Mastodon gilt manchen als das neue Twitter: nicht kommerziell, ohne Algorithmus und alle so konstruktiv. Doch es könnte auch zu nett werden.
Twitter ist vielleicht nicht der schönste Ort des Internets, aber einer der praktischsten: Man kann sich dort vernetzen. Es ist ein Ort für Diskussion und Austausch: Virologie, Cybersecurity, Wirtschaftspolitik. Es gibt viele Fachbereiche, deren aktuelle Debatten man einigermaßen gut verfolgen kann, indem man sich in die richtigen Twitter-Bubbles reinwühlt.
Twitter ist auch, vielleicht vor allem, eine Bühne, ein Werkzeug für Verlautbarungen. Politikerinnen, Ministerien, Stars äussern sich dort. Ein Ort gewissermassen, an dem viele Pressemitteilungen zusammenlaufen, an dem man aber auch aktuelles Weltgeschehen live verfolgen kann.
Natürlich ist Twitter nicht für alle Nutzerinnen nur praktisch, für manche war und ist es auch ein hässlicher Ort, voller Hass und Beleidigungen. Nun, da Elon Musk das Netzwerk gekauft hat, steht zu befürchten, dass das unter dem Deckmantel der Redefreiheit schlimmer wird. Deshalb stellen sich viele spätestens jetzt die Frage, ob sie Twitter noch nutzen sollen oder wollen, und suchen nach Alternativen.
Das beschert vor allem einem Netzwerk viel Aufmerksamkeit: Mastodon. Ein Open-Source-Projekt, gegründet 2016 in Jena vom Softwareentwickler Eugen Rochko, mit einem flauschigen Mammut als Maskottchen. Die Suchanfragen zu Mastodon bei Google schiessen in die Höhe, mehrere Bundesbehörden haben einen Account dort und Jan Böhmermann, einer der erfolgreichsten deutschen Twitterer, ist öffentlichkeitswirksam umgezogen und ist sich sicher: Die «globale und systemrelevante Infrastruktur» von Twitter wird in dem neuen, nicht kommerziellen Netzwerk aufgehen.