Halbleiterhersteller AMS sieht rot wegen Nachfragerückgang bei iPhones
Unterpremstätten – Der Nachfragerückgang bei den jüngsten iPhones wird den österreichischen Chiphersteller AMS in die roten Zahlen reissen. Im zweiten Quartal dürfte der Umsatz auf 220 bis 250 Millionen Dollar absacken, nachdem das an der Schweizer Börse kotierte Unternehmen in den ersten drei Monaten von 2018 noch einen Rekordumsatz von 452,7 Millionen Dollar eingefahren hatte.
Schuld am Einbruch sei der Übergang von einer Produktgeneration zur nächsten bei einem grossen Smartphonehersteller, teilte AMS in einem Communiqué mit, ohne Namen zu nennen. Eine Vorproduktion von Teilen sei nicht möglich. Dies führe zu einer starken Unterauslastung in Singapur, wo im vergangenen Jahr rund neue 8’000 Mitarbeiter angestellt worden waren. Dennoch fallen die Kosten für die Produktion der 3D-Sensoren für die neue Gerätegeneration bereits an.
Aus diesem Grund erwartet AMS im laufenden Quartal einen happigen operativen Verlust. Von April bis Juni rechnet Finanzchef Michael Wachsler mit einer bereinigten EBIT-Marge von -20 bis -25 Prozent, wenn man die Kosten für Akquisitionen und aktienbasierte Vergütung ausklammert. Die Finanzgemeinde hatte einen Betriebsgewinn erwartet.
Kurssturz
Auf diese Hiobsbotschaft reagierten die Investoren mit einer Verkaufswelle. An der Schweizer Börse brachen die AMS-Aktien am Dienstag um 9,0 Prozent auf 87,00 Franken ein. Das ist der tiefste Stand seit Anfang Februar. Dies zog auch die Aktien anderer Halbleiterhersteller nach unten.
Die Produktionskürzungen des Grosskunden Apple beim iPhone X seien offenbar einschneidender als angenommen, kommentierte die ZKB. Gleichzeitig schlügen sich die Kosten für den starken Anlauf der Produktion der Modelle mit 3D-Sensor im zweiten Halbjahr bereits entsprechend nieder.
Analyst Sandeep Deshpande von JPMorgan schätzt, dass die Aufträge von Apple für AMS im ersten Halbjahr weit hinter den Erwartungen vom Jahresbeginn zurückbleiben dürften. Die Konsensschätzung von Analysten habe diese jüngste Entwicklung jedoch «überhaupt nicht berücksichtigt». Seine Kalkulation laufe nun auf rund 25 Millionen iPhone X hinaus, für die AMS Komponenten zuliefere. Zu Beginn des ersten Quartals habe die Konsensprognose noch bei 60 Millionen Geräten gelegen.
Rekordumsatz im Startquartal
Die Laune der Anleger konnte auch nicht heben, dass AMS im Startquartal so viel verkauft hat wie noch nie. Der Umsatz schoss um das Zweieinhalbfache auf 452,7 Mio Dollar nach oben. Das sei ein Rekord, sagte Wachsler. Operativ fuhr AMS einen Betriebsgewinn 46,5 Millionen Dollar ein nach einem Verlust von 16,9 Millionen im Vorjahresquartal. Ohne die Kosten für Akquisitionen und aktienbasierte Vergütung wären es sogar 77,3 Millionen Dollar gewesen.
Unter dem Strich kehrten die Österreicher mit einem Reingewinn von 77,1 Millionen Dollar in die schwarzen Zahlen zurück. Im Vorjahr hatte AMS noch einen Verlust von 19,9 Millionen hinnehmen müssen.
Die Flaute im laufenden Quartal solle aber eine einmalige Delle bleiben, erklärte Konzernchef Alexander Everke in einer Telefonkonferenz. Ab dem Sommer solle es wieder bergauf gehen, wenn die Produktion der neuen 3D-Sensoren und anderer Produkte hochgefahren werde. Dann seien starke Verkaufsvolumina zu erwarten. Auf diese Produktanläufe konzentriere AMS die Verfügbarkeit sämtlicher notwendiger Ressourcen. Trotz der starken Unterauslastung in Singapur werde kein Personal abgebaut. Denn der Einbruch sei lediglich vorübergehend, hiess es.
«Wir erwarten keine Wiederholung derartiger kurzfristiger Übergangseffekte in ähnlichem Ausmass in den kommenden Jahren.» Denn AMS gehe vielmehr davon aus, mehr Kunden aus der Unterhaltungselektronik für seine optische Sensoren zu gewinnen. Die mittelfristigen Wachstums- und Profitabilitätsziele bis 2019 und später blieben daher unverändert, sagte der AMS-Chef. (awp/mc/ps)