Zürich – 56 Prozent der Schweizer Bevölkerung wollen die SwissCovid-App des Bundes nicht installieren. Selbst bei den unter 30-Jährigen ist es mehr als die Hälfte. Der fehlende Glaube an den Nutzen und die Angst vor einer Datenschutzverletzung sind die Hauptgründe. Das zeigt eine repräsentative Umfrage von comparis.ch. Dabei nutzen fast 90 Prozent mindestens wöchentlich WhatsApp auf dem Handy. «Das Unwissen um die Funktion und die Sicherheit der App ist ein grosses Hindernis. Der Bund muss dringend besser aufklären», fordert Comparis-Digital-Experte Jean-Claude Frick.
Die Corona-Tracing-App des Bundes ist seit Ende Juni offiziell lanciert. Doch die Akzeptanz ist tief. Das zeigt eine repräsentative Befragung des Online-Vergleichsportals comparis.ch. Demnach haben und werden 56,1 Prozent der Bevölkerung die SwissCovid-App nicht auf ihrem Smartphone installieren. Bei den über 60-Jährigen ist die Nein-Quote mit 63,6 Prozent am höchsten. Doch auch bei den Digital-Natives will nicht einmal die Hälfte (47,5 Prozent) die App installieren. «Das ist verheerend. Denn für eine optimale Wirkung braucht es einen möglichst hohen Prozentsatz der Bevölkerung, der die App installiert», warnt Comparis-Digital-Experte Jean-Claude Frick.
Fehlender Glaube an Nutzen und Datenschutz als Argumente
Am häufigsten wurden der fehlende Glaube an den Nutzen sowie die Angst vor einer Datenschutzverletzung genannt. So glauben 44 Prozent der App-Gegner nicht daran, dass die App etwas bringt. Dieser Anteil ist über alle Generationen und in allen Regionen der Schweiz stabil. Auch die Angst vor einer Datenschutzverletzung ist in allen drei Sprachregionen etwa gleich hoch (überall rund 38 Prozent). Doch zeigen sich die Jungen deutlich skeptischer. Bei den unter 30-Jährigen beträgt der Anteil 44,7 Prozent. Bei den 30- bis 59-Jährigen fürchten sich ebenfalls 42,1 Prozent vor einer Datenschutzverletzung (gegenüber 24,8 Prozent der über 60-Jährigen).
Ein Viertel der App-Gegner deaktiviert nicht konsequent Tracking-Features
Trotz der Besorgtheit um den Datenschutz werden Tracking-Features auf dem Handy wie GPS, Bluetooth oder der Schrittzähler nicht konsequent deaktiviert. Zwar sind die Gegner der SwissCovid-App grundsätzlich etwas vorsichtiger als die App-Nutzer. Dennoch haben auch hier 26,6 Prozent keins der oben genannten Tracking-Features meistens deaktiviert (gegenüber 32,3 Prozent der App-Nutzer).
WhatsApp, Instagram und Facebook werden rege genutzt
Messenger-Dienste und Social-Media-Apps wie WhatsApp, Instagram oder Facebook, die nachweislich bereits mit Datenpannen zu kämpfen hatten und die User immer wieder ausspionieren, werden derweil rege genutzt; auch von den Personen, welche die Covid-App nicht installieren wollen.
86,1 Prozent der App-Skeptiker nutzen mindestens wöchentlich auf ihrem Handy WhatsApp. Fast ebenso viele (84 Prozent) mailen gleich häufig. In der Generation der unter 30-Jährigen nutzen darüber hinaus 80,6 Prozent Instagram regelmässig. Mehr als die Hälfte der App-Gegner – nämlich 53,1 Prozent – nutzt Facebook mindestens einmal pro Woche auf dem Handy. Und auch die Karten-Apps von Google und Apple mit entsprechender Ortungsfunktion werden von gut 43 Prozent ebenso häufig verwendet.
«Das zeigt, dass sich viele Handynutzer nicht bewusst sind, wo die wirklichen Gefahren liegen», sagt Comparis-Experte Frick. Die SwissCovid-App sei von Anfang an mit Blick auf den Datenschutz entwickelt worden. «Demgegenüber sehen Facebook, Google und Co. den Schutz der Daten ihrer Nutzer eher als lästiges Übel an und haben ihr Geschäftsmodell auf den Daten von uns allen aufgebaut», warnt er. Wem der Schutz der eigenen Daten wirklich wichtig sei, deinstalliere Facebook, Instagram und die chinesische App Tik Tok besser komplett, statt sich vor der Schweizer Tracing-App zu fürchten.
Was die SwissCovid-App betrifft, so fordert er: «Das Unwissen um die Funktion und die Sicherheit der App ist ein grosses Hindernis. Der Bund muss dringend besser aufklären.» Eine individuelle Ortung oder Rückverfolgung sei tatsächlich nicht möglich. «Leider klingt Tracing verdächtig nach Tracking. Es hat damit aber nichts zu tun», meint Frick. (Comparis/mc/ps)
Methodik
Die repräsentative Befragung wurde durch das Marktforschungsinstitut MarketAgent Schweiz im Auftrag von comparis.ch Ende Juni unter 1’000 Personen in allen Regionen der Schweiz durchgeführt.
Comparis.ch