Cheseaux-sur-Lausanne – Der Kudelski-Konzern weist für das erste Halbjahr 2017 einen höheren Umsatz aus, hat aber unter dem Strich rote Zahlen geschrieben. Für das Gesamtjahr wird nun mit einer tieferen operativen Profitabilität gerechnet. Der Wandel des Geschäfts schreite rascher voran als ursprünglich erwartet, hiess es zur Begründung. An der Börse kommt dies schlecht an.
Bei Kudelski ist vieles im Umbruch. Die Gesellschaft setzt im Bereich Cybersecurity einen neuen Schwerpunkt und hat dazu in den letzten Monaten mehrere Firmen übernommen. Wie notwendig diese Neuorientierung ist, zeigt der Halbjahresabschluss.
So habe das traditionelle Geschäft mit Verschlüsselungslösungen für Pay-TV in Europa stärker nachgegeben als erwartet, sagte Firmenchef André Kudelski am Donnerstag nach der Publikation der Zahlen. Laut dem Halbjahresbericht betrug die Abnahme knapp 17%. Diverse traditionelle Pay-TV-Anbieter würden Kunden verlieren. Auf der anderen Seite sei die Nachfrage nach Cybersecurity-Lösungen grösser als vermutet gewesen.
Diverse Übernahmen
Insgesamt weist Kudelski einen knapp 13% höheren Umsatz von 552,0 Mio USD aus, wobei Übernahmen eine grosse Rolle spielten. Zugekauft hatte Kudelski unter anderem Milestone Systems (Ankündigung im Mai 2016), Nexguard Labs (Juli 2016), M&S Technologies (Januar 2017) und Digital Norge AS (Mai 2017).
Das operative Ergebnis auf Stufe EBIT lag mit 6,7 Mio USD hingegen weit unter dem Wert des Vorjahres (34,1 Mio). Unter dem Strich steht ein Verlust von 5,7 Mio USD zu Buche (VJ Gewinn von 21,4 Mio). Grund für den Rückgang beim Ergebnis waren laut den Angaben unter anderem höhere Abschreibungen sowie höhere Material-, Finanzierungs- und Personalkosten.
Public Access legt zu
Aufgeschlüsselt nach Sparten verbuchte Integrated Digital TV, wo das Pay-TV- und das Cybersecurity-Geschäft angesiedelt sind, einen 13% höheren Umsatz von 387,3 Mio USD. Der operative Gewinn nahm hingegen auf 13,1 von 43,1 Mio USD ab, was mit dem schwächeren TV-Geschäft und den höheren Ausgaben für den Cybersecurity-Bereich erklärt wurde.
Die kleinere Sparte «Public Access» mit der Marke Skidata (Kontrolltools unter anderem für Parkhäuser und Skilifte) legte um 12% auf 158,4 Mio USD zu. Dieses Geschäft sei vor allem in Nordamerika gewachsen, wo unter anderem Aufträge für einen Flughafen in North Carolina und ein Stadion in Atlanta gewonnen wurden. Der operative Gewinn der Sparte stieg auf 1,5 von 0,2 Mio USD, wie es weiter hiess.
Umsatzziel bestätigt
Im Ausblick wurde die Guidance für den Umsatz bestätigt. Es wird unverändert im Gesamtjahr mit Verkäufen zwischen 1,15 und 1,20 Mrd USD gerechnet. Das EBIT-Ziel wird hingegen nach den Ergebnissen des ersten Semesters markant gesenkt auf 45 bis 65 Mio USD von 60 bis 80 Mio USD.
Rote Zahlen wie im ersten Halbjahr sollen aber nicht zur Gewohnheit werden. Er rechne für das Gesamtjahr mit schwarzen Zahlen auf der untersten Zeile der Erfolgsrechnung, sagte CEO Kudelski.
Das Cybersecurity-Geschäft wird laut den Prognosen des Firmenchefs aber erst 2020 die Gewinnzone erreichen, bestätigte der Firmenchef früher gemachte Aussagen. Allerdings sei es möglich, dass die internen Umsatzziele bereits früher Realität würden.
Sparprogramm geplant
Nach den Akquisitionen in den letzten Monaten schliesst das Unternehmen zudem weitere Zukäufe nicht aus. Geplant sind zudem auch Sparprogramme im bestehenden Geschäft. «Wir werden in den kommenden Wochen und Monaten daran arbeiten, um unsere betriebliche Effizienz zu verbessern», so der CEO.
Mit den vorgelegten Zahlen hat Kudelski die Markterwartungen beim Umsatz übertroffen und beim EBIT verfehlt, wobei die Bandbreite der Schätzungen gross war. (awp/mc/pg)
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