähigkeit ihrer IT-Organisation; rund die Hälfte rechnet sogar damit, dass ihr Verantwortungsbereich während der kommenden drei Jahre gänzlich verschwinden und durch Cloud- oder Outsourcing-Dienstleister ersetzt werden könnte.
Fehlendes „Alignement“: Die IT gerät unter Druck
Etwas mehr als die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass die IT die Innovationskraft von Unternehmen schon heute eher beschränkt als sie zu fördern (in der Schweiz: 58 Prozent). Rund 63 Prozent der Befragten nehmen an, dass sich das in Zukunft noch verschlimmern könnte: Weiteres Unternehmenswachstum und steigende Anforderungen etwa an die Entwicklungs- und Bereitstellungsgeschwindigkeit würden die IT künftig derart überfordern, dass Einbussen bei Qualität und Kundenzufriedenheit nicht mehr auszuschliessen wären (in der Schweiz: 59 Prozent).
Nicht zuletzt deshalb rechnen 58 Prozent der CIOs sogar damit, dass ihre IT-Organisation als unabhängige Einheit bis 2019 weitgehend verschwunden sein könnte – auch weil sämtliche oder zumindest ein Grossteil ihrer Aufgaben an Cloud- und andere Outsourcing-Dienstleistungen ersetzt worden sein könnten (in der Schweiz: 44 Prozent aller Befragten).
Der Unternehmens-IT fehlt es nach Einschätzung der Teilnehmer an zeitgemässen Infrastruktur-Technologien und entsprechenden Management-Verfahren. Vor allem aber hapert es am „Business Alignment“, also der Anbindung an und dem Einfluss auf den übrigen Geschäftsbetrieb.
CIOs und IT-Verantwortliche verlieren an Einfluss
Tatsächlich verschiebt sich die Entscheidungshoheit über Digitalisierungs-Fragen in vielen Unternehmen weg von der IT- hin zu anderen Organisationsbereichen: In rund 39 Prozent der untersuchten Unternehmen beeinflussen inzwischen andere Manager als der CIO die IT-Strategie – etwa die Geschäftsführung (in 23 Prozent der entsprechenden Unternehmen), das Marketing (11 Prozent) oder der Vertrieb (10 Prozent).
Auch die Sichtweisen von IT- und übriger Geschäftsführung gehen in vielen Unternehmen offenbar stark auseinander. So meinen beispielsweise 58 Prozent der befragten CIOs, die volle Kontrolle über die IT ihres Unternehmens zu haben. Doch nur 13 Prozent der befragten Spitzen-Führungskräfte der Geschäftsseite sehen das ähnlich; weitaus mehr – rund 36 Prozent – halten das Gestalten der IT-Strategie für ihre eigene Aufgabe; rund drei Viertel der Business-Manager meinen, auch über das dafür erforderliche Technik-Verständnis zu verfügen.
Auch bezüglich der IT-Prioritäten herrschen Meinungsverschiedenheiten: 40 Prozent der CIOs messen dem Verwalten und Nutzen grosser Datenmengen („Big Data“) die derzeit grösste Bedeutung zu; 34 Prozent nehmen an, dass dem bis 2019 die höchste Priorität zukommen wird. 36 Prozent der befragten Führungskräfte anderer Geschäftsbereiche gehen dagegen davon aus, dass die IT vor allem die Bereitstellung neuer Produkte und Leistungen unterstützen sollte.
Ein Weckruf für IT-Verantwortliche
Frank Thonüs, Managing Director bei EMC Schweiz, kommentierte die Befragungsresultate wie folgt: „Das ist ein Weckruf für die CIOs: Die Digitalisierung marginalisiert die Unternehmens-IT! Dem kann nur entgegenwirken, wer die Führung übernimmt und notwendige Veränderungen selbst gestaltet oder mit anderen Worten: die Gräben zwischen Geschäftsführung, Fachbereichen und IT überbrückt, einen klaren Plan für die Weiterentwicklung der unternehmenseigenen IT vorlegt und dann schrittweise die dafür erforderlichen Technologien einsetzt, ohne während des Übergangs von alter zu neuer IT den Überblick zu verlieren.“
Viele CIOs hätten diesen Ruf bereits vernommen, ergänzt Thonüs, und verweist nochmals auf die Befragung: Demnach schätzen drei Viertel der in der Schweiz Befragten, durch den Aufbau zeitgemässer, flexiblerer Infrastrukturen viele Risiken vermindern und eine gute Plattform für künftiges Wachstum schaffen zu können. Zudem gab ungefähr ein Drittel der Schweizer Entscheider an, Mitarbeiter bereits in Bereichen wie Business-Know-how, Cloud-Computing oder konvergenten Infrastrukturen weiterzubilden („Converged Infrastructure“, d.h. IT-Umgebungen aus Appliances, bei denen jeweils Server, Speicher und Netzwerk in ein kompaktes System integriert sind). Thonüs kommentiert weiter: „Eine zukunftsweisende Infrastruktur ist in der Tat ein Schlüssel zum Bewältigen der Herausforderungen, auf die unsere Befragung verweist: Um ihre eigene Digitalisierung gestalten zu können, brauchen Unternehmen eine auf Geschäftsziele ausgerichtete, effektive, effiziente und vor allem flexible IT. Und die wiederum braucht ein zeitgemässes Rechenzentrum, das heisst: eines das software-definierte, konvergente Systeme nutzt.“ (EMC/mc)
Über die Studie
Für die Untersuchung „Endangered IT“ befragte Arlington Research im Auftrag von EMC im Februar 2016 2‘741 Entscheider aus der IT (50 Prozent) sowie Business-Manager (50 Prozent) von Unternehmen aus 13 Ländern (davon 210 in der Schweiz); 20 Prozent der Befragten arbeiteten zum Zeitraum der Befragung auf Vorstandsebene (d.h. sie waren wenigstens Vice President oder Senior Vice President). Die untersuchten Unternehmen beschäftigen zwischen 50 und über 1‘000 Mitarbeiter und gehören unterschiedlichen Branchen an.