Microsoft-CEO Satya Nadella. (Foto: Microsoft)
Redmond – Microsoft will seine Vormachtstellung in Unternehmen mit dem geplanten Kauf des Karriere-Netzwerks Linkedin für mehr als 20 Milliarden Dollar zementieren. Damit kommen 433 Millionen Mitglieder und ihre Daten unter das Dach des Windows-Konzerns. Es ist der teuerste Zukauf für Microsoft und einer der grössten Deals in der Tech-Branche.
Der deutlich grössere Konkurrent des deutschen Anbieters Xing werde bei der Übernahme insgesamt mit 26,2 Milliarden Dollar bewertet, teilten die Unternehmen am Montag mit. In dieser Summe seien auch die Geldreserven von LinkedIn eingerechnet. Sie lagen zum Ende des ersten Quartals bei gut drei Milliarden Dollar.
Deutlicher Aufschlag zum letzten Schlusskurs
Microsoft bietet 196 Dollar pro Aktie. Das ist ein satter Aufpreis auf den Schlusskurs von 131,08 Dollar von Freitag. Im Vergleich zu Kursen im vergangenen Jahr ist es allerdings noch so etwas wie ein Schnäppchen: Die Aktie hatte zeitweise über 260 Dollar notiert. Am Montag nun schoss der Kurs um zuletzt 47,27 Prozent auf 193,04 Dollar nach oben.
Bei LinkedIn können sich Nutzer mit eigenen Profilen in ihrem beruflichen Umfeld vorstellen, nach neuen Jobs Ausschau halten und mit anderen Mitgliedern kommunizieren. Unternehmen nutzen das Portal auch für die Suche nach Mitarbeitern. Im ersten Quartal 2016 kletterte die weltweite Nutzerzahl von 414 auf 433 Millionen. Pro Monat waren 105,5 Millionen von ihnen aktiv.
Microsoft-Aktie gibt nach
Anleger zeigten sich in einer ersten Reaktion nicht überzeugt von dem Deal: Die Microsoft-Aktie fiel im frühen US-Handel zunächst um über rund vier Prozent, später schmolz das Minus auf rund zwei Prozent ab.
Im deutschsprachigen Raum überschritt LinkedIn die Marke von acht Millionen Mitgliedern, die Angebote für die Personalsuche werden von 29 der 30 Dax -Unternehmen genutzt. Xing hat in Deutschland, Österreich und der Schweiz über zehn Millionen Mitglieder – beschränkt sich aber weitgehend auch auf diese Region.
Microsoft im Wandel
Nadella führt Microsoft seit Februar 2014 und gab dem Unternehmen einen neuen Kurs. Traditionell lebte Microsoft vor allem davon, das Betriebssystem Windows für PCs sowie seine Office-Büroprogramme zu verkaufen. Doch mit dem Schrumpfen des PC-Marktes ist die Geldmaschine Windows weniger verlässlich geworden. Und für Office gibt es günstige Konkurrenz unter anderem von Google sowie anderen Anbietern, die mobile Geräte im Visier haben. Nadella setzt auf Abos statt auf Kauf-Software und gab das Ziel aus, Online-Dienste von Microsoft auf allen Plattformen verfügbar zu machen – also zum Beispiel auch auf Apples iPhones und iPads und Geräten mit dem Google-System Android.
Der LinkedIn-Kauf ist so teuer, dass Nadellas Zukunft von nun an mit dem Erfolg des Deals verknüpft sein dürfte. Seinem Vorgänger Steve Ballmer, der Microsoft über ein Jahrzehnt führte, wird heute die am Ende misslungene Übernahme der Handy-Sparte von Nokia für über neun Milliarden Dollar zur Last gelegt.
LinkedIn, gestartet 2003, gehört zu den Veteranen unter den Online-Diensten. Die Firma ist seit Frühjahr 2011 an der Börse notiert. Das Karriere-Netzwerk solle seine Marke behalten und unter dem Dach des Microsoft-Konzerns unabhängig agieren. LinkedIn-Chef Jeff Weiner werde seinen Job behalten und direkt Nadella unterstehen.
LinkedIn viel Unabhängigkeit zugesichert
LinkedIn setzt seit Jahren auf Datenanalyse zur Hilfe bei der Personalsuche. Zuletzt wurde auch die integrierte Blog-Plattform wichtig, über die bekannte Unternehmer wie zum Beispiel Virgin-Gründer Richard Branson Artikel veröffentlichen.
Nadella und Weiner sagten dem Finanzdienst Bloomberg, über den Deal sei seit Januar gesprochen worden. Der Durchbruch sei erzielt worden, als Nadella LinkedIn viel Unabhängigkeit im Microsoft-Verbund zugesichert habe – etwa so, wie auch der Kurzmitteilungsdienst WhatsApp als Teil von Facebook weitgehend freie Hand habe. Facebook hatte vor zwei Jahren rund 23 Milliarden Dollar für den Messaging-Dienst mit damals etwa 450 Millionen Nutzern bezahlt. Inzwischen knackte WhatsApp die Milliarden-Marke. (awp/mc/pg)