Berlin – Huawei wird sein neues Top-Smartphone ohne vorinstallierte Google-Apps am 19. September in München vorstellen. Google bestätigte am Montag, dass der Internet-Konzern das neue Gerät mit dem Namen Mate 30 angesichts der US-Sanktionen gegen Huawei nicht mit Apps und Diensten versorgen wird. In Europa wäre das Fehlen der Google-Angebote wie Karten, Youtube oder die App-Plattform Play Store ein Wettbewerbsnachteil für Huawei. Zuhause in China verkaufen alle Smartphone-Anbieter ihre Geräte ohne dort nicht zugelassene Google-Apps.
Huawei bestätigte den schon seit einiger Zeit kolportierten Termin zur Vorstellung des Mate 30 mit einem wenige Sekunden langen Video bei Twitter ohne weitere Details. Das Motto des Events ist «Rethink Possibilities» – etwa: «Überdenke die Möglichkeiten».
Die US-Regierung hatte Huawei Mitte Mai unter Hinweis auf Sicherheitsbedenken auf eine schwarze Liste gesetzt. Damit dürfen amerikanische Unternehmen – auch etwa Google und Chip-Zulieferer – nur mit spezieller Erlaubnis Geschäfte mit Huawei machen. Die Blockade wurde zwar allerdings ausgesetzt – aktuell bis Mitte November. Google darf aber nur bereits im Markt eingeführte Modelle weiter mit Updates versorgen – das Mate 30 ist dagegen ein neues Gerät, für das der Aufschub der Blockade nicht gilt.
Freie Android-Version bleibt Betriebssystem
Huawei baute bereits seit einiger Zeit an einer Parallel-Infrastruktur, die Googles Dienste ersetzen kann. So hat der chinesische Konzern unter anderem bereits eine eigene Plattform zum App-Vertrieb, aber in Europa greifen die meisten Nutzer nach wie vor auf Google-Dienste zurück. Als Betriebssystem dürfte laut Medienberichten die freie Version der bei Google entwickelten Android-Software zum Einsatz kommen. Das Open-Source-Android ist für alle Hersteller zugänglich – auf die von Google selbst lizenzierten Android-Versionen hat Huawei für neue Geräte dagegen keinen Zugriff. Der chinesische Konzern stellte vor kurzem als Alternative das eigene Betriebssystem Harmony OS vor. Aber es wäre eine grosse Herausforderung, die vielen App-Entwickler dafür zu gewinnen.
Seinen Kunden verspricht Huawei bisher, dass «Smartphones und Tablets, die verkauft wurden, aktuell verkauft werden oder auf Lager sind» weiterhin Sicherheits- und Softwareupdates erhalten werden. Und jeder, der ein Gerät kaufen wolle, «kann auch künftig auf die Welt der Apps zugreifen».
Die US-Sanktionen dürften Huawei mit der Zeit auch Probleme bei der Hardware bringen. Der Konzern verfügt zwar mit seiner «Kirin»-Reihe über eigene Haupt-Prozessoren. Aber ein Teil der Chips kommt von US-Unternehmen oder Firmen, die wegen Geschäften in den USA ebenfalls Beschränkungen unterliegen. So zeichnete sich bereits ab, dass Huawei den Zugang zu künftigen Entwicklungen des britischen Chip-Designers ARM verlieren dürfte, dessen Architektur in praktisch allen Smartphones zum Einsatz kommt. (awp/mc/ps)