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Zürich – Der günstige Eurokurs lockt die Schweizer in ausländische Online-Shops. Immer mehr Importpakete passieren die Grenze. Die Konsumenten reagieren auf das Ende des Euro-Mindestkurses.
Mit der Entscheidung der Schweizerischen Notenbank, den Zielkurs von 1,20 Franken je Euro aufzugeben (siehe entsprechendes PDF) brechen für den Schweizer Detailhandel harte Zeiten an. Der schwache Euro sorgt für einen regelrechten Boom grenzübergreifender Online-Bestellungen. Früher auf das regionale Angebot beschränkt, bietet sich den Schweizer Verbrauchern durch die Möglichkeiten des Internets heute ein riesiger Markt, auf dem sich Produkte ohne grossen Aufwand vergleichen und online bestellen lassen.
Online Handel sorgt für zusätzlichen Paketverkehr
Vor allem der internetaffine Kunde zeigt sich dadurch deutlich preissensitiver als früher. Und so kommt es, dass sich Veränderungen im Wechselkurs schlagartig auf den Detailhandel auswirken. Was das bedeutet, kann die Schweizer Post an handfesten Zahlen deutlich machen: Durchschnittlich 11’000 Importpakete zählt man hier pro Tag, wie der Post-Sprecher Richard Pfister der NZZ mitteilte. Im vergangenen Jahr waren es noch 10’000. «Wir haben Anzeichen dafür, dass dieser zusätzliche Anstieg mit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses zusammenhängt», führte Pfister weiter aus. Hinzu kommen Pakete, die von DHL oder Fedex geliefert werden. Und auch der deutsche Online-Händler Zalando sendet Tausende Pakete in die Schweiz.
Während die Konsumenten frohlocken, ächzt die Schweizer Wirtschaft unter dem starken Franken. Jahrelang hat der gesetzlich geregelte Euro-Mindestkurs den Franken vor einer zu starken Aufwertung bewahrt. Von der überraschenden Entscheidung der Notenbank ist nun vor allem die Schweizer Exportwirtschaft betroffen, der es angesichts des starken Franken schwerfällt, Waren ins Ausland zu verkaufen. Auch der Tourismussektor leidet. Ein Urlaub in der Schweiz ist für ausländische Besucher durch den ungünstigen Wechselkurs nun deutlich teurer als früher. Eine regelrechte Schockstarre zeigt sich im klassischen Detailhandel. Hier lagen die Umsätze im Mai 3,9 Prozent unter dem Vorjahreswert – im Non-Food-Sektor sogar 4,9 Prozent. Besonders schwer trifft jedoch den Modehandel, der mit Umsatzrückgängen um 10 Prozent zu kämpfen hat.
Deutscher E-Commerce mit Rekordumsätzen
Was der Schweizer Wirtschaft Sorgenfalten auf die Stirn treibt, verhilft dem deutschen E-Commerce Sektor zu Rekordumsätzen. Der deutsche Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) spricht allein im Jahr 2014 von einem Wachstum von 10 Prozent. Schon heute findet sich eine nahezu unüberschaubare Anzahl an Online-Shops auf dem deutschen Markt – und der Kurs steht auf Wachstum. In den letzten Jahren sind die Hürden auf dem Weg zum eigenen Online-Geschäft deutlich gesunken. Softwarelösungen für E-Commerce-Systeme, wie sie zum Beispiel von 1&1 angeboten werden, werden immer kostengünstiger und bedienungsfreundlicher.
Es ist davon auszugehen, dass der Boom anhält und sich zukünftig weitere Geschäftsbereiche ins Internet verlagern werden. Hier ist die Schweizer Wirtschaft gut beraten, sich frühzeitig Strategien zurechtzulegen, wie der heimische Handel vor der attraktiven Konkurrenz aus dem Ausland geschützt werden kann. (1&1/mc/hfu)