IBM mit weltweitem IoT-Headquarter in München
Harriet Green, General Manager, Watson IoT and Education bei IBM (Bild: IBM)
München – IBM eröffnete Mitte Dezember in München das weltweite Headquarter des neuen IBM Geschäftsbereichs Watson IoT und gleichzeitig das erste europäische Watson Innovation Center. Rund 1.000 IBM Entwickler, Berater, Forscher und Designer werden zukünftig in den Münchner HighLight Towers tätig sein.
Gemeinsam mit Kunden und Partnern arbeiten sie dort an einer neuen Generation vernetzter Lösungen an der Schnittstelle von Cognitive Computing und IoT (Internet of Things). Ziel ist es, durch kognitive Fähigkeiten vernetzte Geräte, Systeme und Sensoren intelligent zu machen sowie neue Marktchancen zu erschliessen. Diese Lösungen werden über die IBM Watson IoT Cloud global verfügbar sein. Der neue Watson IoT-Hauptsitz repräsentiert die grösste Investition der IBM in Europa seit mehr als 20 Jahren.
Über neun Milliarden vernetzte Geräte
Gegenwärtig gibt es auf der Welt über neun Milliarden vernetzte Geräte, die in den nächsten 15 Jahren täglich rund 2,5 Trillionen Bytes produzieren werden. Dazu gehören medizinische Geräte und Systeme, Wearables, IT-Verkehrssteuerungssysteme, vernetzte Sicherheits- sowie Fahrerassistenzsysteme für Automobile oder die intelligente Energiesteuerungstechnik für Haushalte. Das Umsatzvolumen von IoT wird bis 2020 auf 1,7 Billionen US-Dollar geschätzt. Diese IoT-Daten sinnvoll zu nutzen ist eine der grossen Marktchancen – unter anderem im Umfeld von Industrie 4.0.
Industrie 4.0 – Synonym für die vierte industrielle Revolution – steht für eine umfassende Vernetzung von Produktions- und Wertschöpfungsketten. So individualisieren Unternehmen mit Industrie-4.0-Technologien ihre Fertigung und entwickeln mit intelligenten Algorithmen neue Produkte und Dienstleistungen: Flugzeuge überwachen nicht nur automatisch ihre Systeme, sondern vermitteln auch neue Erkenntnisse, die für die Entwicklung effizienterer Triebwerke mit geringerem Kraftstoffverbrauch wichtig sind. Smarte Fabriken werten digitale Daten aus, um eine Steigerung der Fertigungskapazität zu ermöglichen, Produktionsfehler früh zu erkennen und zukünftige Produkte effizienter zu entwickeln. Voraussetzung ist die nahtlose Kommunikation aller beteiligten Systeme untereinander mit dem Ziel, dass sich Anlagen und Prozesse in einem definierten Rahmen selbst steuern können. Industrie 4.0 baut deshalb ganz entscheidend auf Technologien wie dem Internet der Dinge und Cognitive Computing auf.
Gemeinsame Entwicklungen in neuen Partnerschaften
Kunden, Start-ups, Universitäten, Forschungseinrichtungen und IoT-Partner – vom Chiphersteller über den Maschinenbauer bis hin zum industrieorientierten Lösungsanbieter – haben nun Zugang zur cloudbasierten IBM Watson IoT Plattform, um eine neue Generation kognitiver Apps, Services und Lösungen zu entwickeln. Davon profitieren Branchen wie die Automobilindustrie, Elektronikindustrie, der Maschinenbau oder auch die Healthcare- und Versicherungsbranche. Siemens Building Technologies, Marktführer für sichere, energieeffiziente und umweltfreundliche Gebäude und Infrastrukturen, wird zukünftig gemeinsam mit IBM die intelligente Digitalisierung von Gebäuden vorantreiben. Dafür wird Siemens neueste Analyse-Verfahren mit IoT-Lösungen von IBM kombinieren, um ihre Navigator Plattform für Energiemanagement weiter zu optimieren.
Über drei Milliarden US-Dollar Investitionen in das Thema IoT geplant
IBM investiert in diesen strategischen Wachstumsmarkt, um ihren Kunden intelligente Lösungen zu bieten. Im März 2015 hat IBM bekannt gegeben, über drei Milliarden US-Dollar in das Thema IoT zu investieren. Im Oktober erfolgte dann die Übernahme der B2B-, Mobile- und cloudbasierten Webangebote von „The Weather Channel“. Diese Investitionen dienen als Basis für die Wachstums- und Expansionsstrategien von Watson IoT. Insgesamt arbeitet IBM derzeit an mehr als 4.000 IoT-Kundenprojekten in 170 Ländern. Mit ihrem stetig wachsenden globalen Partnernetzwerk übernimmt IBM eine Führungsrolle in der IoT-Implementierung sowie der sicheren Analyse und Verarbeitung von Unternehmensdaten.
Alessandro Curioni stellt Verbindung zu den Forschungszentren sicher
Für IBM Research übernimmt Alessandro Curioni, Vizepräsident IBM Research Europe und Direktor des IBM Forschungszentrums in Rüschlikon, in der Watson IoT-Geschäftseinheit die leitende Verbindungsposition zwischen den weltweiten 12 IBM Forschungszentren und der IoT-Geschäftseinheit, um die Forschung im Bereich des Internets der Dinge weiter voranzutreiben.
