Redmond – Ungünstige Wechselkurse stimmen den Softwarekonzern Microsoft für das laufende Quartal vorsichtiger. Vor diesem Hintergrund rechnet er laut einer Mitteilung vom Donnerstag nun mit zusätzlichen Belastungen von fast einer halben Milliarde US-Dollar beim Umsatz und eine Viertelmilliarde beim Gewinn. Die Aktien starteten sehr schwach, berappelten sich aber im Handelsverlauf und drehten zuletzt ins Plus. Analysten sehen keinen Grund zur Sorge.
Die Konzernführung kalkuliert nun für das letzte Quartal des bis Ende Juni laufenden Geschäftsjahres mit einem Umsatz von 51,94 bis 52,74 Milliarden Dollar (bis zu 49,3 Mrd Euro). Bislang waren 52,40 bis 53,2 Milliarden Dollar avisiert worden. Der Überschuss dürfte 16,85 bis 17,43 Milliarden Dollar erreichen, nachdem bisher bestenfalls 17,67 Milliarden in Aussicht gestellt worden waren. Zum Vergleich: Vor einem Jahr hatte Microsoft in den Monaten April bis Juni bei einem Umsatz von 46,2 Milliarden Dollar einen Nettogewinn von 16,5 Milliarden Dollar erzielt.
Wie es abseits der negativen Wechselkurseffekte lief, gab Microsoft am Donnerstag nicht bekannt. Im Grunde sei die Anpassung des Ausblicks denn auch ein Non-Event, schrieb Analyst Raimo Lenschow vom der britischen Bank Barclays in einer ersten Einschätzung. Sie habe schliesslich nichts mit der operativen Entwicklung zu tun. Ohnehin hätten die meisten Investoren eher die wechselkursbereinigte Entwicklung im Blick.
Cloud, Xbox und Surface treiben Geschäft an
Im Tagesgeschäft hatte das Software-Urgestein zuletzt noch von einem starken Cloud-Geschäft seiner Azure-Plattform profitiert, die vielen anderen Firmen und Apps IT-Dienste und Speicherplatz im Netz liefert. Aber auch das Geschäft rund um die Spielkonsole Xbox sowie mit Hardware-Produkten wie «Surface»-Tablets war im dritten Geschäftsquartal 2021/22 gewachsen.
Angesichts der Erholung der Microsoft-Aktien im Handelsverlauf hat der kurzfristige Aufschwung der Papiere zumindest vorerst nur einen Kratzer erhalten. Zuletzt notierten sie mit 273,70 Dollar rund ein halbes Prozent im Plus. Die Kurserholung seit dem Zwischentief am 20. Mai beläuft sich damit nun wieder auf knapp elf Prozent. Davor war es vom Rekordhoch bei fast 350 US-Dollar im November um fast 30 Prozent abwärts gegangen.
IT-Werte, die in der Corona-Pandemie besonders stark gestiegen waren, hatten unter der anziehenden Inflation und der dadurch bedingten Zinswende in den USA gelitten. Dennoch: Die Microsoft-Papiere kosten aktuell jedoch immer noch doppelt so viel wie im Frühjahr 2020, als die Börsen den Tiefpunkt im Corona-Crash erreichten.
Analyst Kirk Materne vom Investmenthaus Evercore ISI merkte denn auch an, dass viele grosse Techwerte im Zuge jüngsten Markterholung mit der 50-Tage-Linie einen aus Sicht von Charttechnikern wichtigen mittelfristigen Trendindikator getestet hätten. Auch die Microsoft-Aktien könnten dies zeitnah tun: ihr 50-Tage-Durchschnittskurs liegt aktuell bei 281,56 Dollar. Insgesamt könnte es laut Materne aber noch einige Zeit dauern, bis sich das Bild für Techwerte nachhaltig aufhellen wird. Wichtig werde dabei auch die Zinsentscheidung der US-Notenbank in zwei Wochen, bis dahin könnte auch mehr Klarheit über das Konjunkturumfeld herrschen. (awp/mc/pg)