Lausanne – Logitech gibt kräftig Gas. Zum Auftakt des Geschäftsjahres 2018/19 schossen die Zahlen des Computerherstellers derart durch die Decke, dass das Management die erst kürzlich getroffene Gesamtjahresprognose anhob. Zusätzlich soll auch die Übernahme von Blue Microphones das Wachstum weiter anschieben.
Besonders Gaming-Produkte und Videokonferenzsysteme liessen von April bis Juni die Kassen klingeln. Sie machten Wachstumssprünge von 75 beziehungsweise 65 Prozent, wie Logitech am Dienstag mitteilte. Laut Logitech-Chef Bracken Darrell dürften die beiden Produktegruppen auch künftig Zugpferde bleiben.
Zukauf bei Mikrofon-Bereich
Wachstum verspricht sich Darrell aber auch vom jüngsten Zugang: Mit dem Kauf des südkalifornischen Unternehmens Blue Microphones steigt Logitech ins Geschäft mit Mikrofonen in Studioqualität ein. Blue Microphones sei momentan noch eine kleine Firma, die aber stark wachse und eine attraktive Bruttomarge habe, sagte Darrell in einem Telefoninterview mit AWP.
Die Übernahme soll Ende August 2018 abgeschlossen sein und ungefähr ein Prozentpunkt zum Wachstum im Geschäftsjahr 2019 beisteuern. Logitech hält zudem auch künftig Ausschau nach Unternehmen, die beim Eintritt in ein neues Segment helfen könnten.
Laut Darrell ist die Diversifizierung der Schlüssel für das anhaltend kräftige Wachstum von Logitech. Dazu gehört vermehrt auch der Einstieg ins Softwaregeschäft. So habe Logitech bei den Videokonferenzsystemen kürzlich mit «Rightsense» ein reines Softwareprodukt zur Kamerasteuerung und Videoptimierung lanciert.
Restrukturierung angestossen
Um seine Ressourcen vor allem in die wachstumsstarken Bereiche stecken zu können, baut Logitech im Gegenzug bei schwachen Bereichen ab. So kosteten Restrukturierungsaufwendungen das Unternehmen im ersten Quartal 10 Millionen Dollar.
Auf tieferes Marktwachstum muss sich Logitech etwa bei den mobilen Lautsprechern einstellen. Dort gingen die Verkäufe auch aufgrund von Lagerbereinigungen um 45 Prozent zurück. Während einige Stellen durch die Neuausrichtung wegfielen, habe Logitech unter dem Strich das Personal aufgestockt, sagte Darrell.
Erwartungen übertroffen
Die Wachstumsstrategie geht für Logitech auf. So setzte das Unternehmen – das früher vor allem für seine Mäuse bekannt war – mit Produkten von Keyboards über Webcams bis hin zu Gamecontrollern in den ersten drei Monaten seines Geschäftsjahres 608 Millionen Dollar um, 15 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Mit dem Wachstum konnte Logitech die Erwartungen der Analysten deutlich überflügeln.
Auch der Betriebsgewinn fiel deutlich höher als prognostiziert aus. Im ersten Quartal schoss der Betriebsgewinn EBIT (Non-Gaap) um 41 Prozent auf 61 Millionen Dollar hoch, wobei auch eine gerichtliche Einigung half. Bei den Non-Gaap-Zahlen rechnet Logitech verschiedene Posten heraus wie zum Beispiel Kosten im Zusammenhang mit Übernahmen und Restrukturierungsaufwendungen.
Nach dem US-Rechnungslegungsstandard Gaap blieb der EBIT mit 32 Millionen Dollar praktisch stabil. Dabei belasteten Restrukturierungskosten von 10 Millionen. Unter dem Strich verdiente Logitech 37 Millionen Dollar, nach 38,5 Millionen Dollar im Vorjahresquartal.
Ausblick angehoben
In Folge des unerwartet starken Quartals überraschte Logitech gleich nochmals: Das Management hob den erst im März ausgegebenen Ausblick an. Neu geht das Unternehmen von einem Umsatzwachstum zwischen 9 und 11 Prozent in Lokalwährungen aus, bislang wurde ein hohes einstelliges Plus erwartet. Beim Betriebsgewinn non-Gaap rechnet Logitech neu mit 325 bis 335 Millionen Dollar, statt wie bislang 310 bis 320 Millionen Dollar.
Zwar sei das nicht üblich, da ja die Prognose erst vor Kurzem ausgegeben worden sei, sagte Darrell. «Aber bei so einem guten Jahresstart gehen wir davon aus, dass auch im Gesamtjahr das Wachstum stark bleibt.»
An der Börse konnte Logitech den starken Jahresstart allerdings nicht in Kursgewinne ummünzen. Im Gegenteil verlor die Aktie bis Handelsschluss 4,7 Prozent. Allerdings hatte sie Aktie in diesem Jahr mit einem Plus von 40 Prozent bereits einen starken Lauf hingelegt und wird derzeit auf Rekordhöhen gehandelt. In Mitleidenschaft gezogen wird der Titel laut Händlern derzeit von der allgemein schlechten Stimmung Techwerten gegenüber. (awp/mc/ps)