Huawei-Gründer Ren Zhengfei setzt auf Dialog mit USA
Shenzhen/Dübendorf – Huawei-Gründer Ren Zhengfei hat anlässlich der Eröffnung einer Forschungseinrichtung zur Digitalisierung von Bergwerken in China seine Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass die neue US-Regierung unter Präsident Joseph Biden mehr Offenheit in Handelsfragen zeigt und zu einem Dialog bereit ist. Die von der Vorgängerregierung unter dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump erlassenen Handelsbeschränkungen schadeten sowohl chinesischen als auch US-amerikanischen Unternehmen. Ren bekräftigte, dass Huawei trotz der US-Sanktionen von den Vorteilen einer globalisierten Industrie überzeugt sei und hoffe, in Zukunft wieder verstärkt Komponenten und Maschinen von US-Unternehmen beziehen zu können.
Gleichzeitig wiederholte der 76-jährige, der Huawei 1987 als privates Unternehmen in der südchinesischen Sonderwirtschaftszone Shenzhen gegründet hatte, sein Angebot, die gesamte 5G-Technologie des Unternehmens, inklusive der Quellcodes , des Chip-Designs und des Hardware-Designs, an eine US-Firma zu lizenzieren, damit die USA vollumfänglichen Zugang zur Huaweis 5G-Technologie bekommen. «Wenn die US-Seite darüber reden möchte, sind wir dazu gerne bereit.» Ren bekundete ausdrücklich seine Offenheit, direkt mit dem neuen US-Präsidenten Joseph Biden über diese Themen zu sprechen, wenn dieser denn wolle.
Wohl keine Streichung Huaweis von der «Entity List»
Dennoch zeigte sich Ren in Bezug auf eine Streichung Huaweis von der sogenannten «Entity List», durch die US-Unternehmen der Handel mit Huawei grundsätzlich erst einmal untersagt wird, pessimistisch. Er bezeichnete diesen Schritt als extrem unwahrscheinlich und betonte, dass dies kein Szenario sei, mit dem das Unternehmen plane. Vielmehr rolle das Unternehmen das so genannten Nanniwan-Programm aus, bei dem es darum gehe, ein hohes Mass an Eigenständigkeit zu erlangen.
In Bezug auf die Geschäftsaussichten räumte Ren ein, dass die Smartphone-Sparte zunächst weiter schrumpfen werde, da derzeit nicht genug High-End-Chips zur Verfügung stünden. Das Überleben des Unternehmens sei aber nicht von der Smartphone-Sparte abhängig. Die Anwendung von Huaweis 5G-Technologie in vertikalen Industrien wie Bergwerken, See- und Flughäfen und Fabriken in vielen Ländern zeige das hohe Vertrauen der Kunden und entsprechend das Wachstumspotenzial im Infrastrukturbereich. So helfe Huaweis 5G-Technologie auch schon der deutschen Automobilindustrie bei der Digitalisierung ihrer Fabriken. In der Schweiz profitieren bereits die Tourismusindustrie oder landwirtschaftliche Projekte wie Smart Farming davon.
Huaweis 5G-Netze bei Leistungstests stets an der Spitze
Gleichzeitig sei Huaweis 5G-Technologie bereits in Metropolen wie Berlin, München, Madrid, Zürich, Genf, Amsterdam, Wien, Barcelona, Seoul, Bangkok, Hong Kong oder Riad im kommerziellen Einsatz. Die mit Huawei ausgestatteten Netze in Europa seien bei Leistungstests stets an der Spitze. Im vergangenen Geschäftsjahr sei Huawei sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn weiter gewachsen.
Huawei-Gründer Ren wies zudem Spekulationen deutlich zurück, Huawei werde sich vollständig von seiner Endgerätesparte trennen. Unter anderem prognostiziert er, dass Huawei perspektivisch 10 Milliarden US-Dollar Umsatz und 3 Milliarden US-Dollar Gewinn mit Kopfhörern machen könne. Auch bei Fernsehapparaten und Computern arbeite das Unternehmen an einem Durchbruch. (Huawei/mc/ps)