Google kehrt mit Karten-Anwendung auf iPhone und iPad zurück

Google kehrt mit Karten-Anwendung auf iPhone und iPad zurück

Mountain View – Drei Monate nach der Verbannung der Karten von Google aus dem neuen Betriebssystem für iPhone und iPad ist der Suchmaschinengigant mit einer eigenen Karten-App auf die Apple -Geräte zurückgekehrt. Apple hatte mit der Markteinführung des iPhone 5 im September seinen eigenen Kartendienst gestartet und damit eine technisch veraltete Version der Google Maps auf dem neuen System iOS 6 ersetzt. Die eigene Karten-App von Apple stiess aber wegen etlicher Fehler auf heftige Kritik der Nutzer. Dass Google nun in Kooperation mit Apple wieder auf iOS 6 vertreten ist, werten Experten als ein weiteres Anzeichen für eine Entspannung im Verhältnis der beiden Giganten im Silicon Valley.

Google bietet seine neue Karten-App seit Donnerstag im iTunes Store kostenlos in 29 unterschiedlichen Sprachen an, darunter auch in Deutsch. Im Gegensatz zu den alten Google Maps für iOS werden die neuen Karten nun nicht mehr als schwergewichtige Bitmap-Grafiken ausgeliefert, sondern als schlanke Vektor-Grafiken, die unterwegs viel schneller geladen werden können. Deutlich verbessert wurde die Integration des Strassen-Panoramadienstes Google Streetview und der riesigen Google-Datenbank mit Ortsinformationen (PoI, Point of Interest), in denen beispielsweise Restaurants oder Sehenswürdigkeiten beschrieben und bewertet werden.

Weitgehend mit Maps für Android identisch
Die Google-App für das iPhone entspricht nun in weiten Teilen den Maps für das Google-System Android. So kann man Navigationsvorschläge für die Fahrt mit dem Auto, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder für den Gang zu Fuss bekommen. Zwei Funktionen, die auf Android umgesetzt wurden, fehlen allerdings in der iOS-Version: So funktioniert die Spracheingabe bei der Suche oder Navigation mit Google Maps auf den Apple-Geräten nicht. Ausserdem kann man keine Karten für eine Offline-Nutzung speichern. Die in der iOS-App eingesetzten Karten entsprechen allerdings denen in der Android-Version.

Mit Geo-Daten zum Staumelder
Ähnlich wie bei der Karten-Anwendung auf einem Android-Gerät können die Apple-Kunden freiwillig und anonymisiert Geo-Daten ihres Smartphones an Google senden, um die Datenbasis für Staumeldungen zu erweitern. Wenn etliche Geräte in einem bestimmten Streckenabschnitt sich nicht oder nur langsam von der Stelle bewegen, interpretiert Google dies im Zusammenspiel mit anderen Datenquellen als Stau oder Verkehrsstörung.

Apple entschuldigt sich
Kartendienste sind ein Schlüsselelement der mobilen Plattformen für Smartphones und Tablets. Apple hatte zwar jahrelang an seinem Kartendienst gearbeitet, die Nutzer beschwerten sich jedoch massenhaft über Fehler, fehlende Informationen und verzerrte Luftaufnahmen. Konzernchef Tim Cook entschuldigte sich öffentlich bei den Kunden und empfahl, Dienste der Konkurrenz zu nutzen, bis Apple sein Angebot verbessert habe.

Achtung! Lebensgefahr.
In den vergangenen Wochen wurden zwar viele Probleme schrittweise behoben. Erst vor wenigen Tagen sorgte aber die Polizei in Australien für Aufsehen mit der Warnung, Nutzer von Apple-Karten könnten auf der Suche nach der Stadt Mildura in Lebensgefahr geraten, weil sie stattdessen in einen Nationalpark mit hohen Temperaturen geleitet würden. Apple korrigierte den Fehler rasch.

Einst eine gute Zusammenarbeit
Apple und Google haben jahrelang eng zusammengearbeitet. Im August 2006 wurde der damalige Google-Chef Eric Schmidt in den Verwaltungsrat von Apple gewählt und war an strategischen Richtungsentscheidungen beteiligt. Bei der Vorstellung des ersten iPhones im Jahr 2007 wurde Google offizieller Partner für die Online-Suche. Ausserdem erhielt jedes iPhone die Anwendungen für Google Maps und den Google-Videoservice YouTube.

Mit dem Start des eigenen mobilen Betriebssystems Android im Jahr 2008 geriet Schmidt allerdings in einen Interessenkonflikt, da es mit dem Apple-System iOS konkurrierte. Im August 2009 gab Schmidt schliesslich seinen Sitz im Apple-Verwaltungsrat auf. Apple-Chef Steve Jobs wertete das Verhalten von Schmidt als «Verrat» und kündigte einen «thermonuklearen Krieg» gegen Android an, da Google Ideen von Apple gestohlen habe. Nach dem Tod von Jobs bemühte sich der neue Apple-Chef Cook um eine Abkühlung des Patentkriegs mit Google.  (awp/mc/pg)

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