Neben der Eröffnung der Watson IoT Zentrale und des Watson Innovation Centers wird IBM in den HighLight Towers auch ein Watson IoT Client Experience Center einweihen – eines von acht neuen Zentren in Asien, Europa und Lateinamerika. Sie öffnen in Peking, Böblingen, Sao Paulo, Seoul, Tokio, Massachusetts und Texas ihre Pforten. In diesen Centern bekommen Kunden und Partner direkten Zugriff auf Technologien, Tools und Know-how von IBM. Damit können neue Produkte und Services auf Basis kognitiver Systeme sowie der Watson IoT Cloud Plattform entwickelt werden.
Watson soll die Nutzung der weltweit grössten Datenquelle vereinfachen
„Das Internet der Dinge entwickelt sich zur weltweit grössten Datenquelle. Allerdings werden fast 90 Prozent dieser Daten gegenwärtig überhaupt nicht genutzt“, sagt Harriet Green, General Manager, Watson IoT and Education bei IBM. „Watson kann dies ändern. Denn mit seinen einzigartigen Fähigkeiten öffnet das System neue Türen für Wirtschaft und Individuen. Watson kann in Sekundenbruchteilen enorme Mengen unstrukturierter Daten durchforsten, analysieren und gegeneinander abwägen, sie interpretieren und stetig dazulernen. Es gilt, aktuelle Daten zu nutzen, sie in Beziehung zu historischen Informationen zu setzen und damit möglicherweise noch unbekannte Korrelationen zu entdecken. So werden neue Einsichten und ein neues Verständnis für Zusammenhänge geschaffen, von denen Unternehmen und Gesellschaft gleichermassen profitieren.“
Cognitive Computing beschreibt eine neue Klasse von Systemen, die lernen, argumentieren und in natürlicher Sprache mit den Menschen interagieren können. Dabei werden ihnen bestimmte Fähigkeiten nicht wie bei traditionellen Systemen einprogrammiert, sondern sie lernen und bilden ihr Verständnis aus Interaktionen und Erfahrungen, die sie mit ihrer Umgebung machen. Dadurch halten sie gleichzeitig Schritt mit den wachsenden Datenvolumina, der steigenden Komplexität sowie Informationen, die im Internet der Dinge entstehen.
Vier neue kognitive Programmierschnittstellen
Im Zuge der Eröffnung des Watson IoT Centers stellt IBM auch vier neue kognitive Programmierschnittstellen (APIs) vor. Mit diesen Schnittstellen kann das System die Daten aus unterschiedlichsten Quellen, Systemen, Sensoren oder smarten Produkten noch besser verstehen und bewerten. Die neuen Services sind über die cloudbasierte IBM Watson IoT Plattform verfügbar. Die vier API-Lösungen sind:
- Die Natural Language Processing (NLP) APIs ermöglichen den Dialog mit Watson in natürlicher Sprache. Sie bringen den natürlich sprachlichen Inhalt in den Kontext einer bestimmten Fachdisziplin oder eines spezifischen Anwendungsfalls. Wenn beispielsweise ein Facharbeiter beim Arbeiten mit einer Maschine verdächtige Vibrationen feststellt, kann er die NLP-Technologie nutzen, um Fragen wie „Was verursacht diese Vibration?“ an das System zu stellen. Watson kombiniert dann die Bedeutung der Wörter automatisch mit dem konkreten Vorfall und gibt Empfehlungen für die mögliche Ursache der Vibration.
- Die Machine Learning Watson APIs automatisieren die Datenverarbeitung, lernen kontinuierlich aus jeder Interaktion mit den Daten und ordnen sie entsprechend ihrer Priorität. Die APIs können für alle Arten von Daten aus verschiedenen Quellen genutzt werden, die im Rahmen eines bestimmten Szenarios anfallen. Sie helfen bei der Bewertung von Situationen, erwarteten Trends und schlagen Aktivitäten für zukünftige Ereignisse vor. Beispielsweise kann die Plattform eingehende Daten eines Fuhrparks überwachen, um sich ein ganzheitliches Bild der normalen und abweichenden Gerätezustände zu machen, einschliesslich der Umwelt- und Produktionseinflüsse, die oftmals einzigartig für jedes Bauteil sind.
- Die Video/Image/Audio Analytics Watson APIs nutzen unstrukturierte Daten, einschliesslich Videos, Bildern und Audio (etwa Gespräche aus Call Centern, Fotos, die von Verbrauchern auf Social-Media-Plattformen gepostet wurden oder Video-Material aus Überwachungskameras), um Korrelationen oder Anomalien zwischen den unterschiedlichen Datenformaten festzustellen. Dieses Wissen kann mit Maschinendaten kombiniert werden, um ein besseres Verständnis vergangener Ereignisse sowie neuer Situationen zu erlangen.
- Die Text Analytics Watson APIs untersuchen unstrukturierte Daten (wie Twitter- Feeds, Kunden-Feedback in Blogs oder Transkripte von Call Centern), um Korrelationen und Muster in diesen gigantischen Datenbergen zu identifizieren. So deuten zum Beispiel Sätze wie „die Bremsen machen Geräusche“, „das Auto stoppt zu langsam“ oder „das Pedal reagiert zu schwammig“ auf ein Bremsproblem in einem Auto hin, das durch automatisierte Verlinkung und Korrelation von der API sofort erkannt werden kann.
Weitere Informationen zu Watson IoT (IBM/mc/hfu)