Genf – Der Mitbegründer von Logitech, Daniel Borel, hat vor Gericht eine Verfügung gegen die Generalversammlung der Firma erwirkt. Das Bezirksgericht von La Côte im Kanton Waadt hat dem Unternehmen vorübergehend die Einberufung der GV untersagt.
Diese Massnahme erfolgt auf einen Antrag Borels, der einen alternativen Kandidaten für den Vorsitz des Verwaltungsrats vorschlagen will. Das Gericht bestätigte nun gegenüber der Nachrichtenagentur AWP, dass man Logitech vorerst untersagt habe, die Abstimmungsunterlagen und die Einladung zur ordentlichen Generalversammlung 2024 zu veröffentlichen oder zu verteilen.
«Diese Anordnung ist gültig, bis nach der bereits auf den 26. Juli 2024 angesetzten Anhörung zu den vorsorglichen Massnahmen Recht gesprochen wird», fügte das Gericht hinzu. Vor zehn Tagen hatte Borel beim Bezirksgericht mit seinem Antrag moniert, dass sein Vorschlag für einen neuen Verwaltungsratspräsidenten nicht berücksichtigt worden sei.
Borel «zufrieden»
In einer kurzen Stellungnahme äusserte sich der Logitech-Mitgründer selbst «zufrieden, dass das Gericht einen Durchmarsch verhindert hat, der die Wahl der Aktionäre eingeschränkt und eine Situation vollendeter Tatsachen geschaffen hätte». Er fügte hinzu, dass er seinen Fall, «zugunsten des Rechts der Aktionäre», bei der für den 26. Juli angesetzten Anhörung verteidigen werde.
Borel besitzt eine Beteiligung von 1,5 Prozent an Logitech. Er stellt sich schon seit geraumer Zeit gegen die Wiederwahl von Wendy Becker, der seit 2019 amtierenden Verwaltungsratspräsidentin.
Stattdessen schlägt Borel Guy Gecht vor. Dieser hatte im vergangenen Jahr nach dem Ausscheiden des früheren CEO Bracken Darrell als Interims-Geschäftsführer von Logitech fungiert. Gecht will jedoch gar nicht Verwaltungsratspräsident des Unternehmens werden. Er lehnte seine Ernennung ab. Ob Borel bereits einen anderen Wunschkandidaten hat, ist derzeit nicht bekannt.
Borel kritisierte Becker während ihrer Amtszeit mehrfach. Er warf ihr vor, dass es ihr an Know-how fehle, um ein Technologieunternehmen wie Logitech zu leiten. Ausserdem ist er der Ansicht, dass sie nach dem Corona-Boom von Logitech die Umsetzung von Sparmassnahmen hätte durchsetzen und den ehemaligen Chef Darrell früher hätte ersetzen müssen.
Anfang Juli hatte Logitech aber ohnehin angekündigt, dass Becker bei der Generalversammlung im Herbst 2025 nicht mehr kandidieren würde. Borel will aber, dass sie bereits 2024 abtritt.
Auf eine Anfrage, ob die für den 4. September geplante Generalversammlung, die mindestens 20 Tage vor dem Termin einberufen werden muss, aufgrund der Gerichtsentscheidung verschoben werden könnte, war Logitech noch nicht erreichbar. (awp/mc/ps)