Microsoft versenkt Milliarden im Online-Geschäft
Microsoft-CEO Steve Ballmer.
Redmond – Es ist ein hartes Eingeständnis, das Microsoft da machen muss: Das mit viel Geld hochgepäppelte Online-Geschäft rund um die Suchmaschine Bing wird langsamer wachsen und weniger abwerfen als ehedem erwartet. Die Folge der eingetrübten Aussichten ist eine Abschreibung über stolze 6,2 Milliarden Dollar.
Die Abschreibung auf den Firmenwert in der Online-Service-Sparte – der sogenannte Goodwill – hat eine Vorgeschichte: Im Jahr 2007 hatte Microsoft für 6,3 Milliarden Dollar die Online-Werbefirma Aquantive gekauft. Der Konzern wollte dem Rivalen Google das Geschäft mit der Online-Werbung nicht kampflos überlassen. Doch Google zog davon.
An Google kommt keiner vorbei
Der Suchmaschinen-Primus beherrscht noch heute grosse Teile des Geschäfts mit der Online-Werbung. Das Geld kommt vor allem durch gekaufte Links bei seinen Suchergebnissen herein. Dagegen habe die Übernahme von Aquantive «das Wachstum nicht bis zu jenem Grad vorangetrieben, der erwartet worden war», erklärte Microsoft. Deshalb wird nun im Wesentlichen die Abschreibung fällig.
Nachdem Microsoft schon 2009 die mit Aquantive übernommene Online-Marketingagentur Razorfish abgestossen hatte, bleiben dem Software-Konzern von seinem Milliardenzukauf noch einige Online-Werbesysteme, die er nach eigenen Angaben weiterhin nutzt.
Verlust von 1,4 Mrd Dollar
Das Online-Geschäft ist und bleibt damit die schwache Stelle von Microsoft: Alleine in den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahres lag der operative Verlust der Online-Service-Sparte bei mehr als 1,4 Milliarden Dollar. Immerhin reduzierte sich der Verlust im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, als er sogar bei 1,9 Milliarden Dollar gelegen hatte.
Windows und Office-Büroprogramme als grösste Einnahmequelle
Sein Geld verdient Microsoft bis heute vor allem mit seinem Betriebssystem Windows und den Office-Büroprogrammen. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres bekam Microsoft unterm Strich 17,5 Milliarden Dollar heraus. Die Abschreibung fällt im vierten Geschäftsquartal an, das gerade abgelaufen ist und über dessen Verlauf das Unternehmen am 19. Juli berichten wird. Die Aktie lag nachbörslich leicht im Minus. (awp/mc/pg)