Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.
San Francisco – Facebook liefert Zündstoff für eine neue Datenschutz-Debatte: Das weltgrösste Online-Netzwerk will Software-Entwicklern und Website-Betreibern künftig auch den Zugang zu Telefonnummern und Adressen von Mitgliedern öffnen. Die Nutzer müssen der Weitergabe ihrer Daten zwar ausdrücklich zustimmen.
Kritiker bemängeln aber, dass viele Menschen unüberlegt ihre Erlaubnis erteilen und sich für Online-Kriminelle angreifbar machen könnten. Facebook kündigte die Neuerung am Wochenende relativ unauffällig in einem Blog für Software-Entwickler an.
Einladung für Spionage-Programme
Die Funktion kann auch bequem für einen Nutzer sein, weil er damit etwa auf Shopping-Websites nicht noch einmal seine kompletten Informationen eintippen müsste, sondern diese einfach aus dem Facebook-Profil übernehmen könnte. Allerdings tauchen auch immer wieder Programme auf, die darauf ausgerichtet sind, Nutzer-Informationen abzugreifen. So zeigte sich Graham Cluley, Experte der Sicherheitssoftware-Firma Sophos, besorgt, dass durch die Facebook-Neuerung der Identitäts-Diebstahl im Netz erleichtert werden könnte. Er empfiehl den Nutzern deshalb, Telefonnummern und Adressen aus ihren Profilen zu entfernen.
Weltgrösstes Online-Netzwerk
Facebook ist mit mehr als 500 Millionen Mitgliedern das weltgrösste Online-Netzwerk und wächst schnell. Das Unternehmen geriet in der Vergangenheit immer wieder mit Datenschützern aneinander. Sie warfen Facebook unter anderem vor, zu freizügig mit Nutzer-Informationen umzugehen. Die neue Funktion erfüllt zumindest die Grundforderung von Datenschützern, dass die Menschen einer Weitergabe ihrer Daten explizit zustimmen müssen.
Datenschützer sehen Mitglieder gefordert
Der Hamburger Datenschützer Johannes Caspar, der in Deutschland für Google zuständig ist und auch mit Facebook verhandelt, sieht deshalb die Mitglieder des Netzwerks stärker gefordert. «Derartige Pläne setzen einen selbstverantwortlichen Nutzer voraus», betonte er auf Nachfrage der dpa. «Wie das Verhalten im Strassenverkehr muss auch das Verhalten in der digitalen Gesellschaft erlernt werden.» Gerade bei jungen Menschen müsse Datenschutzkompetenz gefördert werden. Der Schritt sei für ihn keine Überraschung: «Die Nutzer müssen sich bewusst sein, dass Facebook letztlich wirtschaftliche Interessen verfolgt.» (awp/mc/ps/10)