Marco Comastri, President & General Manager, CA Technologies, EMEA. (Foto: CA Technologies)
Herr Comastri, Sie arbeiten seit einigen Jahren in der EMEA-Zentrale von CA Technologies in Morges am Genfer Sees. Wie bekommt Ihnen als gebürtigem Italiener das doch ziemlich herausfordernde Schweizer Wetter?
Marco Comastri: Hervorragend. Ich liebe die Gegend und das milde Wetter, das wir speziell im Frühling und im Sommer haben. Die gute Nachricht für den Winter ist, dass es eine Menge wundervoller Plätze und Urlaubsorte zum Skifahren gibt. Ich könnte mir keine bessere Arbeitsumgebung vorstellen.
Auf ihrer Website behauptet CA Technologies, Tausenden von Firmen zu helfen, in der sogenannten Application Economy erfolgreich zu sein. Worum geht es bei der App Economy?
Einfach gesagt, unter App Economy versteht man die neue Art von Wirtschaft, in der wir leben. Es geht darum, wie wir miteinander, mit Organisationen und mit Regierungen interagieren. Sie beeinflusst fast jeden Aspekt unseres Lebens. In der App Economy ist jedes Geschäft im Softwaregeschäft. Das bedeutet, dass Ihr Erfolg davon abhängt, dass Sie dem Anwender Applikationen anbieten, die ihn erfreuen……. jederzeit und immer. In der heutigen App Economy steuert die Software alles, vom riesigen Unternehmen bis zu Ihrem Smartphone. Sie hat das Reisegeschäft dramatisch verändert und die Art, wie wir Bankgeschäfte betreiben, wurde völlig auf den Kopf gestellt, als digitale Kanäle begannen, den Markt zu beherrschen. Viele von uns kaufen jetzt Flugtickets online, erledigen Kreditkartenzahlungen online und tätigen sogar den Lebensmitteleinkauf mittels einer App. Die Bedeutung des Paradigmawechsels, der durch diese neue Art Geschäfte zu machen angetrieben wird, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Teil dieser neuen Wirtschaft zu sein und erfolgreich die enormen Herausforderungen dieser neuen Geschäftsmodelle zu meistern, wird ganze Geschäftsimperien erschaffen oder zerstören. Apple, Google und Amazon sind nur einige Beispiele von Unternehmen, die in dieser neuen Wirtschaft hervorragend gedeihen. Auf dem absteigenden Ast befinden sich dagegen Banken mit Schaltern sowie klassische Reisebüros und viele traditionell arbeitende Firmen. Wer es versäumt, sich zu öffnen, anzupassen und sich diese neuen Techniken anzueignen, wird sehr schnell in der Versenkung verschwinden.
Welche sind die grössten Herausforderungen der App Economy und wie kann CA Technologies in diesem offensichtlich vitalen Transformationsprozess helfen?
Der digitale Transformationsprozess ändert rasch unsere Geschäftsumgebung und die Art, wie Firmen mit ihren Kunden und untereinander interagieren. Es ist eine neue Art von Software getriebenen Unternehmen, die die Geschäftsstrategie und Leistung neu definieren. Dieser Wechsel geschieht mit blitzartiger Geschwindigkeit. Es ist eine völlig neue Welt da draussen. Man kann das nicht aussitzen. Um nicht zurück zu bleiben, müssen Firmen schnell handeln und diese sich im Gang befindliche Revolution mit grosser Entschlossenheit annehmen. Dabei geht es hauptsächlich um Wettbewerbsdifferenzierung und in diesem Zusammenhang darum, agiler und sicherer zu werden sowie Fähigkeiten zu erwerben, Anwendungen, die Ihren Kunden herausragende Erlebnisse bieten, schnell zu entwickeln, zu liefern und zu implementieren. Um bei diesem herausfordernden Unterfangen Erfolg zu haben, benötigt man End-to-End-Werkzeuge und Expertise, die nur CA Technologies bietet. Unsere etablierten und bewährten Lösungen ermöglichen es Firmen, am Steuer der Anwendungswirtschaft zu sitzen und zu den Gewinnern in dieser neuen Welt zu gehören. Das heisst, den vollen Nutzen aus den immensen Möglichkeiten zu ziehen, die diese Geschäftsrevolution uns allen bietet.
Wo stehen die Schweizer Unternehmen bei der Umsetzung?
Wir haben einige ausgedehnte Studien durchgeführt, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wo Firmen in diesem Definitionsprozess sowohl auf globaler wie nationaler Ebene stehen. Die letzte dieser von uns in Auftrag gegebenen Studien wurde durch die IT-Industrieanalysefirma Freeform Dynamics durchgeführt und im Januar dieses Jahres veröffentlicht. Diese Studie zeigte, dass schweizerische Unternehmen die von der App Economy angebotenen Möglichkeiten nicht oder zu wenig nutzen, weil sie keinen fliessenden und experimentellen Ansatz für die Entwicklung von Produkten und Services haben.
