Sofortiger Rücktritt: Myriad-CEO Simon Wilkinson.
Zürich – Der Handysoftware-Hersteller Myriad erlitt im ersten Semester einen Einbruch auf ganzer Linie. So vermeldete die Gesellschaft einen Umsatzrückgang um mehr als ein Viertel. Unter dem Strich resultierte ein deutlich höherer Verlust als im Vorjahr. Nach diesem Leistungsausweis wird das Management neu organisiert und CEO Simon Wilkinson tritt per sofort zurück. Zudem nimmt Myriad neues Kapital auf.
Der Umsatz des Unternehmens fiel in der ersten Hälfte des Geschäftsjahrs 2012 im Vergleich zum Vorjahr um gut 28% auf 25,1 Mio USD. Das Unternehmen begründet diese deutliche Korrektur mit der geringeren Nachfrage nach Software, weil die Volumen für gängige Handys (Feature Phones) sanken. Die Lizenzeinnahmen halbierten sich auf 10,7 Mio USD, die Einnahmen aus dem Servicegeschäft verbesserten sich hingegen um 5,1% auf 14,4 Mio, teilte der Handy-Software-Hersteller am Mittwoch mit.
Die Sparte «Device Solutions», die Servicelösungen im Software- und Technikbereich erbringt, erreichte einen Umsatz von 14,0 Mio USD. Der Unternehmensteil «Mobile Services» erzielte im selben Zeitraum einen Erlös von 11,1 Mio USD. In diesen Bereich ist unter anderem der erworbene Teil des Konkurrenten Synchronica eingebettet.
Deutlich höherer Verlust
Der Bruttogewinn vor Restrukturierung brach um 88% auf 2,3 Mio USD ein. Vor Restrukturierungskosten wurde beim EBITDA mit -6,3 Mio USD ein Verlust verbucht nach noch +7,3 Mio im Vorjahr. Die EBITDA-Marge rutschte damit ins Minusnach zuvor 20,7%. Der EBIT betrug -23,4 Mio USD nach zuvor -3,3 Mio. Ohne Restrukturierungskosten belief sich der operative Verlust auf 17,3 Mio USD, nach +0,4 Mio im Vorjahr. Der Reinverlust stieg auf 23,3 Mio von 4,6 Mio USD im Vorjahr.
Die zweite Hälfte des Jahres 2012 wird vom Management des Unternehmens als «Schlüsselperiode» bezeichnet. Die Gesellschaft Myriad erwartet eine signifikante Verbesserung der Profitabilität gegenüber dem Vorsemester. Eine konkrete Guidance für 2012 gibt das Management aber nicht bekannt.
CEO tritt zurück
CEO Simon Wilkinson tritt per sofort von seinem Posten zurück. Bis zur Ernennung eines Nachfolgers übernehmen Finanzchef James Bodha, COO Gary Bunney sowie der neu zum Marketing-Chef ernannte Mike Grant gemeinsam die Aufgaben des CEO. Sie würden direkt an Verwaltungsratspräsident Erik Hansen berichten.
Wilkinson werde weiterhin im Verwaltungsrat von Myriad verbleiben und beratend für das Gremium sowie für den Verwaltungsratspräsidenten verantwortlich sein, heisst es weiter. Der Myriad-Verwaltungsrat spricht Wilkinson in der Medienmitteilung seinen Dank für seine Tätigkeit als CEO in den vergangenen fünf Jahren aus.
Kapitalerhöhung
Zudem nimmt die Gesellschaft eine Kapitalerhöhung im Volumen von 10 Mio CHF vor. Das Unternehmen begibt rund 4,035 Mio Aktien mit einem Nominalwert von 0,10 CHF. Die Papiere werden zu einem Ausgabepreis von 2,50 CHF angeboten und die Emission vollumfänglich von der BZ Bank garantiert.
Die Übernahme von Synchronica und die damit einhergehende Verringerung der liquiden Mittel sei unter anderem ein Grund gewesen, warum das Unternehmen eine Kapitalerhöhung vollziehen muss, erklärte CFO James Bodha an einer Medienkonferenz. Die Cash-Positionen sollen dadurch wieder gestärkt werden. Die Gelder würden für die Integration der akquirierten Synchronica verwendet und Myriad bei der Umsetzung ihrer Strategie dienen, sagt das Management.
Die Aktienemission wird im Rahmen des genehmigten Kapitals vorgenommen. Die bestehenden Aktionäre erhalten ab dem 27.09. Bezugsrechte im Verhältnis von einer neuen Aktie zu 14 gehaltenen Anteilsscheinen. Das Ende der Ausübung der Bezugsrechteemission ist für den 12.10. terminiert.
Die Aktien Myriad tendieren um 11.50 Uhr nach wie vor im Minus. Sie geben um deutliche 16% nach auf 2,00 CHF. Der SPI-Gesamtmarkt liegt derweil mit 0,9% in der Verlustzone. (awp/mc/upd/ps)