Armonk – Die Corona-Krise zwingt Unternehmen zum Sparen und verheisst damit schwere Zeiten für die IT-Branche. «Im März kamen unsere Software-Transaktionen nahezu über Nacht zum Erliegen», sagte der Finanzchef des US-Computer-Riesen IBM, James Kavanaugh, am Montag (Ortszeit) in Armonk. Das liege daran, dass für die IBM-Kunden zunächst einmal die dringlichsten Probleme in der Krise in den Vordergrund gerückt seien. IBM macht sich zugleich Hoffnungen, auf längere Sicht profitieren zu können, wenn Firmen als Folge stärker auf Cloud-Dienste und künstliche Intelligenz setzen.
Das Computer-Urgestein präsentierte als erster Technologie-Konzern seine Zahlen für das erste Quartal. Die Ergebnisse spiegeln nur teilweise die aktuelle Lage wider, weil das Geschäft in den ersten Wochen noch nicht vom Coronavirus beeinträchtigt wurde. Dennoch meldete IBM deutliche Geschäftseinbussen und hob die Jahresprognose auf.
In den drei Monaten bis Ende März sanken die Erlöse im Jahresvergleich um 3,4 Prozent auf 17,6 Milliarden Dollar (16,2 Mrd Euro). Der Gewinn fiel um gut ein Viertel auf 1,2 Milliarden Dollar (1,1 Mrd Euro). Anleger liessen die Aktie im nachbörslichen Handel um gut drei Prozent fallen.
Cloud-Sparte wächst
IBM schwächelt schon lange im traditionellen Hardware-Kerngeschäft mit Servern und Grossrechnern, verbucht aber immerhin starkes Wachstum in der Cloud-Sparte mit IT-Diensten im Internet. Deren bisheriger Leiter Arvind Krishna hatte jüngst den Chefposten von Ginni Rometty übernommen. Sie hatte in ihrer Amtszeit seit 2012 versucht, IBM durch einen tiefgreifenden Konzernwandel hin zu neuen Geschäftsfeldern wie Cloud-Dienste, Datenanalyse und künstliche Intelligenz neu aufzustellen. Der Erfolg hielt sich bislang jedoch in Grenzen, Quartale mit Geschäftszuwächsen sind schon seit Jahren selten.
Krishna versuchte nun, die Anleger zu beruhigen. IBM habe langfristige Verträge mit grossen Kunden, daher seien stabile Einnahmen weiterhin sicher, betonte er. Zugleich habe die Krise den Unternehmen gezeigt, dass sie ihr Geschäft entschlossener modernisieren müssten – und hier wolle IBM mit Expertise bei künstlicher Intelligenz bereitstehen. Mit mehr Heimarbeit werde auch die Nachfrage nach Cloud-Diensten steigen. IBM hatte 2018 für mehr als 30 Milliarden Dollar den Linux-Spezialisten Red Hat gekauft, um sich in diesem Bereich zu verstärken. Das trieb allerdings auch die Schulden hoch: IBM stand zuletzt mit mehr als 60 Milliarden Dollar in der Kreide, während die Geldreserven bei 12 Milliarden Dollar lagen. (awp/mc/ps)