Microsoft startet Mobil-Offensive mit Windows 10
Microsoft-CEO Satya Nadella. (Foto: Microsoft)
San Francisco – Microsoft öffnet mit Windows 10 weit die Tore zu anderen Plattformen und will auch auf dem mobilen Markt in die Offensive gehen. «Wir wollen sicherstellen, dass wir den Entwicklern hier die grösste und lebendigste Nutzerbasis für ihre Anwendungen bieten», sagte Microsoft-Chef Satya Nadella auf der hauseigenen Entwicklerkonferenz Build in San Francisco. Apps für Googles Android-System und Apples iOS sollen künftig ebenfalls auf Windows 10 laufen können.
Für Android-Anwendungen habe Microsoft Subsysteme in Windows Phone integriert, über die die Apps lauffähig gemacht werden. Apps, die für Apples mobiles Betriebssystem zugeschnitten sind, liessen sich über das Entwickler-Werkzeug Visual Studio ebenfalls auf Windows 10 portieren, erläuterte Microsoft-Manager Terry Myerson. Auch Websites sollen sich jetzt einfach als App in Windows 10 umwandeln lassen. Damit sei Windows 10 auf Smartphones das offenste und attraktivste System für Entwickler.
Candy Crush auf Windows-Phone
Als erste Anwendung zeigte Microsoft das populäre Spiel Candy Crush Saga auf einem Windows-Phone. Microsofts Windows hat auf dem Smartphone-Markt trotz zahlreicher Initiativen bislang nur einen Marktanteil von 2,8 Prozent laut der Marktforschungsfirma IDC. Unangefochtener Marktführer ist das Google -System Android, gefolgt von Apple mit seinen iPhones. Eine der grossen Hürden war für Microsoft das vergleichsweise geringe Angebot an Apps. Bei der geringen Verbreitung der Plattform liessen sich Entwickler nur schwer überzeugen, Apps für Windows-Smartphones zu entwickeln.
Fundamentaler Neuanfang
Mit Windows 10 wagt Microsoft über alle Geräteplattformen hinweg einen fundamentalen Neuanfang – und hat grosse Pläne. Bereits in zwei bis drei Jahren werde es eine Milliarde Geräte mit dem neuen System geben, sagte Myerson. Derzeit nutzen laut Microsoft insgesamt 1,5 Milliarden Nutzer weltweit Windows-Systeme.
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Windows 10 lässt sich mit Tastatur und Maus, mit Stift oder Fingertip sowie per Sprache steuern. Damit gibt Microsoft die Priorisierung von Geräten mit berührungsempfindlichen Displays auf, mit der der Konzern so manche Nutzer verprellt hatte. Auf dem PC kann der Nutzer nun auch wieder seinen gewohnten Start-Bildschirm sehen. Windows 10 soll sich automatisch Geräte anpassen. Mit der Entwicklung «Continuum» erkennt das System, auf welchem Gerät es läuft und optimiert die Darstellung entsprechend der Grösse und Nutzung. Damit könne jedes Smartphone auch als PC genutzt werden, sagte Windows-Manager Joe Belfiore.
Ein Jahr kostenlos
Wie Myerson ankündigte, wird es Windows 10 als Upgrade für ein Jahr kostenlos geben. Einen offiziellen Marktstart nannte er jedoch nicht. Möglicherweise aus Gedankenlosigkeit hatte zuletzt die Chefin des Chipdesigners AMD Ende Juli als Starttermin genannt, der von Microsoft jedoch noch nicht bestätigt wurde.
«Edge» löst den Internet Explorer ab
Ein grosser Trumpf für Windows 10 soll auch die integrierte intelligente Sprachassistentin Cortana werden. Für den Neustart verabschiedet sich Microsoft gewissermassen auch von seinem Internet Explorer. Der bislang unter dem Codenamen Project Spartan gehandelte Nachfolger des Browsers werde «Edge» heissen, kündigte Befiore an.
Einen Blick in die Zukunft gewährte Mirosoft mit seiner holografischen Datenbrille HoloLens. Die Software läuft ebenfalls unter Windows 10. «Windows Holographic ist für Träumer, Kreative und – Entwickler», sagte HoloLens-Chef Alex Kipman. Er demonstrierte an einigen Beispielen, wie holografische Bilder sich in den Raum projizieren, bewegen und nutzen lassen. Vor allem in der Architektur, Medizin oder Chemie könne HoloLens ein neues Paradigma schaffen, so Kipman. Da HoloLens in Windows 10 integriert ist und jede universale App damit als Hologramm laufen kann, dürfte es Microsoft nicht schwer fallen, die Entwickler davon zu überzeugen, schätzt J.P. Gownder von Forrester.
Die Build zählt zu den wichtigsten Entwickler-Konferenzen für Microsoft mit 5000 Software-Entwicklern sowie rund 300 Journalisten und Analysten in diesem Jahr. (awp/mc/pg)