Microsoft-CFO Peter Klein.
Redmond – Microsoft ist den Titel des profitabelsten Technologie-Konzerns der Welt erst einmal los: Zum dritten Mal in Folge hat der Erzrivale Apple das Software-Schwergewicht beim Gewinn ausgestochen. Während Microsoft in seinem ersten Geschäftsquartal von Juli bis September unterm Strich 5,7 Milliarden Dollar verdiente, kam Apple im gleichen Zeitraum auf 6,6 Milliarden Dollar. Und dabei hatten sich die Börsianer jüngst noch beschwert, dass der Hersteller von iPhone und iPad nicht genug verdiene und die Aktie auf Talfahrt geschickt.
Microsoft sieht sich selbst jedoch nicht als Verlierer eines Zweikampfs. Vielmehr betonte der Windows-Anbieter die eigenen Stärken. «Wir haben quer durch alle Produkte eine gestiegene Nachfrage unserer Kunden gesehen», sagte Finanzchef Peter Klein am Donnerstag am Firmensitz in Redmond im US-Bundesstaat Washington. Das gelte für alle Regionen – auch für das von der Schuldenkrise heimgesuchte Europa, wie Klein in einer Telefonkonferenz erklärte.
Microsoft profitiert vor allem von Firmenkunden
Damit dürfte Klein unter anderem Deutschland gemeint haben – der nach den USA und Japan drittwichtigste Markt für Microsoft. Genaue Zahlen veröffentlicht der Konzern dazu allerdings nicht. Nach dem Studium der Zwischenbilanz ist nur klar: Microsoft profitiert derzeit vor allem von seinen Firmenkunden. Neben der Bürosoftware Office laufen nach den Worten des fürs Tagesgeschäft zuständigen Managers Kevin Turner besonders die Cloud-basierten Programme und Dienste gut, bei denen die Daten auf leistungsstarken Zentralrechnern etwa im Internet liegen und von den Arbeitsplatz-Computern nur bei Bedarf abgerufen werden. Der Konzernumsatz stieg um Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7 Prozent auf rekordverdächtige 17,4 Milliarden Dollar. «Wir sind gut ins neue Geschäftsjahr gesteigert», sagte Klein. Die Börsianer waren allerdings nur bedingt zufrieden. Sie hatten auf ein besseres Abschneiden gehofft. Nachbörslich sank der Kurs leicht.
Apple behält Nase weiter vorn
Apple macht Microsoft zu schaffen. Der Hersteller von iPhone-Handy und Tablet-Computer hat in der Welt der kleinen mobilen Geräte die Nase vorn. Microsoft versucht verzweifelt aufzuschliessen. Dazu hat sich der Software-Riese mit dem weltgrössten Handy-Hersteller Nokia verbündet, dessen Smartphones künftig mit dem Betriebssystem Windows Phone laufen sollen. Den Markt der Tablet-Computer will Microsoft mit dem optimierten Betriebssystem Windows 8 aufrollen. Das wird aber erst im kommenden Jahr erwartet. «Mit Nokia, Samsung und anderen Geräten, die auf den Markt kommen, sind wir sicher, dass wir die Nummer drei unter den Smartphone-Systemen werden», sagte Finanzchef Klein. Dort steht derzeit noch Research In Motion (RIM) mit seinen Blackberrys. Doch deren Marktanteil nimmt stetig ab. Zuletzt erschütterte auch noch ein tagelanger Ausfall das Blackberry-Netz und vergrätzte die Kunden. Nummer eins unter den Smartphone-Systemen ist derzeit Googles Android, danach folgt Apple.
Windows-Sparte wächst nur noch um zwei Prozent
Der kalifornische Elektronikkonzern ist seit Jahren im Aufwind. Selbst mit den Mac-Computern, die zwischenzeitlich ein Nischendasein fristeten, stürmt Apple von einem Rekord zum nächsten. Microsoft beherrscht den PC-Markt zwar noch mit seinem Windows, doch hier herrscht die Sorge, dass die Verkäufe immer weiter abflauen. Die Marktforscher haben eine Abkühlung des Geschäfts prognostiziert. Und in der Tat scheinen die Zeiten gigantischen Wachstums bei Windows vorüber. Viele Kunden nehmen lieber ihr Smartphone oder ihren Tablet-Computer, um ins Internet zu gehen. Zuletzt stieg der Umsatz in der Windows-Sparte noch um 2 Prozent auf knapp 4,9 Milliarden Dollar, der operative Gewinn ging sogar leicht zurück auf 3,3 Milliarden Dollar. Das durchwachsene Abschneiden konnten jedoch die grössere Firmenkunden-Sparte, zu der auch Office gehört, sowie die boomende Server-Software mehr als ausgleichen. Auch der Unterhaltungsbereich mit der Videospiele-Konsole Xbox 360 machte mehr Geschäft.
Online-Geschäft bleibt Sorgenkind
Sorgenkind war einmal mehr das Online-Geschäft mit der Suchmaschine Bing – immerhin stieg der Umsatz, und Microsoft konnte den Verlust von 558 Millionen auf 494 Millionen Dollar eindämmen. Microsoft hat sich mit dem Internet-Pionier Yahoo gegen den Platzhirsch Google verbündet und pumpt riesige Summen in das Geschäft. Zuletzt kursierten Spekulationen, Microsoft könne die angeschlagene Internet-Firma Yahoo übernehmen. Ein erster Versuch im Jahr 2008 war am Widerstand des damaligen Yahoo-Managements gescheitert. Bei einer anderen Firma hatte Microsoft vor ein paar Monaten zugeschlagen: Beim Internet-Telefoniedienst Skype, dem mit 8,5 Milliarden Dollar teuersten Zukauf der Firmengeschichte. Skype solle nun, so sagte Finanzchef Klein, mit den Microsoft-Produkten verwoben werden. Wann sich diese Investition indes auszahlt, steht in den Sternen. (awp/mc/ps)