Nokia-CEO Stephen Elop.
Espoo – Der angeschlagene finnische Handyhersteller Nokia hat im dritten Quartal weiter an Boden verloren. Beim Umsatz konnten die Finnen den Negativtrend nicht aufhalten und erlösten rund ein Siebtel weniger, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Auch unter dem Strich stand wie im zweiten Quartal erneut ein Verlust. Der ehemals unangefochtene Weltmarktführer kämpft seit geraumer Zeit mit dem Trend zum Smartphone.
Mit den vorgelegten Zahlen konnte Nokia die Erwartungen der Analysten aber übertreffen. Dem Kurs der Aktie tat das gut: Am Mittag ging es in Helsinki in einem schwachen Marktumfeld um 7,14 Prozent auf bis 4,80 Euro nach oben.
Erneut Verlust
Die Finnen hatten es verpasst, frühzeitig eine schlüssige Strategie bei den computerähnlichen Mobiltelefonen zu verfolgen. Im vierten Quartal will der Handyhersteller daher die ersten Geräte mit dem Betriebssystem Windows Phone 7 von Partner Microsoft verkaufen. Konzernchef Stephen Elop aber ist sich bewusst, dass der Weg zurück an die Spitze der Branche nach wie vor schwierig wird. Auch im dritten Quartal stand unter dem Strich ein Verlust. Dieser fiel mit 68 Millionen Euro geringer aus als im Vorquartal (368 Mio EUR). Der Umsatz rutschte knapp unter die Marke von 9 Milliarden Euro, nachdem es im Vorjahr noch rund 10,3 Milliarden Euro gewesen waren.
Mehr Telefone verkauft als erwartet
Bei der operativen Gewinnspanne der Gerätesparte Devices & Services schaffte das Unternehmen hingegen wieder den Sprung ins Plus. Nach einer negativen Marge im Vorquartal blieb von den Erlösen 2,4 Prozent übrig. Für das vierte Quartal ist Nokia daher vorsichtig zuversichtlich: Dann wollen die Finnen ebenfalls positiv abschneiden, und zwar in einer Bandbreite von 1 bis 5 Prozent. Grund für das bessere Abschneiden waren deutlich besser als erwartete Verkäufe von günstigeren Mobiltelefonen. Während das Unternehmen bei den Smartphones vierzig Prozent weniger absetzte, legte es im Bereich günstigerer Telefone sogar um rund acht Prozent zu. Als Folge sank der durchschnittliche Verkaufspreis erneut spürbar von 65 Euro auf nun 51 Euro. Analysten hatten mit deutlich weniger verkauften Mobiltelefonen gerechnet.
Zuwachs in Schwellenländern
Die Schwäche Nokias bei den teureren Smartphones macht sich auch im regionalen Geschäft der Finnen bemerkbar. Im Mittleren Osten und Afrika sowie in Asien-Pazifik verkaufte der Konzern sogar mehr Telefone, in Nordamerika kollabierte der Absatz hingegen um knapp 80 Prozent. In Indien habe Nokia durch den Vertrieb sogenannter Dual-SIM-Telefone Marktanteile hinzugewonnen, sagte Konzernchef Stephen Elop. Mit diesen Telefonen können Kunden zwei Netze gleichzeitig nutzen. In Schwellenländern können Handyhersteller noch mit Zuwächsen bei normalen Mobiltelefonen punkten.
Auch NSN in Schwierigkeiten
Das Gemeinschaftsunternehmen Nokia Siemens Networks (NSN) steckt ebenfalls weiter in Schwierigkeiten. Nachdem Nokia und Siemens keinen Abnehmer für die Netzwerktochter fanden, wollen die Partner das Unternehmen selbst wieder auf die Beine stellen und haben erneut Geld in das Unternehmen gesteckt. Doch das Joint Venture schreibt nach wie vor Verluste. In ausgewählten Ländern will das Unternehmen im vierten Quartal beginnen, sein angekündigtes erstes Smartphone mit dem Betriebssystem Windows Phone 7 einzuführen. Im Lauf des kommenden Jahres dann will der Konzern auf breiter Basis mit dem neuen Betriebssystem punkten. (awp/mc/ps)