Cheseaux-sur-Lausanne – Der Verschlüsselungs- und Zugangsspezialist Kudelski ist im ersten Halbjahr während der Coronapandemie unter die Räder gekommen. Der Umsatz brach ein. Das Unternehmen rutschte noch tiefer in die roten Zahlen.
Um Gegensteuer zu geben, ist das Unternehmen auf der Kostenbremse gestanden, um die Coronafolgen abzufedern. Ende Juni lag der Personalbestand um 489 Vollzeitstellen tiefer als Anfang Jahr. Das ist eine vorübergehende Reduktion um 14 Prozent. Es handle sich aber um keinen zusätzlichen Stellenabbau, betonte Konzernchef André Kudelski am Donnerstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.
In diesen Zahlen sei die im Dezember bei der österreichischen Tochter Skidata angekündigte Stellenstreichung von rund 10 Prozent enthalten. Zudem umfasse die Zahl die Beschäftigten, die seit Ausbruch der Pandemie auf Kurzarbeit gesetzt worden seien, sagte der Konzernchef. Davon seien am meisten Österreich und die Schweiz betroffen.
Erwartungen weit verfehlt
Der Umsatz sank im ersten Halbjahr um 20 Prozent auf 320,1 Millionen Dollar. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) schmolz auf 4,9 Millionen Dollar zusammen nach 15,5 Millionen Dollar im Vorjahressemester.
Unter dem Strich erlitt Kudelski einen Reinverlust von 27,1 Millionen Dollar. Damit wurde das Defizit gegenüber dem Vorjahr noch ausgeweitet, als ein Reinverlust von 20,4 Millionen Dollar angefallen war.
Die Markterwartungen hat das Unternehmen so weit verfehlt. An der Schweizer Börse stürzte die Aktie bis am frühen Nachmittag um 9 Prozent ab.
TV-Geschäft unter Druck
Bei der grössten Sparte Digital TV, die Verschlüsselungskarten für Satelliten- oder Kabelsender produziert, hat Kudelski einen Umsatzrückgang von 19 Prozent auf 154,7 Millionen Dollar hinnehmen müssen. Und dies, obwohl die Menschen während der Absperrmassnahmen in der Coronakrise zu Hause sassen und viel mehr Fernsehen schauten. Hierbei griffen sie offenbar vor allem zu den Streaminganbietern wie beispielsweise Netflix.
Um der Konkurrenz durch die Streaminganbieter zu begegnen, hätten die Satelliten-, Telekom- und Kabelanbieter ihre Zahlschranken für mehrere Monate gesenkt, schrieb Kudelski. Darüber hinaus seien viele Projekte, die für dieses Jahr geplant gewesen seien, entweder verzögert oder annulliert worden.
Ausserdem habe eine Reihe von Kunden eine Befreiung von monatlichen Support- und Wartungszahlungen verlangt, um ihre Betriebskosten zu senken. Und das Geschäft habe darunter gelitten, dass viele Läden namentlich in Italien während der Corona-Absperrungen geschlossen gewesen seien. Der EBITDA der Sparte sank um 3 Millionen auf 36,9 Millionen Dollar.
Grosskunden verschieben Aufträge
Bei Skidata, das Zugangssysteme für Parkhäuser oder Skilifte herstellt, tauchte der Umsatz wegen der Coronakrise um 24 Prozent auf 121,6 Millionen Dollar. Die Sparte erlitt einen operativen Verlust von 4,5 Millionen Dollar nach einem Gewinn von 4,7 Millionen vor einem Jahr. Grosse Kunden, vor allem Flughäfen, Shoppingcenter und Sportstadien hätten neue Projekte oder Modernisierungen verschoben. Die Service-Einnahmen seien im April und Mai um fast ein Viertel eingebrochen, weil während des Lockdown viel weniger Parkhäuser benutzt worden seien.
Bei Cybersicherheit sank der Umsatz um 13 Prozent auf 63,2 Millionen Dollar. Der operative Verlust vergrösserte sich um 0,8 Millionen auf 11,5 Millionen Dollar. Während der Coronakrise hätten die Mitarbeiter wegen der Einschränkungen weniger mit ihren Kunden persönlich in Kontakt treten können, was vor allem in Amerika auf die Verkäufe gedrückt habe, schrieb Kudelski.
Die kleinste Sparte Internet der Dinge (IoT) machte 1 Millionen Dollar Umsatz und konnte den operativen Verlust um 2,6 Millionen auf 8,9 Millionen Dollar verringern.
Ausblick gesenkt
Den Ausblick strich Kudelski zusammen. Neu erwartet das Unternehmen im Gesamtjahr noch einen EBITDA von 45 bis 55 Millionen Dollar. Bislang hatte die Firma 70 bis 90 Millionen angepeilt. (awp/mc/pg)