Mark Zuckerberg (vorne 3. von rechts) und die Facebook-Crew feiern ihr Börsendebüt. (Foto: Facebook)
New York – Die Aktie des sozialen Netzwerks Facebook hat an der US-Technologiebörse Nasdaq einen enttäuschenden Start hingelegt. Nach einem rasanten Anstieg um rund zwölf Prozent fiel der Kurs kurz nach Handelsbeginn bis knapp über den Ausgabepreis. Der Schlusskurs der Facebook-Aktie betrug 38,23 Dollar – ein Plus von 0,61 %. Analysten hatten einen Anstieg um mehr als 20 Prozent erwartet. Das «Wall Street Journal» berichtete, dass der Kurs nur deshalb nicht unter den Ausgabepreis gefallen sei, weil die an dem Börsengang beteiligten Banken mit massiven Stützungskäufen eingegriffen hätten.
Facebook hatte am Donnerstag einen Ausgabepreis von 38 Dollar je Aktie festgelegt. Der Börsengang ist mit Einnahmen von mindestens 16 Mrd. Dollar eine der grössten Neuemissionen aller Zeiten. Zum Startkurs war das Unternehmen mit seinen 900 Millionen Mitgliedern sagenhafte rund 115 Mrd. Dollar wert.
Ein grosses Fest in Menlo Park
«Mark Zuckerberg hat ein Unternehmen an die Nasdaq gebracht.» Mit diesen Worten vermeldete der Unternehmenschef das Ereignis auf seinem persönlichen Facebook-Profil. Zuvor hatte der 28-jährige Zuckerberg den Handelsbeginn per Videoschaltung vom Firmensitz im kalifornischen Menlo Park aus eingeläutet. Hunderte Facebook-Mitarbeiter hatten sich unter freiem Himmel um den Firmengründer geschart. Sie feierten den grössten Internet-Börsengang aller Zeiten. Viele von ihnen wurden auf einen Schlag zu Millionären. Zuckerberg bleibt auch nach dem Börsengang Mehrheitseigentümer von Facebook.
Panne verzögert Start
Nach dem bejubelten Läuten der Glocke lief allerdings nicht alles nach Wunsch für Facebook. Der geplante Beginn des eigentlichen Handels um 11 Uhr New Yorker Zeit (17 Uhr Schweizer Zeit) verzögerte sich immer weiter. In Folge der Panne fiel der Aktienkurs des selbst börsengelisteten Börsenbetreibers Nasdaq, erholte sich später aber wieder.
Schwäche überrascht Experten
Als das Facebook-Papier nach einer halben Stunde schliesslich gehandelt werden konnte, kam ein erster Kurs von 43 Dollar zustande. Manche Analysten hatten vor Handelsbeginn Kurssteigerungen von 50 Prozent und mehr vorausgesagt. Entsprechend enttäuscht waren viele Experten nach dem lauen Start. «Ich bin überrascht über die Schwäche», sagte Investor Kevin Landis dem US-Wirtschaftssender CNBC.
Zynga 13,3 % im Minus
Der mässige Start der Facebook-Aktie zog auch andere Titel in Mitleidenschaft. Der Handel mit den Papieren des Spieleanbieters Zynga an der Nasdaq musste nach einem Kursverlust von 13,3 Prozent gar ausgesetzt werden. Der Betreiber von Spielen wie dem virtuellen Landwirtschaftsspiel «Farmville» bei Facebook war im Dezember an die Börse gegangen.
Mehr wert als Google
Trotz des lauen Debüts hat Facebook mit seinem Börsengang vieles getoppt. Zum Beispiel Google: Als der Suchmaschinenkonzern 2004 an die Börse ging, brachte er zunächst Aktien im Wert von nicht einmal zwei Milliarden Dollar unter die Leute. Google war damals nur gut 20 Mrd. Dollar wert – ein Bruchteil des Werts von Facebook heute.
Wie gross der Vertrauensvorschuss der Facebook-Anleger ist, zeigt ein Blick in die jüngste Bilanz des Netzwerks, das auch in Hamburg ein Büro betreibt. Facebook setzte im vergangenen Jahr 3,7 Mrd. Dollar um, grösstenteils mit Anzeigen. Bewertet ist das Unternehmen an der Börse nun aber fast mit dem Faktor 30 – ein klassischer Hype.
Facebook handelt sich Klage über 15 Milliarden Dollar ein
Am Tag des Börsengangs ist Facebook eine Klage über 15 Milliarden Dollar ins Haus geflattert. Nutzer werfen dem sozialen Netzwerk vor, ihre Spuren im Internet aufgezeichnet zu haben – selbst nachdem sie die Facebook-Website geschlossen hätten. Die Kläger verlangen nun im Namen aller Geschädigten in den USA den Milliardenbetrag.
Sammelklage
Selbst für Facebook wären 15 Milliarden Dollar viel Geld. Die Höhe der Forderung erklärt sich dadurch, dass es sich um eine der gefürchteten Sammelklagen handelt. Pro Tag und Nutzer verlangen die Kläger 100 Dollar als Wiedergutmachung und Strafe, bis zu 10 000 Dollar pro Person. Hinzu kommen die Kosten für Experten und Anwälte. (awp/mc/pg)