Espoo – Der in der Krise steckende Handyhersteller Nokia hat im zweiten Quartal wegen einbrechender Absätze im Handygeschäft den ersten Quartalsverlust seit anderthalb Jahren eingefahren. Mit 88,5 Millionen Geräten verkauften die Finnen im zweiten Quartal deutlich weniger Geräte als ein Jahr zuvor, wie das Unternehmen mitteilte.
Der Umsatz sank um 7 Prozent auf 9,3 Milliarden Euro. Unter dem Strich rutschte der Handybauer in die roten Zahlen, im Berichtszeitraum lief ein Verlust nach Minderheitsanteilen von 368 Millionen Euro auf. Am Finanzmarkt waren jedoch Nokias angekündigte Kostensenkungsmassnahmen die ausschlaggebende Grösse. Nach den Zahlen stieg der Kurs der Aktie nach zunächst sehr nervösen Reaktionen deutlich an.
«Enttäuschende Ergebnisse»
Vorstandschef Stephen Elop sprach von enttäuschenden Ergebnissen, sieht das Unternehmen aber auf einem guten Weg, die langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Nokia, einst unangefochtener Marktführer bei Mobiltelefonen, hatte gleich mehrere grosse Trends verschlafen. Auch bei der derzeitigen Smartphone-Welle hinkt der Konzern der Konkurrenz hinterher. Laut Elop hat das Unternehmen aber inzwischen Fortschritte beim Abbau der Lagerbestände gemacht.
Sparkurs verschärft
Auch bei den Einsparungen will Nokia noch einmal nachlegen. Die Finnen wollen in der Geräte- und Dienstleistungssparte nun mehr als die bisher angestrebte eine Milliarde Euro einsparen. In diesem Segment waren die Umsätze im zweiten Quartal um 20 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro zurückgegangen. Bereits Ende Mai hatte das Unternehmen mitgeteilt, das angepeilte Ziel von 6,1 bis 6,8 Milliarden Euro Erlös im Quartal sei nicht zu halten. Die Netzwerksparte mit dem Joint Venture Nokia Siemens Networks soll ebenfalls deutlich effizienter arbeiten und operativ bis Ende dieses Jahres 500 Millionen Euro gegenüber 2009 einsparen. Für die kränkelnde Handysparte gab das Unternehmen keinen konkreten Ausblick. Die operative Marge soll aber im dritten Quartal den negativen Bereich verlassen.
Neue Zeitrechung
Nokia hatte kürzlich mit dem Schwenk hin zum Handy-Betriebssystem Windows Mobile von Microsoft eine neue Zeitrechnung für das Unternehmen eingeläutet. Das eigene Betriebssystem Symbian war im Wettbewerb mit den Handys von Apple und dem Google-Betriebssystem Android unter die Räder geraten. Ein starker Preiskampf ist die Folge und setzt Nokia zu. Kurz vor der Nokia-Bilanz hatte der US-Konzern Apple einen Rekordgewinn von umgerechnet 5,2 Milliarden Euro vor allem dank seines Smartphone-Erfolges mit dem iPhone veröffentlicht. Nokia will daher neue Produkte mit dem Microsoft-Betriebssystem nach und nach in die Märkte einführen, um nicht noch weiteren Boden zu verlieren. (awp/mc/upd/ps)