Logitech von Nachfrageflaute nach Coronaboom erwischt
Lausanne – Logitech leidet weiter unter dem Abschwung nach dem Ende des Booms in der Coronapandemie: Die Zurückhaltung der Käufer und das herausfordernde wirtschaftliche Umfeld drücken massiv auf Umsatz und Gewinn.
Im Ende März beendeten Geschäftsjahr 2022/23 sank der Umsatz um 17 Prozent auf 4,54 Milliarden Dollar, wie der Hersteller von Computerzubehör am Dienstag in einer Mitteilung bekannt gab. Im Vorjahr hatte Logitech noch einen Rekordumsatz von 5,48 Milliarden eingefahren.
Das operative Ergebnis (Non-GAAP) tauchte derweil um 35 Prozent auf 588,5 Millionen Dollar. Unter dem Strich brach der Reingewinn (GAAP) um 43 Prozent auf 364,6 Millionen Dollar ein.
Der Absacker kam nicht überraschend. Das Ergebnis für das Geschäftsjahr 2022/23 entsprach den firmeneigenen Prognosen, die Logitech im Jahresverlauf mehrmals gesenkt hatte, wie Konzernchef Bracken Darrell erklärte.
Taucher bei allen Produkten
Die Nachfrage sei nicht nur bei den Privatkunden schwächer gewesen, sondern auch bei den Unternehmen. Die Firmenkunden stünden weiterhin auf der Bremse bei ihren IT-Budgets und würden Projekte zur Ausrüstung von Räumen mit Videokonferenzsystemen hinausschieben, erklärte Logitech.
In allen Produktkategorien fiel der Absatz. So schrumpften die Verkäufe von Gamingzubehör, welches die grösste Kategorie ist, um 17 Prozent. Der Gamingmarkt sei schwächer geworden, schrieb Logitech. Gleichzeitig habe man Marktanteile bei Mäusen, Kopfhörern und Steuerrädern gewonnen. Auch bei den Kassenschlagern wie Tastaturen (-14 Prozent), Videokonferenzsystemen und PC-Mäusen (je -11 Prozent) schrumpften die Verkäufe klar.
Die grössten Bremsspuren zeigten sich bei den PC-Webcams, deren Verkäufe sich beinahe halbierten. Deutlich weniger gefragt waren auch Audio & Wearables mit einem Minus von einem Drittel und mobile Lautsprecher mit einem Minus von einem Viertel. Man lege das Gewicht jetzt auf Produkte, die schneller wachsen würden, erklärte der Konzern.
Absturz aus himmlischen Höhen
Allerdings fand der Absturz aus zuvor unerreichten Höhen statt und ist somit zu relativieren. Mit 4,5 Milliarden Dollar ist Umsatz immer noch um 53 Prozent über dem Niveau des Vor-Coronajahres 2019/20. Auch der Betriebsgewinn liegt um über ein Drittel höher. So seien beispielsweise trotz des jüngsten Einbruchs die Verkäufe von PC-Webcams um drei Viertel grösser als damals, stellte Logitech fest.
In den beiden Pandemiejahren hatte der Konzern von einem Bestellungsboom der Kunden profitiert, die alle ihre Computer aufrüsten wollten, weil sie zu Hause festsassen. So wurden beispielsweise Tastaturen, Gaming-Ausrüstung oder Computermäuse wie warme Weggli gekauft.
Mit der Lockerung der Coronamassnahmen und der teilweisen Rückkehr der Angestellten ins Büro war klar, dass sich diese Verkaufshöhen nicht halten liessen. Einen Schlag versetzte dem Geschäft zudem der Ausbruch des Ukraine-Kriegs, die hochschiessende Teuerung und die sich eintrübenden Konjunkturaussichten, welche die Unternehmen vorsichtiger werden liessen.
Trotz des Tauchers hat Logitech die Erwartungen der Finanzgemeinde beim Umsatz und EBIT (Non-GAAP) deutlich übertroffen. Die Anleger reagierten begeistert: Die Aktie schoss am Dienstag 7 Prozent nach oben.
Ausblick fürs erste Halbjahr bestätigt
Das Geschäftsjahr 2023/24 beginne auf einer soliden Basis, mit einer robusten Bilanz, verbesserten Lagerbeständen, einem starken Cashflow und ohne Schulden, sagte der neue Finanzchef Charles Boynton. Logitech habe die Betriebskosten an den gesunkenen Umsatz angepasst.
Wegen der unsicheren makroökonomischen Bedingungen gibt der Konzern allerdings nur einen Ausblick für die erste Hälfte des neuen Geschäftsjahres 2023/24 ab. So wird im ersten Semester ein weiterer Umsatzrückgang um 18 bis 22 Prozent auf 1,8 bis 1,9 Milliarden Dollar erwartet.
Das Betriebsergebnis (Non-GAAP) soll auf 160 bis 190 Millionen Dollar schrumpfen. Im Vorjahr waren es 302 Millionen Dollar. (awp/mc/ps)