Microsoft forciert EU-Ermittlungen gegen Google

Steve Ballmer

Microsoft-CEO Steve Ballmer.

Brüssel – Microsoft dreht den Spiess um: Jahrelang stand der Software-Konzern im Fokus der Kartellhüter. Jetzt klagt er über eine Benachteiligung seiner Suchmaschine Bing durch Google und ist am Donnerstag bei der EU-Kommission vorstellig geworden. In der Wettbewerbsklage wirft Microsoft dem Konkurrenten vor, alles zu tun, um «seine Dominanz auf den Märkten der Online-Suche und der Suchmaschinenwerbung zu Lasten der europäischen Verbraucher» zu festigen.

Die EU-Kommission prüft seit November 2010, ob der Suchmaschinen-Gigant gegen Wettbewerbsrecht verstösst. Nach mehreren Beschwerden geht es dabei um die Frage, ob Google – womöglich vorsätzlich – bei Produktanfragen die Angebote anderer Suchdienste in der Trefferliste der Suchmaschine zu weit hinten angezeigt und eigene Dienste an vorderer Stelle platziert hat. Ebenfalls untersucht wird die Preisgestaltung bei der Online-Werbung von Google.

Beschwerde zur Kenntnis genommen
In Brüssel sagte eine Sprecherin von EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia, die Kommission habe die Beschwerde zur Kenntnis genommen und werde Google um eine Stellungnahme dazu bitten. In einem Firmenblog erklärte Microsoft-Anwalt, als einziger wesentlicher Konkurrent bei den Suchmaschinen erkenne Microsoft die Innovationsleistungen von Google an. «Wir sind aber besorgt über ein sich ausweitendes Verhaltensmuster, das darauf abzielt, alle anderen daran zu hindern, eine konkurrenzfähige Alternative zu entwickeln.»

Marktanteil von 95 Prozent in Europa
Smith wies darauf hin, dass Google nach Erhebungen der EU einen Marktanteil von 95 Prozent bei der Internet-Suche in Europa habe. «Das steht im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten, wo Microsoft etwa ein Viertel der Suchanfragen der Amerikaner bedient, entweder direkt durch Bing oder über die Partnerschaft mit Yahoo .»

«Wir sind nicht überrascht von diesem Schritt von Microsoft»
In einer ersten Reaktion sagte ein Google-Sprecher in Hamburg: «Wir sind nicht überrascht von diesem Schritt von Microsoft.» Das Unternehmen habe ja bereits mit seiner Tochtergesellschaft, dem Verbraucherportal ciao.de, zu den Beschwerdeführern in Brüssel gezählt. Der Sprecher fügte hinzu: «Wir werden die Diskussionen mit der EU-Kommission weiterführen und dabei unser Geschäftsmodell erläutern.»

Stellung behaupten
Microsoft will seine führende Stellung bei PC-Betriebssystemen und Anwendungssoftware gegen aktuelle Trends behaupten, die dem Internet gegenüber dem stationären Computer eine immer grössere Bedeutung geben. Die dominierende Stellung des Microsoft-Betriebssystems Windows stand im Zentrum von mehreren Kartellverfahren in den USA wie in Europa. Im März 2004 wurde Microsoft von der EU-Kommission zu einer Strafe von 497 Millionen Euro und einer Reihe von Auflagen zur Gestaltung seiner Software verurteilt. (awp/mc/ss)

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