Ende des Chipbooms: Samsung-Umsatz fällt so stark wie lange nicht mehr
Seoul – Der Elektronikkonzern Samsung hat im zweiten Quartal den grössten Umsatzrückgang seit mindestens 2009 hinnehmen müssen. Der Erlös sei im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Fünftel auf rund 60 Billionen Won (rund 41 Mrd Fr.) gefallen, teilte der Konzern am Freitag in Seoul auf Basis erster Eckdaten mit. Das operative Ergebnis brach um über 95 Prozent auf 600 Milliarden Won (41 Mio Fr.) ein.
Das Unternehmen nannte keine Gründe für die Entwicklung. Nach Einschätzung von Experten ist sie aber vor allem auf das Ende des Booms im Markt für Speicherchips zurückzuführen und die damit einhergehenden Preisrückgänge. Die Samsung-Aktie gab nach.
An der Börse in Seoul fiel sie über zwei Prozent und damit stärker als der Gesamtmarkt. Der Umsatzrückgang von Samsung im zweiten Quartal fiel höher aus, als Experten erwartet hatten. Beim operativen Gewinn hatten Analysten mit einem Wert in dieser Grössenordnung gerechnet.
Schwächephase am Chipmarkt
Der Chipmarkt geht nach dem coronabedingten Hochlauf momentan durch eine Schwächephase. Vor allem Inflation und Rezessionstendenzen haben im vergangenen Jahr für einen raschen Rückgang gesorgt, weil sowohl Verbraucher als auch Unternehmen ihre Ausgaben und Investitionen zusammenstrichen. Zudem hatten sich viele Firmen die Lager zuvor gefüllt, um angesichts der lange Zeit vorherrschenden Chipknappheit nicht den Kürzeren zu ziehen.
Dem darauf folgenden Preisverfall war unter anderem Samsung mit Produktionskürzungen entgegengetreten. Mittlerweile mehren sich aber die Anzeichen, dass der Tiefpunkt durchschritten ist. So signalisierte Samsungs US-Konkurrent Micron Technology zuletzt, dass die Kunden die Lagerbestände abarbeiteten. Und auch der südkoreanische Halbleiterhersteller SK Hynix erwartet, dass sich die Situation im Laufe des Jahres entspannen wird.
Schätzungen zufolge dürften die Chippreise im dritten Quartal so denn auch nur noch wenig bis gar nicht fallen. Auch die Halbleiterexporte nehmen laut Experten wieder zu. Denn auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung noch ungewiss ist und der Abbau der Lagerbestände wohl noch andauern wird, setzen Investoren auf Rückenwind für die Branche durch den Megatrend Künstliche Intelligenz.
Samsung will seine detaillierten Quartalszahlen, eine Begründung für die Entwicklung sowie einen Ausblick auf die kommenden Monate am 27. Juli vorlegen. Der Konzern gehört neben seiner bedeutenden Stellung bei Speicherchips auch bei Smartphones zu den Marktführern. Auch hier kämpfen Hersteller momentan mit Absatzrückgängen. (awp/mc/pg)