Lugano – Die Schweiz hat einen neuen Supercomputer. Der Rechner mit dem Namen «Alps» wurde am Samstag am nationalen Hochleistungsrechenzentrum in Lugano von Bundesrat Guy Parmelin offiziell eingeweiht. Er gehört zu den leistungsstärksten Supercomputern der Welt.
«‹Alps› ist Ausdruck unserer Vision einer von Wissen und Fortschritt geprägten Zukunft», sagte Parmelin bei der Eröffnung in einer Ansprache.
Um die Berechnungen durchzuführen, die «Alps» in einem Tag schafft , bräuchte ein handelsüblicher Laptop ganze 40’000 Jahre, wie Michele De Lorenzi, Vize-Direktor und Kommunikationsverantwortlicher des Schweizerischen Hochleistungsrechenzentrums (CSCS), der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte.
Entwickelt wurde der neue Supercomputer, um den extremen Daten- und Rechenanforderungen der Wissenschaft gerecht zu werden, wie die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich (ETH Zürich) in einer Mitteilung vom Samstag schrieb. Anwendungen soll er insbesondere in der Klimatologie, wo riesige Mengen an Daten anfallen, und im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI), finden. Der Supercomputer ermöglicht es laut der ETH Zürich, komplexe KI-Modelle für wichtige Anwendungen zu trainieren, beispielsweise in der Medizin und Klimaforschung.
Im Einsatz ist «Alps» auch für die Wettervorhersagen des Bundesamts für Meteorologie und Klimatologie (Meteoschweiz). Seit Juni basieren diese Vorhersagen auf einem neuen Wettermodell mit dem Namen «Icon», das die Wetterprognosen auf der Basis einer enormen Datenmenge erstellt. Ein normaler Computer könnte diese Datenmenge nicht bewältigen.
Computer füllt 33 Schränke
Untergebracht ist der Computer in 33 Schränken, die eine Fläche von 116 Quadratmetern einnehmen. Im Vergleich zu seinem Vorgänger, dem Supercomputer «Piz Daint», ist «Alps» 20 Mal leistungsfähiger. «Ein einzelner Schrank von ‹Alps› entspricht fast der ganzen Leistung von ‹Piz Daint'», sagte De Lorenzi.
In der Top500-Liste der Supercomputer vom Juni dieses Jahres belegte er den sechsten Rang. Zum Zeitpunkt der Messungen für diese Liste war er erst zu rund 60 Prozent ausgebaut. Fertig abgenommen wurde er erst vergangene Woche. De Lorenzi schätzt, dass der Computer in der nächsten Rangliste, die im November publiziert werden soll, noch einige Plätze weiter vorne liegen könnte.
Fünfmal so viel Energie wie der Jet d’Eau
Diese Liste sei aber für die Entwicklung von «Alps» nicht ausschlaggebend gewesen. «Für uns war wichtig, dass er die Aufgaben, die die Wissenschaft stellt, gut und effizient lösen kann», stellte De Lorenzi klar.
Um diese Rechnungen durchführen zu können, braucht «Alps» bei Normalbetrieb rund 5,2 Megawatt Energie. Etwa fünfmal so viel wie der Jet d’Eau in Genf. Damit sei «Alps» sehr effizient, sagte De Lorenzi. Sein Vorgänger habe zwar eine 20 Mal schlechtere Rechenleistung gehabt, aber nur drei bis vier Mal weniger Strom verbraucht. (awp/mc/pg)