iPhones bescheren Apple Gewinnsprung

iPhones bescheren Apple Gewinnsprung

iPhone 6 und iPhone 6 plus. (Foto: Apple)

Cupertino – Unterschiedlicher hätten die Quartalsbilanzen der High-Tech-Riesen Apple und Microsoft kaum ausfallen können: Bei Apple sorgten starke iPhone-Verkäufe für einen kräftigen Sprung bei Umsatz und Gewinn. Konkurrent Microsoft erlebt dagegen ein Smartphone-Desaster und verzeichnete einen Rekordverlust. Die Übernahme des Handy-Geschäfts von Nokia hatte den Softwarekonzern tief in die roten Zahlen gerissen.

Dennoch gab die Apple-Aktie nach der Veröffentlichung der Quartalsergebnisse im nachbörslichen Handel kräftig nach, um bis zu acht Prozent ging es zeitweise nach unten. Die Börsenhändler und Investoren hatten noch bessere Zahlen beim Apple-Zugpferd iPhone erwartet. Ausserdem waren sie enttäuscht, dass Apple-Chef Tim Cook aus den konkreten Absatzzahlen der neuen Computer-Uhr ein Geheimnis machte. Bei Microsoft waren die schlechten Nachrichten um das Nokia-Debakel dagegen schon vor Tagen bekannt geworden. Bei der Vorlage der Quartalszahlen hielt sich der Schock der Anleger deshalb in Grenzen. Der Aktienkurs von Microsoft wurde nachbörslich nicht so heftig in Mitleidschaft gezogen wie bei Apple.

Apple legt ordentlich zu
Bei Apple stiegen die Erlöse im Jahresvergleich um ein Drittel auf 49,6 Milliarden Dollar. Mit einem Gewinn von 10,7 Milliarden Dollar verdiente Apple 38 Prozent mehr als im gleichen Vorjahresquartal.

Der Konzern verkaufte in dem Ende Juni abgeschlossenen dritten Geschäftsquartal 47,5 Millionen iPhones. Das waren 35 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Eine tragende Säule war erneut das Geschäft in China, wo sich die Umsätze im Jahresvergleich mehr als verdoppelten. Mit 13,2 Milliarden Dollar kam mehr als ein Viertel der gesamten Apple-Erlöse aus dem Riesen-Markt.

Keine konkreten Zahlen zur Apple Watch
Apple nannte in der Mitteilung zum Quartal keine Zahlen zu Verkäufen seine Computer-Uhr, die im April auf den Markt gekommen war. Konzernchef Cook sprach lediglich von einem «grossartigen Start» für die Apple Watch, der die eigenen Erwartungen übertroffen habe. Apple-Finanzchef Luca Maestri sagte der «New York Times», in den ersten neun Wochen seien mehr Uhren verkauft worden als vom iPhone oder dem iPad-Tablet im gleichen Zeitraum nach dem Start. Bekannt ist, dass Apple 2010 in den ersten 80 Tagen rund drei Millionen iPads absetzte – ein erster Orientierungspunkt.

Cook betonte, dass Apple im Juni mehr Uhren verkaufte als im April oder Mai. Damit widersprach er Einschätzungen von Analysten, die von einer Abschwächung der Verkäufe nach einem starken Start gesprochen hatten. Apple hatte zum Marktstart der Uhr mit Produktionsschwierigkeiten zu kämpfen, so dass die Apple Watch zunächst fast ausschliesslich online vorbestellt werden konnte. Inzwischen läuft der Vertrieb auch über die firmeneigenen Apple Stores.

Microsoft leidet unter Nokia-Zukauf
Microsoft musste dagegen den bislang grössten Quartalsverlust seiner Geschichte berichten. Von April bis Juni fiel unterm Strich ein Minus von 3,2 Milliarden Dollar (2,9 Mrd Euro) an. Im Vorjahreszeitraum hatte dort noch ein Gewinn von 4,6 Milliarden Dollar gestanden.

Der hohe Verlust geht auf die insgesamt fast 9,5 Milliarden Dollar teure Übernahme des Handy-Geschäfts von Nokia im Frühjahr 2014 zurück. Doch statt in eine Liga mit Apple oder Samsung vorzustossen, entwickelte sich der Deal für Microsoft zu einem teuren Debakel. Im zweiten Quartal schrieb Microsoft auf den Kauf 7,6 Milliarden Dollar ab, inklusive anderer Sonderaufwendungen wurde das Ergebnis sogar mit 8,4 Milliarden Dollar belastet.

Yahoo wegen hoher Kosten im Minus
Der Online-Pionier Yahoo , der als drittes Schwergewicht der Technologie-Branche am späten Dienstag seine Zahlen vorlegte, hat andere Sorgen. Der Internet-Konzern verlor von April bis Juni 21,55 Millionen Dollar (19,69 Mio Euro). Im entsprechenden Vorjahresquartal hatte es noch einen Gewinn von knapp 270 Millionen Dollar gegeben. Ein Faktor war der kräftige Anstieg der Kosten, die Yahoo in Kauf nimmt, um Nutzer auf seine Websites zu lotsen.

Firmenchefin Marissa Mayer, die vor drei Jahren den Spitzenposten übernahm, betonte zugleich die Steigerungen im Geschäft auf mobilen Geräten und in Videodiensten. Mayer setzt stark auf die Verschiebung von Werbung vom klassischen Desktop-PC auf Smartphones und Tablets. Die Quartalsergebnisse lagen in etwa im Rahmen der Markterwartungen. Die Aktie fiel nachbörslich jedoch zunächst um gut zwei Prozent.

Analysten und Investoren beschäftigt derzeit vor allem, was aus dem wertvollen Yahoo-Anteil an der chinesischen Online-Handelsplattform Alibaba wird. Denn der Plan, die mehr als 30 Milliarden Dollar teure Beteiligung an die eigenen Aktionäre weiterzureichen, könnte noch an den Steuerbehörden scheitern, wie Yahoo erst vor wenigen Tagen einräumen musste. Am Dienstag gab es dazu keine Neuigkeiten. Mayer sprach lediglich vage von Fortschritten. (awp/mc/pg)

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