San Francisco – Nach dem Datenskandal bei Facebook haben provokante Äusserungen eines leitenden Mitarbeiters den Druck auf das Online-Netzwerk erhöht. Das US-Internetportal Buzzfeed veröffentlichte am Donnerstag ein internes Memo des Facebook-Managers Andrew Bosworth von 2016, in dem er das Wachstum der Plattform über die Sicherheit der Nutzer stellt.
«Die hässliche Wahrheit ist, dass wir so fest daran glauben, Menschen miteinander zu verbinden, dass alles was wir tun, um immer mehr Menschen immer öfter miteinander zu verbinden, ‹de facto› gut ist», schrieb Bosworth.
Menschen miteinander zu verbinden, könne positive, aber auch negative Konsequenzen haben, räumt der Manager ein. «Vielleicht kostet es jemanden sein Leben, wenn er Mobbing ausgesetzt ist», schreibt Bosworth. «Vielleicht stirbt jemand bei einem Terroranschlag, der über unsere Dienste geplant wurde.»
Bosworth wird zum engen Kreis um Facebook-Chef Mark Zuckerberg gerechnet. In einer Mitteilung an die Nachrichtenagentur AFP distanzierte er sich von seinen Äusserungen.
«Ich stimme dem Beitrag heute nicht mehr zu und ich habe ihm nicht einmal zugestimmt, als ich ihn geschrieben habe», erklärte Bosworth. Er habe vielmehr auf Themen aufmerksam machen wollen, die seiner Meinung nach bei Facebook intensiver diskutiert werden sollten.
Zuckerberg: Nicht einverstanden
Zuckerberg erklärte auf Anfrage, Bosworth sei ein talentierter Manager, der für provokante Meinungsäusserungen bekannt sei. Er selbst und die meisten anderen Facebook-Mitarbeiter seien mit seinem Memo überhaupt nicht einverstanden gewesen.
«Wir waren nie der Auffassung, dass der Zweck die Mittel heiligt», erklärte Zuckerburg. Menschen miteinander zu verbinden, sei an sich noch nicht genug. «Wir müssen auch daran arbeiten, die Menschen näher zusammenzubringen», erklärte der Facebook-Chef.
Facebook steht derzeit wegen des Skandals um die mutmassliche Abschöpfung der Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Nutzern durch die britische Datenanalysefirma Cambridge Analytica unter Druck. Die Daten sollen für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump ausgewertet und genutzt worden sein.
In den USA leitete die Verbraucherschutzbehörde FTC Ermittlungen dazu ein, in Grossbritannien prüft die Datenschutzbeauftragte den Fall. (awp/mc/ps)