Google zahlt 1,1 Mrd Dollar für Smartphone-Entwickler von HTC

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Google-Haupsitz in Mountain View.

Mountain View – Google holt sich in einem 1,1 Milliarden Dollar schweren Deal Experten vom schwächelnden Smartphone-Anbieter HTC und untermauert damit seine Ambitionen im Hardware-Geschäft. HTC steigt damit entgegen einiger vorheriger Spekulationen nicht aus dem Smartphone-Geschäft aus, sondern betonte, dass das nächste Top-Modell in Arbeit sei. Auch an der zweiten Säule des Geschäfts, der Brille Vive zur Darstellung virtueller Realität, hält HTC fest.

Mit den wechselnden HTC-Mitarbeitern habe man bereits bei der Entwicklung der hauseigenen «Pixel»-Smartphones zusammengearbeitet, erklärte Googles Hardware-Chef Rick Osterloh in einem Blogeintrag in der Nacht zum Donnerstag. Anfang Oktober werden neue «Pixel»-Modelle erwartet, von denen zumindest ein Teil wieder von HTC kommen soll.

Bis zu 2000 Entwickler dürften zu Google wechseln
Die Unternehmen machten keine Angaben dazu, wie viele HTC-Mitarbeiter zu Google gehen. Der «New York Times» und der «Financial Times» zufolge sind es rund 2000. Die Entwicklungsabteilung von HTC dürfte sich damit halbiert haben. Google betonte zuletzt immer wieder, der Konzern meine es ernst mit dem eigenen Hardware-Geschäft. Neben Smartphones gehört zum Angebot auch der smarte Lautsprecher Google Home, von dem es demnächst laut Gerüchten eine kleinere Version geben soll.

Zugleich muss der Konzern aufpassen, nicht die vielen Hersteller von Geräten mit seinem Mobil-System Android zu verärgern. Die Hardware-Sparte sei deshalb innerhalb von Google von der Android-Entwicklung isoliert und werde genauso wie andere Hersteller behandelt, heisst es. Das «Pixel» war allerdings im vergangenen Jahr zunächst das einzige Telefon mit dem neuen Google-Assistenten, mit dem sich der Nutzer unterhalten kann.

Lizenz auf HTC-Patente
Als Teil der Vereinbarung bekommt Google auch eine Lizenz auf HTC-Patente. Google hatte einst auf dem Höhepunkt des Patentstreits der Android-Welt mit Apple im Jahr 2012 den amerikanischen Handy-Pionier Motorola für 12,5 Milliarden Dollar gekauft. Keine zwei Jahre später wurde Motorola für 2,9 Milliarden Dollar an den chinesischen PC-Hersteller Lenovo weitergereicht, Google behielt aber einen Grossteil der Patente. Wegen Motorola soll es unter anderem Spannungen mit Samsung gegeben haben, weil der Smartphone-Marktführer über die Konkurrenz durch den Android-Entwickler Google unglücklich gewesen sei.

HTC gehörte zu den Pionieren im Smartphone-Markt. Zuletzt sanken die Marktanteile der Firma aber drastisch unter dem Druck chinesischer Rivalen wie Huawei, ZTE oder Xiaomi sowie des Marktführers Samsung bei teuren Modellen. Auch neue Modelle wie das Anfang 2017 vorgestellte «U Ultra», das sich mit Hilfe künstlicher Intelligenz an die Gewohnheiten des Nutzer anpassen soll, konnten den Absatz nicht nennenswert ankurbeln. Der Anteil von HTC am Smartphone-Markt ist laut Branchenbeobachter unter ein Prozent gerutscht.

Das brachte HTC zuletzt immer wieder rote Zahlen ein. In den vergangenen Monaten wurde deshalb bereits mehrfach spekuliert, HTC könnte den Smartphone-Bereich abspalten – oder aber auch sein VR-Geschäft. Denn während die Entwicklung der hochgerüsteten Vive-Brille massive Investitionen erforderte, blieb virtuelle Realität bisher trotz grosser Erwartungen ein Nischengeschäft. Der Milliardendeal mit Google gibt HTC nun mehr finanziellen Spielraum, um beide Geschäftsbereiche fortzuführen.

Google sichere mit dem Deal die Zukunft seiner «Pixel»-Baureihe ab, «wenn man davon ausgeht, dass HTC nicht viel länger hätte eigenständig weitermachen können», sagte Branchenanalystin Carolina Milanesi von Creative Strategies der «Financial Times». (awp/mc/pg)

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