Redmond – Microsoft verschärft seinen Wettbewerb mit Apple, aber auch mit Partnern wie HP Inc oder Dell und will auch auf den Schulmarkt vordringen. Am Donnerstag kündigte der Software-Konzern, der immer häufiger auch Hardware produziert, eine neue Generation seiner Surface-Computer an. Bislang stellte Microsoft vor allem teure Surface-Varianten für Geschäftsleute her, die ohne weiteres 2000 Dollar kosten können.
Das neue Surface Laptop Go ist mit einem Preis von 613 Euro inklusive Mehrwertsteuer das bislang preisgünstigste Surface Laptop. Trotzdem gibt es einen zeitgemässen Intel -Core-5-Zentralprozessor der 10. Generation, eine geräumige Tastatur und einen 12,4 Zoll grossen Berührungsbildschirm. Die Akkulaufzeit wird mit bis zu 13 Stunden angegeben.
Gespart wurde in der Einsteigerversion vor allem am Speicher. Die 64 GB finden sich nicht auf einer Festplatte, sondern in einem eMMC-Speicher. Der grösste Unterschied: Die Speicherchips sind auf dem Motherboard verlötet. Sind sie kaputt, kann die Festplatte nicht einfach ausgetauscht werden. Erst die grossen Volumen mit 128 oder 256 GB Speicherplatz sind SSD-Platten.
Mit Windows Home in eingeschränkter «S»-Variante
Beim Billigmodell fehlt auch der Einschaltknopf mit Fingerabdruckleser, der sonst direkt beim Einschalten den Besitzer anmeldet. Als Software wird Windows Home in der beschnittenen «S»-Variante mitgeliefert, die nur bestimmte «geprüfte» Apps akzeptiert.
Angriff auf Apples Macbook Air
Mit dem Surface Laptop Go spielt Microsoft aber nicht in der Budget-Klasse mit, in der heute der grösste Bedarf besteht. Die grossen Hersteller wie Dell oder HP etwa sind alleine in den USA mit zehntausenden Laptops und vor allem Google Chromebooks für Schulen in der Preisklasse um 300 Dollar in Lieferverzug.
Microsoft will im mittleren Marktsegment Apples populäres Macbook Air angreifen. «Der PC war noch nie so essenziell wie heute», sagt Panos Panay, Leiter der Hardwareentwicklung. Der Trend zu Home-Office und Pandemie haben die gesamten Spielregeln verändert, sagt Microsoft-Chef Satya Nadella.
Deutliches Umsatzplus mit Surface-Geräten
Im Sommerquartal 2020 lag der Umsatz mit Surface-Geräten bei 1,72 Milliarden Dollar, 28 Prozent über Vorjahr. Die Sparte war erst 2012 gegründet wurden. Allerdings ist das noch immer meilenweit entfernt von Apples Quartalsumsätzen mit Mac-Computern und iPads von zusammen fast 13,6 Milliarden Dollar.
Panay hat schon viel schwierigere Zeiten erlebt. Nach Abschreibungen in Milliardenhöhe aufgrund unverkaufter Geräte der ersten Generation stand das Projekt 2013 praktisch vor dem Aus. Analysten und Investoren forderten eine sofortige Schliessung des riesigen Verlustbringers. Doch Steve Balmer und danach Satya Nadella hielten an Panay und seiner jungen Truppe fest.
Rückkehr in den Smartphonemarkt?
2016 wurde erstmals der Umsatz von einer Milliarde Dollar im Quartal mit Surface übersprungen. Das Surface Duo, ein Doppel-Bildschirm Handheld mit Android-Betriebssystem und Mobilfunk-Option, deutet sogar darauf hin, dass Microsoft wieder erste Schritte in den Smartphonemarkt wagt, der nach einer schmachvollen und milliardenschweren Pleite nach der Übernahme von Nokia aufgegeben worden war.
Noch nimmt man in Redmond das Wort «Smartphone» nur ungern in den Mund. Die Wunden sind noch zu frisch. Aber Marktbeobachter sind fest davon überzeugt, dass das «Surface-Phone» nur noch eine Frage der Zeit ist. Sämtliche wichtigen Microsoft Apps sind mittlerweile auf Android-Geräten lauffähig. Satya Nadella muss nur noch grünes Licht geben. (awp/mc/pg)