Digitale Interaktion mit Kunden, Partnern und Lieferanten erfolgt zunehmend durch Anwendungen, Apps und Online-Dienste. Um neue Kundenerlebnisse zu schaffen sowie agiler und gewinnbringender zu sein, benötigen Schweizer Firmen die schnellere und kontinuierliche Lieferung von Mehrwert, um so Wettbewerbsvorteile zu schaffen und es der IT im gleichen Zug zu ermöglichen, schneller zu reagieren und effizienter zu werden.
Allerdings scheint der Schweizer Markt sich immer eher auf der vorsichtigeren und sichereren Seite zu bewegen, wenn es darum geht, neue Technologien oder Geschäftsmodelle aufzugreifen und umzusetzen. Zu schnell auf einen Zug aufzuspringen ist kein typisches Schweizer Verhalten. Dieser vorsichtigere Ansatz hat sich in vielen Fällen langfristig als ein Vorteil erwiesen. Unsere aktuellen Daten zeigen, dass der App Economy Zug auch in der Schweiz schnell an Fahrt gewinnt.
Wie müssen Firmen handeln, um den laufenden digitalen Transformationsprozess erfolgreich zu meistern?
Wie ich vorhin erwähnt habe: Grundsätzlich müssen sie agiler werden. Dieser Begriff hat mehrere Definitionen. In der Software-Entwicklungswelt beschreibt er einen Entwicklungsansatz, der durch Selbstbestimmung, funktionsübergreifende Kooperation, kontinuierliche Verbesserung und der Lieferung von Mehrwert und Qualität gespeist wird. Das ist die neue Denkweise, welche diese Revolution benötigt, um erfolgreich zu sein. Unser CEO Mike Gregoire sagt das so: „Agile thinking is the driver, technology is the enabler.” Eine agile Gesellschaft bedeutet den Umbau bestehender Kontrollsysteme mit Focus auf Kollaboration und Vernetzung und deren Aktivierung auf der Grundlage einer Technologie, welche die Experimentierfreude und Innovation antreibt. Diese anspruchsvolle Umwandlung wird uns während der kommenden Jahre sehr beschäftigen. Sie erfordert unsere ganze intellektuelle Agilität. CA Technologies bietet alle für die Unterstützung dieses Prozesses nötigen Werkzeuge.
CA Technologies hat eine enge Kooperation mit EPFL und HEIG. Welcher Art ist diese Kooperation und welche Ziele verfolgt sie?
Unter anderem geht auch hier um den Anschluss an die sich schnell entwickelnde App Economy. MINT-Kenntnisse werden zu einem zunehmend bedeutenderen Teil der erforderlichen Grundkenntnisse in der heutigen wissensbasierten Wirtschaft. Im Gegensatz dazu nimmt das Interesse an MINT-Themen jedoch in den meisten europäischen Ländern ab. Die Wissenslücke bei den MINT-Themen wird in ganz Europa zunehmend grösser. Es gibt zu wenig Studenten, welche diese für die App Economy erforderlichen Fähigkeiten erwerben wollen. Um dieses Thema anzugehen hat CA Technologies 2014 ein Abkommen mit EPFL und Haute Ecole d’Ingénierie et de Gestion du Canton de Vaud (HEIG-VD) geschlossen. Ziel ist die Förderung von IT-Talenten der nächsten Generation. Im Rahmen eines fünf Jahre dauernden Programms investieren wir jährlich 200‘000 Schweizer Franken in Innovationen, die sich bei Studenten dieser Universitäten in Entwicklung befinden. Als Teil dieses Programms unterhalten beispielsweise auch wir eine Partnerschaft mit dem Start-Up-Unternehmen SThaR (Social Thermodynamics Applied Research). Zudem besuchte eine Gruppe HEIG-Studenten im zweiten Jahr in Folge unsere Forschungs- und Entwicklungsabteilungen in Silicon Valley
Diese Vorgehensweise ist eng mit „Create Tomorrow“, unserem Programm auf der Unternehmensebene verknüpft und beinhaltet ein Versprechen zur Unterstützung der „Grand Coalition for Digital Jobs“ der Europäischen Kommission. Diese hat sich zum Ziel gesetzt hat, den grossen Mangel an IT-Expertise auf dem Kontinent anzugehen. Koordiniert sind diese Aktivitäten auch mit unserer Unterstützung für eSkills4jobs, eine 21 Länder umfassende Kampagne der Europäischen Kommission zur Information der Bürger über die von ICT bezogenen Berufen gebotenen Möglichkeiten und Chancen.
Marco Comastri
Marco Comastri joined CA Technologies in 2011 as President & General Manager, Europe Middle East and Africa. In this role, he is focused on helping customers to not only realize the business opportunities presented in the application economy but also deliver superior user experiences that engage customers and deliver on their brand promise.
Comastri has a thirty year track record within the ICT industry, advising leading global organizations in the private and public sector on how to drive transformation, productivity and sustainable growth. Prior to joining CA Technologies, Comastri was CEO of Postecom, an IT services Company of Poste Italiane, where he helped the company achieve its aim of developing a new digital offering around communication services and the internet. Comastri joined Microsoft as Country Manager for Italy in 2003. In this role, he helped contribute to the development of innovation in small and medium-sized companies in Italy. Prior to joining Microsoft, he spent 17 years at IBM.
Comastri, who holds a degree in mechanical engineering from the University of Pisa, is married with three children.