Facebook-CEO Mark Zuckerberg.
New York – Das weltgrösste Online-Netzwerk Facebook startet eine Videochat-Funktion. Der in Zusammenarbeit mit dem Internettelefonie-Spezialisten Skype entwickelte Dienst werde in den kommenden Wochen verfügbar sein, kündigte das Unternehmen am Mittwoch an. Der Internet-Riese Google hatte vor einer Woche seinen Facebook-Konkurrenten Google+ gestartet, der ebenfalls Videotelefonie bietet.
Facebook habe inzwischen 750 Millionen Nutzer, sagte Gründer Mark Zuckerberg. «Wir haben das bisher nicht verkündet, weil wir es nicht für so relevant hielten.» In den nächsten Jahren werde es nicht mehr wie bisher darum gehen, schnell neue Nutzer zu gewinnen, sondern ihnen möglichst viel Nutzen zu bieten, betonte Zuckerberg. Dass Facebook die Marke von eine Milliarde Nutzern erreichen und insgesamt Milliarden Menschen verschiedene soziale Netzwerke benutzen werden, sei inzwischen absehbar.
Besonders einfache Bedienung
Der Facebook-Videochat soll besonders einfach zu nutzen sein, mit nur einem Klick, hiess es. Eine weitere neue Funktion ist die Möglichkeit, mit mehreren Freunden gleichzeitig zu chatten. Damit könne man zum Beispiel besser Ausflüge oder andere Termine absprechen. Facebook habe an den Neuerungen rund ein halbes Jahr gearbeitet. Die erste Woche von Google+ zeigte bereits, dass Facebook ein mächtiger Rivale ist: Der bisher populärste Nutzer von Googles neuem Online-Netzwerk ist ausgerechnet Facebook-Gründer Zuckerberg. Obwohl er noch keine Nachrichten oder Bilder bei Google+ eingestellt hat, abonnierten bis Mittwoch rund 45 000 Nutzer sein Profil, wie der Auswertungsdienst Socialstatistics aus Google-Daten ermittelte. Auf Zuckerberg folgen die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin.
Google+ vorerst nur einem kleinen Kreis zugänglich
Google+ steht in der ersten Testphase bisher nur einem relativ kleinen Kreis von Mitarbeitern, Experten, IT-Journalisten und bekannten Personen aus der Internet-Branche offen. Die Abwesenheit des breiten Publikums dürfte auch erklären, warum nicht etwa ein Popstar wie Lady Gaga die aktuellen Popularitäts-Charts anführt. Bei Google+ kann man seine Kontakte gleich von Anfang an in unterschiedliche «Kreise» («Circles») einsortieren. Das Konzept von Facebook ist hingegen, dass Nutzer untereinander allgemein «Freunde» werden, auch wenn man später mit der Bündelung in Gruppen regeln kann, wer welche Mitteilungen sieht. Ob es Google gelingt, gegen die Facebook-Übermacht bei Sozialen Netzwerken noch einen Fuss in die Tür zu bekommen, ist aktuell eine der spannendsten Fragen in der Internet-Branche.
Facebooks Grösse wird für Google zum Problem
Google ist die unangefochtene Nummer eins bei der Internet-Suche. Sein Geld verdient der Internet-Konzern nach wie vor hauptsächlich mit Anzeigen im Umfeld von Suchanfragen. Die Grösse von Facebook wird für Google zum Problem: Die Zeit, die Nutzer beim Online-Netzwerk verbringen, und die Daten, die in der Facebook-Welt bleiben, könnten dem Internet-Riesen auf Dauer fehlen. Zudem schloss Facebook eine Allianz mit dem Google-Erzrivalen Microsoft.
Streit über Zugang zu Nutzer-Daten
Die Partner versuchen, dem Internet-Riesen mit einer «sozialen Suche» Paroli zu bieten, bei der Informationen aus dem Freundeskreis eines Nutzers stärker hervorgehoben werden. Schon seit Monaten streiten Google und Facebook über den Zugang zu Nutzer-Daten. Diese Woche blockierte das Online-Netzwerk ein Tool für den Google-Browser Chrome, das automatisch Facebook-Kontakte auslesen konnte, damit man sie zum Beispiel in Google+ integrieren kann. Facebook begründete das mit Datenschutz-Bedenken. Anfangs gab es Zweifel, ob tatsächlich der echte Mark Zuckerberg ein Profil bei Googles Konkurrenzdienst eingerichtet hat.
Page und Brin sehr aktiv
Der bekannte Technologie-Blogger Robert Scoble berichtete aber schliesslich, Zuckerberg habe ihm dies per Kurznachricht bestätigt. «Warum sind Leute so überrascht, dass ich ein Google-Konto habe?», schrieb er demnach. Page und Brin waren im Gegensatz zu Zuckerberg bereits sehr aktiv bei Google+ und luden unter anderem zahlreiche Fotos hoch. Den aktuellen Konzernchef Page nahmen laut Socialstatistics bisher mehr als 28 000 Nutzer in ihre «Kreise» auf, Brin über 22.000. (awp/mc/ss)